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Les Arts Florissants Ein Immergrün der Barockflora

Da kommt ein Amerikaner über den Atlantik und will den Franzosen ihre Barockmusik näherbringen: Es verwundert nicht, dass William Christies Start mit Les Arts Florissants nicht einfach war. Doch das Durchhalten hat sich gelohnt!

Les Arts Florissants | 2006 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Es ist besonders der Klang. Den hat niemand anderes in dieser Weise, wenn wir Monteverdi oder Purcell oder was auch immer spielen. Und ich glaube, es ist auch die Art, wie man dem Publikum die Musik präsentiert. Was sehr wichtig für mich ist, ist, dass man ganz schnell einen Zugang zum Publikum hat."

So erklärt der Dirigent, Cembalist und Musikwissenschaftler William Christie, was Les Arts Florissants (zu Deutsch: Die blühenden Künste) eigentlich ausmacht. Gegründet hat der gebürtige Amerikaner sein Ensemble, das nach einer Kurzoper von Charpentier benannt ist, 1979, und wurde anfangs in seiner Wahlheimat Frankreich mit großem Misstrauen beäugt. Denn das Orchester spielte auf barockem Instrumentarium und der Chor sang sehr schlank und fokussiert - Klänge, die den Franzosen seinerzeit noch recht ungewohnt erschienen.

WELTWEITE RESONANZ

Doch bald etablierte sich die Alte-Musik-Bewegung in Frankreich, und William Christie gehörte mit seinem Ensemble zu den regelmäßig und gern gesehenen Gästen nicht nur am Théâtre de Caen, sondern auch auf Konzert- und Opernbühnen in Paris, London, New York oder Madrid. Sein Konzept dabei:

"Ich glaube, man muss immer so frisch und jung, dynamisch und einnehmend bleiben, wie man es vor 30 Jahren war. Keine Routine." William Christie

WIEDERGEBURT DES FRANZÖSISCHEN BAROCKS

Das Hauptverdienst des Ensembles ist es sicherlich, die französische Barockoper, aber auch die französische Motette des Barock wieder ins Bewusstsein des Publikums gebracht und zahlreiche Werke nach Jahrhunderten der Vergessenheit erstmals wieder aufgeführt und aufgenommen zu haben. So liegen von Christie und Les Arts Florissants inzwischen mehr als 100 Einspielungen vor, Großteils mit französischem, aber auch englischem und deutschem Barockrepertoire.

NACHWUCHSFÖRDERUNG UND ROSENZUCHT

Daneben liegt Christie aber auch die Nachwuchsarbeit sehr am Herzen. Dafür hat er in der Normandie ein Projekt ins Leben gerufen, in dem er mit jungen Sängern arbeitet, um ihnen den Sprung in die internationale Karriere zu erleichtern. Außerdem laden Les Arts Florissants immer wieder junge Musiker ein, an ihren Projekten teilzunehmen. Und mit Paul Agnew und Jonathan Cohen hat Christie vor einigen Jahren auch zwei jüngere Co-Dirigenten für sein Ensemble ernannt, die nun einen Teil der Projekte leiten, und Christie so mehr Zeit für sein Hobby, die Rosenzucht verschaffen. Aber zur Ruhe setzen will er sich noch lange nicht:

"Nun, ich möchte einfach weitermachen. Denn ich habe es so sehr genossen, hatte so viel Freude und große, große Befriedigung. Ich habe Generationen von jungen Sängern und Instrumentalisten gesehen, die Teil des Ensembles waren, die dann aufgehört und manchmal ihre eigenen Ensembles gegründet haben; auch das fand ich sehr erfüllend." William Christie

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 19. August 2012, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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