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Johann Gottlieb Goldberg Deutscher Cembalist und Komponist des Barock

Alle Welt kennt Bachs Goldberg-Variationen. Aber wer kennt Johann Gottlieb Goldberg? Bachs begabtester Schüler war ein hochvirtuoser Pianist und achtbarer Komponist, der viel zu früh starb. Erinnerung an einen Unvollendeten.

Noten-Blatt | Bildquelle: colourbox.com

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Egal ob Popmusik oder Klassik. In beiden Musikrichtungen kennt man das sogenannte One-Hit-Wonder. Das sind Komponisten, die nur für ein einziges Musikstück bekannt sind, obwohl sie viel mehr und vielleicht auch viel besseres komponiert haben. Johann Pachelbel mit seinem Kanon zählt dazu, Marc-Antoine Charpentier mit der Eurovisionshymne oder Thomas Arne mit dem Patriotenhit Rule Britannia. Noch übler aber ergeht es Komponisten, die nur noch dem Namen nach bekannt sind. Und das auch nur, weil sie im Werk eines bekannten Konkurrenten auftauchen. Beethovens Diabelli-Variationen sind berühmt, aber wer kennt Anton Diabelli? Auch Mozarts Hoffmeister-Quartett ist ein Begriff, aber Franz Anton Hoffmeister? Und Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen sind ein Gipfel der Alten Musik. Aber wer ist Johann Gottlieb Goldberg?

Goldbergs Triosonaten

Schon als Kind in Danzig besaß der junge Johann Gottlieb Goldberg die Gabe unbekannte Noten fehlerfrei vom Blatt spielen zu können. Reichsgraf Hermann Carl von Keyserlingk war von dem Talent des Zehnjährigen so angetan, dass er ihn mit nach Dresden nahm, um ihm die musikalische Ausbildung zu finanzieren. Wilhelm Friedemann Bach und sein Vater Johann Sebastian Bach wurden Goldbergs Lehrer. Der "alte" Bach war vom Talent seines Eleven sogar so angetan, dass er ihn als seinen fähigsten Klavierschüler bezeichnete. Kein Wunder, dass sich in Goldbergs Triosonaten der Einfluss Bachs noch deutlich zeigt. Seine Sonate in C-Dur wurde sogar zweihundert Jahre lang für ein Werk seines Meisters gehalten.

Hochgräflicher Kammermusikus

Doch Johann Gottlieb Goldberg ließ sich auch vom damals neuen Stil des beginnenden Sturm und Drang beeinflussen. Leider war er so selbstkritisch, dass er viele seiner Kompositionen wieder vernichtet hat. Goldberg war als erstklassiger Cembalist und Organist bekannt, weniger als Komponist. Deshalb verpflichtete ihn der sächsische Ministerpräsident Graf Heinrich von Brühl auch als "Hochgräflicher Kammermusikus" in seine Privatkapelle. Dort starb Goldberg bereits im Alter von 29 Jahren an der Tuberkulose. Noch ein Grund, warum sich von ihm nur ein schmales Werk erhalten hat. Neben Goldbergs hervorragenden Triosonaten sind es ein paar Klavierwerke, zwei Kantaten und zwei recht schöne Cembalokonzerte.

Dass Goldberg durch Bachs berühmten Variationszyklus heute bekannter ist als durch sein eigenes Oeuvre, ist auch bloß einem Zufall zu verdanken. Bach widmete sein Werk nicht etwa seinem damals 14-jährigen Meisterschüler. Die Nachwelt prägte den Namen Goldberg-Variationen im 19. Jahrhundert. Und das auch nur aufgrund einer heute als unwahr angesehenen Anekdote, die Bachs erster Biograf posthum verbreitete.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 29. Mai 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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