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Beethoven bewegt

BR-KLASSIK feiert Beethovens 250. Geburtstag

Der Klavierpodcast mit Igor Levit 32 x Beethoven

Igor Levit macht Beethovens Welt lebendig. In 32 Podcast-Folgen – eine für jede Sonate – wird hörbar, was Beethovens Musik so revolutionär und einzigartig macht. Wie es sich anfühlt und welche Arbeit darin steckt, sie zu spielen. Und warum sie bis heute Menschen inspiriert, sich für Freiheit und Menschlichkeit einzusetzen. Furios illustriert von Igor Levit am Klavier, im Gespräch mit seinem guten Freund, dem Beethoven-Experten Anselm Cybinski. Alle Folgen des Podcasts sind online.

Igor Levit | Bildquelle: Felix Broede

Bildquelle: Felix Broede

250 Jahre Beethoven? Im Ernst? So wenig Sockel war selten: Wir sind ganz nah dran, sind mittendrin. Dürfen alles fragen, von allen Seiten hören und schauen. Igor Levit – agil und zugewandt, unprätentiös aber meinungsstark – kennt jede Wendung der Beethoven-Sonaten auswendig. Brillant demonstriert er die schwierigsten Stellen aus dem Stand und zieht originelle Vergleiche zu Schubert, Wagner oder lebenden Komponisten wie Jörg Widmann. Der 32-Jährige begreift die inneren Zusammenhänge und erklärt die historischen Hintergründe von Beethovens Sprache. Er lässt uns die immense emotionale Kraft und die hohe Anspannung der Musik miterleben, macht sozusagen ihren Muskeltonus spürbar. Er vermittelt den schalkhaften Witz und übersetzt Beethovens ethischen Ernst in Fragen, die uns angehen. Wenn Igor Levit am Klavier sitzend über die 32 Klaviersonaten spricht, ist ihre Faszination sofort gegenwärtig.

Podcast "32 x Beethoven"

Den Podcast "32 x Beethoven" finden Sie hier, in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt – von Spotify bis Apple Podcast. Die Folgen liefen auch alle auf BR-KLASSIK, im Anschluss jeweils die komplette Klaviersonate.

Igor Levit und Anselm Cybinski bei Podcast-Aufnahmen von "32x Beethoven" | Bildquelle: Christian Kruppa Anselm Cybinski und Igor Levit | Bildquelle: Christian Kruppa "Das ist Musik, in der so unglaublich viel auf engstem Raum passiert! Genau das entspricht mir", meint Levit. "So bin ich, so ist meine Persönlichkeit: sehr schnell im Kopf und im Handeln. So viele Eindrücke wie möglich, die maximale Kompression der Erfahrung. Dabei verspüre ich aber immer auch den Wunsch, mich zu versenken, ganz bei mir zu sein, den langen Atem zu spüren. Die großen langsamen Sätze wie das tieftraurige Largo e mesto aus der D-Dur-Sonate op. 10/3 oder das Adagio sostenuto der Hammerklaviersonate, das sind für mich bis heute Rückzugsräume vor der Rastlosigkeit der Gegenwart. Auf merkwürdige Weise habe ich mich mit Beethoven immer besonders geborgen gefühlt. Vor allem dort, wo er sich Zeit nimmt und die drängende Dynamik seiner konflikthaften Sätze zur Ruhe bringt.

Du hast das Gefühl, dir fliegen die Blitze um die Ohren.
Igor Levit

Doch das entgegengesetzte Extrem mag ich genauso. Den Beginn des Kopfsatzes der Waldstein-Sonate zum Beispiel. Das ist sofort ein Puls von 180. Einen unglaublicheren Anfang kann man sich gar nicht vorstellen. Pure Energie, purer Strom, pure Erwartungshaltung. Freude, Glück, Neugierde, Liebe. Du kannst selten ruhig atmen und musst trotzdem immer souverän sein. Die Musik verlangt ein irrsinniges Tempo – Du hast das Gefühl, Dir fliegen die Blitze um die Ohren!"

Die 10.000-Stunden-Regel

Igor Levit ist der lebende Beweis der "10.000-Stunden-Regel". Offenbar stimmt es, dass man sich mehrere tausend Stunden mit einer Sache beschäftigt haben muss, um ihre geheimsten Gesetze, ihre Grammatik zu verinnerlichen. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr hat Igor Levit mehr Zeit mit Beethoven verbracht als mit jedem anderen Komponisten. Ganze fünf Jahre nötigte ihn sein Professor in Hannover, immer wieder die frühe Sonate op. 2 Nr. 2 zu studieren.

Mit 28 Jahren der komplette Zyklus

"Am Notentext dieses Werks habe ich das allermeiste über Beethoven gelernt. Ich habe mir ein Vokabular angeeignet, das ich auf andere Stücke übertragen konnte, auch auf die Diabelli-Variationen, die dann über viele Jahre zu einem wirklich Identitäts-bildenden Werk für mich wurden", erinnert sich der Pianist. Bereits 2013 spielte er die fünf späten Sonaten ein. Und schon 2015, mit erst 28 Jahren, präsentierte er im Konzert seinen ersten Durchlauf durch den ganzen Zyklus.

Kein Tag ohne Beethoven

Kein Tag vergeht, an dem er nicht auf die eine oder andere Weise über die Musik des Bonner Meisters nachdenkt, sagt Levit heute. Im Herbst 2019 erschien bei Sony Classical seine gefeierte Gesamtaufnahme der 32 Sonaten auf CD. Jetzt, im Jubiläumsjahr 2020, ist er es, der die Zuhörerinnen und Zuhörer bei bedeutenden Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Lucerne Festival oder beim Musikfest Berlin über dieses imposante Massiv führen darf.

Allein Freiheit, Weitergehen ist in der Kunstwelt wie in der ganzen großen Schöpfung Zweck.
Ludwig van Beethoven

Igor Levit und Anselm Cybinski bei Podcast-Aufnahmen von "32x Beethoven" | Bildquelle: Christian Kruppa Bildquelle: Christian Kruppa Der Podcast "32x Beethoven" setzt kein Spezialwissen voraus. Kurzweilig, spontan und informativ schafft Levit Zugänge zur Wunderwelt der Beethoven-Sonaten. Hans von Bülows Wort vom "Neuen Testament der Klaviermusik" bekommt dabei seine neue Bestätigung: Nirgendwo sonst lässt sich die kompositorische Entwicklung des Meisters so lückenlos nachvollziehen wie in dieser rund dreißig Jahre umspannenden Werkgruppe. Es gibt keine Wiederholungen bewährter Muster in ihr, jede Sonate erfindet ihre eigenen Gesetze. Und die größten Entdeckungen macht Igor Levit abseits der ganz bekannten Sonaten. "Allein Freiheit, Weitergehen ist in der Kunstwelt wie in der ganzen großen Schöpfung Zweck" – so beschrieb Beethoven in einem Brief an seinen Schüler, den Erzherzog Rudolf, seine Mission. Genau diese Haltung befeuert Levits verbal-pianistischen Rundgang durch die 32 Sonaten.

Kontakt

Igor Levit und Anselm Cybinski freuen sich über Feedback zu Podcast - einfach direkt über den Fragebogen.

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