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Werkverzeichnis Verzeichnis aller Werke eines Komponisten oder einer Komponistin

Die einen ordnen selbst, die anderen werden posthum sortiert: eine Auflistung sämtlicher Stücke gibt es von vielen Komponisten, und manchmal steckt dahinter enorm viel Arbeit – eine musikwissenschaftliche Lebensaufgabe.

Eine Ausgabe des neuen und des bisher verfügbaren Werkverzeichnisses (r) zu Mendelssohn Bartholdy von 1882 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Johann Kaspar Kerll ist einer der bedeutendsten Komponisten des späten 17. Jahrhunderts: er lebt und wirkt in halb Europa; er schreibt geistliche Musik, Musik für Instrumentalensemble, Musik für Tasteninstrumente. Im Jahr 1686 veröffentlicht er ein Buch mit Musik für Orgel, die "Modulatio organica", und fügt ein Verzeichnis ein über seine von ihm autorisierten Werke für Tasteninstrumente. Mit Incipits, also den Stückanfängen in Notenschrift, das sind hier mal vier oder fünf Takte, mal auch nur zwei.

EINDEUTIGE ZUORDNUNG DURCH STÜCKANFÄNGE

Johann Kaspar Kerlls Auflistung seiner Werke ist eines der frühesten Werkverzeichnisse, die uns überliefert sind. Es ist aber längst nicht vollständig. In der Folgezeit sind es vor allem Musikverleger, die Werke katalogisieren – und genau wie Kerll nutzt auch Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Inciptis. Damit stellt er in seinen ab 1762 erscheinenden Musikkatalogen Werke vieler Komponisten interessierten Käufern vor.

"Ich mache hier den Anfang mit den versprochenen musicalischen Verzeichnisse aller practischen Werke der verschiedenen Autoren, die sich in meiner Officin befinden, und die ich durch die Themata, so viel der Raum verstatten will, kenntlich zu machen, und von einander zu unterscheiden gesucht habe, so wie man die Bücher nach ihren Titeln unterscheidet." Johann Gottlob Immanuel Breitkopf

DER BEGINN EINES BEDEUTENDEN MUSIKVERLAGS

Breitkopf preist in seinem Katalog Musik an von Giovanni Agrell bis Johann Carl Wiedner und schreibt weiter, dass bei manchen Stücken die Urheberschaft nicht geklärt sei, und formuliert eine Bitte:

"Wollten berühmte Componisten sichs gefallen lassen, bey einer müßigen Stunde, ein Verzeichnis ihrer practischen Werke selbst aufzusetzen, und mir es freundschaftlich mitzutheilen: so würde ich es nicht allein mit allem Dank erkennen, sondern auch in meiner Bemühung um so viel muthiger fortfahren, je sicherer ich mich auf solche Nachrichten verlassen könnte." Johann Gottlob Immanuel Breitkopf

Schließlich sind es auch die Musikwissenschaftler und Musikaliensammler, die sich um Werkverzeichnisse bemühen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist da Alois Fuchs zu nennen, der zahlreiche Werkverzeichnisse verfasst, unter anderem von Froberger, Händel, Beethoven oder Gluck. Ein Pionier!

KÖCHEL, WOTQUENNE, RYOM

Und manch einer ist dann untrennbar mit seiner Recherche- und Ordnungsarbeit verbunden: Ludwig von Köchel hat Mozarts Werke katalogisiert, Alfred Wotquenne lässt uns an die Musik von Carl Philipp Emanuel Bach denken, Peter Ryom an die Werke von Antonio Vivaldi.

Köchel ordnet sein Verzeichnis chronologisch, oft werden Werke aber auch thematisch, in Werkgruppen, gegliedert, wie etwa im Buxtehude-Werke-Verzeichnis oder im Bach-Werke-Verzeichnis. Letzteres beginnt mit den Kantaten und endet mit den kontrapunktischen Werken und ist mit einem Anhang mit später eingereihten Kompositionen ergänzt.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 13. August 2023, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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