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Von den Werken Joseph Haydns entstand schon zu seinen Lebzeiten eine Fülle an Bearbeitungen, gedacht vor allem für häusliche Kammermusik. Eine neue Aufnahme präsentiert Haydn im Kompaktformat und zieht den Hut vor dem Geschick begabter Arrangeure.

Bildquelle: © Prospero

Versetzen wir uns gedanklich mal ganz weit zurück. In eine Zeit, in der es weder CDs, Youtube oder Spotify gab, sondern eine Lebenswirklichkeit ganz ohne Tonkonserven. Allerdings tat das der Begeisterung für Musik damals keinen Abbruch. Doch wie Ohrwürmer aus dem Konzertsaal, von der Opernbühne nach Hause holen, immer wieder hören, sich ordentlich daran berauschen?

Vergessenene Bearbeitungen

Da half nur eines: Selbst die Instrumente auspacken, Hausmusik! Und deswegen war es um 1800 gängige Praxis, dass von groß besetzten Stücken prominenter Komponisten sogleich auch Kammermusik-Bearbeitungen auf den Markt gebracht wurden. Zum Beispiel von Werken Joseph Haydns – und das in erheblicher Menge. Denn Haydn war schon zu Lebzeiten so berühmt, dass ganz Europa sich um ihn riss und Damen bei seinen Konzerten in Ohnmacht fielen. Einige dieser heute vergessenen Bearbeitungen hat das Ensemble Nuovo Aspetto ausgegraben und auf einer CD zusammengestellt. Das Spannende daran: Neben der nach wie vor unschlagbar geistreichen Musik Haydns begegnen wir nun auch den kreativen Köpfen in zweiter Reihe, den Arrangeuren. So etwa dem Salzburger Benediktinerpater Meingosius Gaelle, der die große Sinfonie Nr. 60 zu einem brillanten Quintett eingedampft hat. In dieser Aufnahme musizieren drei Streicher, Hackbrett und Harfe.

Popsongs der damaligen Zeit

Damit aus einem Orchesterstück effektvolle Kammermusik werden kann, braucht es allerdings auch bravouröse Interpreten – so wie die von Nuovo Aspetto. Ohne Furcht und Tadel spielen sie derartig hinreißend, dass man das Original Haydns keinen Augenblick vermisst. Auch Joseph Haydn selbst hat Bearbeitungen angefertigt. Populär sind bis heute die von schottischen und walisischen Volksliedern, Popsongs der damaligen Zeit. Und so ist es folgerichtig, dass auf der Aufnahme von Nuovo Aspetto auch der Arrangeur Haydn in Erscheinung tritt, beispielsweise mit dem Trinklied eines gutgelaunten Barden, dem hier Hannah Morrison ihre schöne Stimme leiht.

Klar, ein Original ist ein Original, Bearbeitungen bleiben immer eine Adaption. Aber wenn sie so gut gemacht und vor allem so gut gespielt werden wie hier, dann sind sie kein Anlass zum Naserümpfen, sondern ganz einfach Grund zur Freude über neues Kammermusik-Repertoire – und über schöne Musik.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 22. August 2021, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK