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Ob bei „La Bohème“ oder „Madame Butterfly“, ob bei „Tosca“ oder „Turandot“ - bezaubert, beschwingt oder zu Tränen gerührt, dies sind Musikfans auf der ganzen Welt bei Puccinis Opern. Dass der italienische Belcanto-Großmeister auch im symphonischen Genre, in der geistlichen Musik sowie auf dem Gebiet der Kammermusik etwas zu sagen hatte, gerät dabei leicht in Vergessenheit. Unsere Divertimento-Ausgabe zum 100. Todestag Puccinis am 29. November präsentiert die drei bedeutendsten Instrumentalwerke des Komponisten für den Konzertsaal, flankiert von Opern-Vorspielen und -Intermezzi, die sich auch jenseits des Musiktheaters in Symphoniekonzerten und bei Open Airs etabliert haben. Das Preludio sinfonico entstand 1882, im zweiten Studienjahr Puccinis am Mailänder Konservatorium. Gleich der Anfang zeugt von ausgeprägtem Klangsinn: Ein zarter Bläsersatz (quasi „religioso“), sanfte Streicherklänge und ein volltönendes Tutti folgen zunächst aufeinander. Der Höhepunkt, besiegelt von Beckenschlägen, ist kunstvoll nach dem Goldenen Schnitt gesetzt. Durch das Ganze geistern Reminiszenzen an Wagners „Lohengrin“, raffinierte Akkordfortschreitungen führen zum verklärten Schluss à la „Tristan“. Gewissermaßen zu den „Außenbezirken“ von Puccinis geistlicher Musik gehören die „Crisantemi“, die in der Streichquartett-Fassung wie in der Bearbeitung für Streichorchester bekannt wurden und nicht selten im Konzertsaal zu hören sind. Crisantemi ist das italienische Wort für Chrysanthemen - jene Zierpflanzen mit großen strahlenförmigen Blüten, die man mit dem Gedenken und der Trauer am Allerseelen-Tag verbindet. Auch Puccinis Streicherstück ist eine Trauermusik, ein Lamento, eine Elegie, komponiert auf den Tod eines Sohnes des italienischen Königs Vittorio Emanuelle II. im Jahr 1890. Das Capriccio sinfonico von 1883 ist eine der Abschlussarbeiten von Puccinis Studium in Mailand. Sie gibt sich unverhohlen theatralisch: Bei der plakativen Eröffnung mit Trommelwirbel kann man geradezu sehen, wie sich der Vorhang zu einer düsteren Opernszene öffnet. In der Tat hat Puccini den Hauptgedanken dieses langsamen Eröffnungsteiles für die Trauermusik im III. Akt seiner zweiten Oper, dem „Edgar“ von 1889, recycelt. Das Hauptthema des schnellen Mittelteiles im Capriccio kehrt dann 1895 als turbulente Einleitung der Oper „La Bohème“ wieder. Der Weg war gewiesen…
Uhrzeit | Werk/Titel | Komponist/Interpret |
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12:05 | La tregenda aus: Le Villi | Giacomo Puccini (1858-1924) / Münchner Rundfunkorchester; Ivan Repusić |
12:10 | Preludio sinfonico A-Dur | Giacomo Puccini / Münchner Rundfunkorchester; Ivan Repusić |
12:19 | Intermezzo aus: Madama Butterfly | Giacomo Puccini (1858-1924) / Münchner Rundfunkorchester; Ivan Repusić |
12:27 | Crisantemi | Giacomo Puccini (1858-1924) / Münchner Rundfunkorchester (Streicher); Robert Trory |
12:35 | Capriccio sinfonico | Giacomo Puccini / Münchner Rundfunkorchester; Ivan Repusić |
12:47 | Intermezzo aus: Manon Lescaut | Giacomo Puccini (1858-1924) / Münchner Rundfunkorchester; Kurt Eichhorn |
12:52 | Vorspiel 3. Akt aus: Edgar | Giacomo Puccini (1858-1924) / Münchner Rundfunkorchester; Jan Latham Koenig |
12:55 | Arie aus: Tosca. Bearbeitung | Giacomo Puccini (1858-1924) / Sandro Ivo Bartoli (Klavier) |