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Kostprobe | 11.06.2023 Die Freitagsakademie spielt Quartette von Johann Gottlieb Janitsch

Keiner ist galanter als der Schlesier Johann Gottlieb Janitsch. Seine filigranen Quartette sind Meisterwerke des empfindsamen Stils. Die Schweizer Freitagsakademie interpretiert sie feinnervig und filigran. Eine unbedingte Empfehlung.

Bildquelle: Prospero

Die Meisterwerke klassischer Musik waren jahrhundertelang dem Adel vorbehalten. Doch dann entstand in Hamburg 1678 Deutschlands erstes bürgerliches Opernhaus. In Leipzig gründete Georg Philipp Telemann 1701 mit Studenten das Collegium musicum. Und auf Schloss Rheinsberg rief Johann Gottlieb Janitsch 1738 eine Konzertreihe ins Leben, die auch für bürgerliches Publikum geöffnet war. Janitsch, der Hofmusiker beim Kronprinzen Friedrich war, setzte diese Freitagsakademien ab 1740 in Berlin fort, als sein Dienstherr preußischer König wurde. Die wöchentliche Konzertreihe mit hervorragenden Musikern der Hofkapelle war ein Riesenerfolg und ein Meilenstein der Entwicklung des bürgerlichen Konzertwesens in Deutschland.

Kammermusik von Janitsch

Kein Wunder also, dass sich das Alte Musik-Ensemble namens Die Freitagsakademie dem Werk von Johann Gottlieb Janitsch besonders verpflichtet fühlt. Gerade hat die seit 30 Jahren bestehende Gruppe aus Bern eine neue CD mit Kammermusik von Janitsch vorgelegt. Der hat zwar auch Sinfonien und Vokalmusik komponiert – darunter sogar eine Kantate zur Hochzeit von Friedrichs Lieblingsschwester Wilhelmine mit dem Markgrafen von Bayreuth – doch am besten war Janitsch einfach als Kammermusiker. Seine Triosonaten im barocken Stil der Sonata da chiesa waren beliebt. Noch populärer aber wurden seine Quartette, von denen Die Freitagsakademie fünf aufgenommen hat, darunter zwei Ersteinspielungen.

Galanter Stil

Unter allen Komponisten des neuen empfindsamen Stils ist Johann Gottlieb Janitsch der Galanteste. Man sieht seine seidenbestrumpften Beine mit den Schnallenschuhen förmlich vor sich, wie sie im Takt wippen, wenn man diese Aufnahmen der Freitagsakademie hört. Es sind filigrane Interpretationen von erfahrenen Musikern, die sich gegenseitig Raum lassen und aufeinander hören. Dieses durchlässige, achtsame Musizieren kommt den Quartetten in ihrer galanten Ausrichtung, den fein kolorierten Melodien und der kontrapunktischen Stimmführung ideal entgegen. Besser kann man es nicht machen. Und Janitsch, der schlesische Kaufmannssohn in Diensten des preußischen Königs, der sich für das bürgerliche Publikum maßgeblich einsetzte, hat es verdient, gehört zu werden.

Johann Gottlieb Janitsch: Kammermusik

Die Freitagsakademie
Label: Prospero

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 11. Juni 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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