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Chaconne Barocke Variationsform

Immer dasselbe und doch immer was Neues: Das ist die Idee der Chaconne, die für Solo-Instrumente genauso wie für Orchester komponiert wurde und oft als krönender Abschluss einer Suite oder eines Bühnenwerks dient.

Chaconne für Cembalo von Jacques Champion de Chambonnières | Bildquelle: Jacques Champion de Chambonnières

Bildquelle: Jacques Champion de Chambonnières

"Die Chaconne" – genannt mit bestimmtem Artikel, ist immer ein bestimmtes Stück gemeint - für viele das Stück aller Stücke: der Abschlusssatz der Partita in d-moll für Violine solo von Johann Sebastian Bach. Ein üppiges, virtuoses und gleichzeitig stark verinnerlichtes Werk überragender Meisterschaft von fast 15 Minuten Länge, womöglich geschrieben als Tombeau für Bachs verstorbene erste Frau. Italo Svevo schrieb in seinem Roman "Zeno Cosini" über dieses Stück:

"Niemals ... habe ich die Schönheit dieser Musik in solchem Maße empfunden. Sie entstand unglaublicherweise aus diesen einfachen vier Saiten, wie ein Engel Michelangelos aus einem Marmorblock."

CHACONNE VERSUS PASSACAGLIA

So einzigartig dieses grandiose Meisterwerk auch ist – im Barock war die Chaconne eine gebräuchliche Variationsform. Das Thema, meist in der Form eines ostinaten Basses, einer stets wiederkehrenden Bassmelodie, steht fast immer im 3er-Takt und bildet die Grundlage für die Variationen. Im Gegensatz zur Passacaglia darf dieses Thema aber durchaus abgewandelt und auch durch die anderen Stimmen geführt werden. Ursprünglich war die Chaconne ein Tanz, der aus dem spanisch besetzten Lateinamerika seinen Weg nach Europa fand - und als solcher auch viel schneller und lebendiger.

DAS BESTE ZUM SCHLUSS

Erst später hat sich die langsam gemessene, gravitätische Form herausgebildet, die heute meistens mit der Chaconne verbunden wird. Anders als bei dem klassisch-romantischen "Thema mit Variationen" gehen die einzelnen Abschnitte der Chaconne ohne Pause ineinander über, so dass eine starke Geschlossenheit erreicht wird: die Variationen verschmelzen zu einem großen Ganzen. Damit bietet sich die Chaconne geradezu an für das prächtige Finale eines Bühnenwerks oder einer instrumentalen Suite, bei der alle Kunstfertigkeiten des Komponisten zum Einsatz kommen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 31. Oktober 2010, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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