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Thomas Adès, geboren 1971 in London, ist vermutlich der populärste britische Komponist derzeit, dessen Musik raffiniert gewebt ist, aber trotzdem gut ins Ohr geht. Und Adès ist ein Allrounder, ein exzellenter Pianist und darüberhinaus auch ein versierter Dirigent, wie er 2020 beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bewiesen hat. Im März 2024 kehrte Adès nach München zurück - als Komponist eines Auftragswerks zum 75. Geburtstag des BRSO. Der vom Lateinischen geprägte Titel "Aquifer" stammt aus der Geologie und bezeichnet poröse Gesteinsschichten, die Grundwasser "tragen", also speichern und leiten können - und damit auch für die Nutzung der geothermischen Energie bedeutsam sind. Und wer wäre als Uraufführungsdirigent besser geeignet gewesen als sein Freund Simon Rattle, der von Adès 1997 bereits "Asyla" beim City of Birmingham Symphony Orchestra aus der Taufe gehoben und mit dem Werk auch seine Ära bei den Berliner Philharmonikern eröffnet hat. "Aquifer" entpuppte sich denn auch als spannendes Orchesterwerk im pulsierenden Flow der Klänge. Dieses Geburtstagsstück für sein neues Orchester nahm Rattle im vergangenen Sommer auch auf die Festival-Tournee des BRSO mit. Beim niederösterreichischen Grafenegg-Festival kombinierte Rattle "Aquifer" mit der Vierten Sinfonie von Anton Bruckner - die "Romantische" hatte er in München zuvor noch nicht dirigiert.