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Kostprobe | 13.02.2022 Rückzug ins barocke Arkadien

Das Kölner Ensemble NeoBarock entführt auf leisen Schwingen in ein utopisches Ideal: Arkadien. Malerisch, melancholisch oder tanzfreudig. So stellten sich Schmelzer, Biber, Tartini und Kollegen in ihren Pastoralen und Pastorellen das Schäferidyll vor.

Bildquelle: © ambitus

In diesen Coronazeiten, wo das gesellschaftliche Leben aus Infektionsschutzgründen wie eingefroren wirkt, sehnt man sich nach Rückzugsorten. Heute ist das Ideal wahrscheinlich eine einsame Südseeinsel mit Kokospalmen und endlos weißem Sand. Im Barock dagegen träumte man sich nach Arkadien. Dort bestand die idealisierte Natur aus einer Schäferidylle. Liebliche Hügel in einer südlichen Landschaft, gerne von einem sprudelnden Bächlein durchzogen. Das Ganze locker besiedelt mit singenden Hirten, friedlichen Schafen, anmutigen Nymphen und lüsternen Faunen. In seinem neuen Album entführt uns das Kölner Originalklangensemble NeoBarock genau an diesen Sehnsuchtsort.

Badende Nymphen und tanzende Hirten

In Giuseppe Tartinis großangelegter Pastorale wird ein komplettes arkadisches Bild geboten. Von der trägen Rast in der Mittagshitze unter schattigen Bäumen an einer kühlenden Quelle über die badenden Nymphen und den Schilfrohrflöte spielenden Pan bis hin zu den tanzenden Hirten mit ihren Sackpfeifen reicht das Spektrum der Naturidylle. In Tönen gemalt auf einer skordierten Violine, die von NeoBarock-Gründerin Maren Ries virtuos und farbenreich gespielt wird.

Grundthema Sehnsucht

In Johann Heinrich Schmelzers Sonate "La bella Pastora - Die schöne Hirtin" sind es gleich zwei Violinen, die für arkadisches Ambiente sorgen. Hier ist die Stimmung eher wehmütig. So als trauere die Musik dem Ideal vom harmonischen Leben in der Natur als einem verlorengegangenen Paradies nach. Das Grundthema ist das der Sehnsucht.

Paradiesische Zustände

Heinrich Ignaz Franz Biber ist ebenfalls mit einer sehr ausdrucksstarken Pastorella vertreten. Und auch auf den christlichen Kontext der Schäferidylle wird vom Ensemble NeoBarock klangvoll hingewiesen in der über 17 Minuten langen Choralfantasie eines anonymen Komponisten über das Kirchenlied "Wie schön leuchtet der Morgenstern". Denn Jesus Geburt in einem Stall umrahmt von Tieren und Hirten lässt sich auch als arkardisches Ideal deuten. Aufgelockert wird die CD "Arcadia. Paradise in Music" durch kurze, anmutige Pastoralen für das Cembalo. NeoBarock ist mit diesem Programm ein irdisch-schönes Album über paradiesische Zustände gelungen. Wie gemacht für den nächsten Lockdown, um sich nach Arkadien zu träumen.

Arcadia - Paradise in Music

Pastoralen von Schmelzer, Tartini, Biber, Scarlatti und anonymen Komponisten
Ensemle NeoBarock
Label: ambitus

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 13. Februar 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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