Bildquelle: © Porto Casa da Música
Die Uraufführung von "Ruf" für Orchester und Tonband 1977 in Royan und Donaueschingen bedeutete für den portugiesischen Pousseur- und Stockhausen-Schüler Emmanuel Nunes den internationalen Durchbruch. Die filigrane Musik in eigener, unverkennbarer Sprache, die später auch in Venedig und Paris aufgeführt wurde, sorgte mit ihrer raffinierten Raumkonzeption immer wieder für Aufsehen. Das von Stefan Blunier dirigierte Orquestra Sinfónica do Porto, das in der architektonisch spektakulären Casa da Música mit beeindruckender Akustik beheimatet ist, hat am 28. September im Herkulessaal der Münchner Residenz Emmanuel Nunes’ Schlüsselwerk an den Anfang dieses "räsonanz - Stifterkonzerts" gestellt - ein erstmaliges Münchner Gastspiel von Portugals bedeutendem Sinfonieorchester im 50. Jahr nach der portugiesischen "Nelkenrevolution".
Nach der Pause widmeten sich die Musiker*innen gemeinsam mit dem Arditti Quartet, das dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, Helmut Lachenmanns "Tanzsuite mit Deutschlandlied": eine Art Konzert für Streichquartett und Orchester, in dem schattenhafte Walzerreste, knarzende Polkas und geklopfte Wiegenlieder aufeinandertreffen. Eine Musik, die, in Lachenmanns Worten, dazu einlädt, hellhörig zu werden: "Ich habe die Nazizeit noch erlebt und mitbekommen, wie man unter dem Eindruck von Musik hörig wurde, beim Deutschlandlied, auf das gleich das Horst-Wessel-Lied folgte. Infolgedessen reizte es mich natürlich, diese Art von Macht, die Musik haben kann, als eine Provokation anzunehmen und dieses scheinbar machtgebietende Objekt auf seine Anatomie hin auszuleuchten."