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Bachs Brandenburgische Konzerte Wiederentdeckung nach über 100 Jahren

Berlin, 20. April 1849: Johann Sebastian Bachs Brandenburgische Konzerte werden nach über 100 Jahren wiedergefunden. Eine epochale Entdeckung für die damals noch junge Musikwissenschaft. Doch bis die Werke ins Musikleben Eingang finden, dauert es noch einige Zeit.

Johann Sebastian Bach, Denkmal vor der Thomaskirche in Leipzig | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Welcher Musikforscher träumt nicht davon, in einem dunklen Archiv-Winkel das unbekannte Meisterwerk eines epochalen Komponisten aufzustöbern? Siegfried Wilhelm Dehn ist einer der wenigen, dem dieser Glücksmoment beschert ist.

Auf der Suche nach verschollenen Bach-Kompositionen

Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Freund Humboldts und Meyerbeers Kurator der königlichen Bibliothek, der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin. Anlässlich des 100. Todestags von Johann Sebastian Bach ist Dehn auf der Suche nach verschollenen Kompositionen des Thomaskantors. Im Nachlass der Prinzessin Anna Amalia von Preußen stößt er im Frühjahr 1849 auf einen Schatz: "Six Concerts avec plusieurs instruments" steht in Französisch auf dem Deckblatt eines Notenbündels, das ihm in die Hände fällt. Auf Deutsch: "Sechs Konzerte mit verschiedenen Instrumenten". Widmungsträger der autographen Partitur ist "seine königliche Hoheit", Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg. Die Unterschrift des Komponisten lautet: Johann Sebastian Bach. Der Überraschungsfund elektrisiert Dehn: "Sechs, ich wiederhole: sechs Concerti Grossi", verkündet er am 20. April 1849, allesamt "Werke von größter Bedeutung, zudem völlig unbekannt".

Eine Art musikalisches Bewerbungsschreiben

Die Geschichte der Konzerte, die wir heute Brandenburgische Konzerte nennen, beginnt 1721. Damals ist Bach Hofkapellmeister in Köthen und spielt mit dem Gedanken, sich beruflich zu verändern. Wahrscheinlich ist sein Manuskript eine Art Bewerbungsschreiben, denn Markgraf Christian Ludwig unterhält ein hochkarätiges Hoforchester. Ob der Onkel des preußischen Königs die ihm gewidmeten Kompositionen jemals wahrgenommen, geschweige denn geschätzt hat, ist nicht überliefert. Der quasi unberührte Zustand der Noten lässt jedenfalls vermuten, dass sie nie zu einer Aufführung herangezogen worden sind.

Erst im 20. Jahrhundert werden die "Brandenburgischen" ein Hit

Aus Sicht der sich im 19. Jahrhundert ausbildenden Musikwissenschaft ist die Entdeckung der sechs "Brandenburgischen" spektakulär, im aktiven Musikleben werden Bachs Kompositionen dagegen lange ein Schattendasein fristen. Ihr Aufstieg zu einem Welt-Hit der Klassischen Musik ist ein Phänomen des 20. Jahrhunderts.

Claudio Abbado dirigiert die "Brandenburgischen Konzerte"

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J.S. Bach: Brandenburgische Konzerte №1-6 | Bildquelle: CityAngel1408 (via YouTube)

J.S. Bach: Brandenburgische Konzerte №1-6

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Sendung: "Allegro" am 20. April 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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