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24. Mai 1803 – Uraufführung der Kreutzer-Sonate Beethoven tritt mit George Bridgetower auf

Wien, 24. Mai 1803. Beethoven konzertiert mit George Bridgetower, einem Afro-Europäer aus England, der gerade in der Musikmetropole zu Besuch ist. Bridgetowers "extravagantes Spiel", wie es dokumentiert wurde, erregte viel Aufmerksamkeit. Er lernte Fürsten und Mäzene kennen, vergnügte sich in Kaffeehäusern und musizierte mit Beethoven. Der schrieb seine "Kreutzer-Sonate" für ihn. Doch die Freundschaft währte nicht ewig ...

Der Geiger George Bridgetower von Herny Eldridge, 1790 | Bildquelle: Wikimedia Commons

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8:00 Uhr morgens im Wiener Augarten Theater: Gerade erst hat Ludwig van Beethoven die Geigenstimme fertig gestellt. Die Eintragungen in den Klaviernoten sind dagegen noch fragmentarisch. Trotzdem greifen die beiden Musiker direkt zu ihren Instrumenten. Der Komponist Beethoven sitzt selbst am Klavier. Und Geige spielt George Bridgetower, ein Afro-Europäer aus England, der gerade in der Musikmetropole zu Besuch ist. Zu dieser ungewöhnlich frühen Stunde versammelt sich auch ein neugieriges Publikum: Prinzen, Botschafter, Kritiker finden sich ein, um die Uraufführung live mitzuerleben. Und zumindest der Komponist ist begeistert: Mal improvisiert Bridgetower über eine Passage und das wohl so inspiriert, dass Beethoven vom Klavierschemel aufspringt und Bridgetower zur Wiederholung motiviert, so gut hat es ihm gefallen.

Kreutzer-Sonate vs. Bridgetower-Sonate

Heute ist diese Violinsonate unter dem Titel Kreutzer-Sonate bekannt. Ursprünglich hat sie Beethoven aber für seinen Freund George Bridgetower geschrieben. Im Mai 1803 haben sich die beiden Musiker in Wien kennengelernt. In seiner Heimat England war der Geigenvirtuose aber schon längst bekannt. Als Sohn einer polnischen Mutter und eines möglicherweise karibischen Vaters unterhielt er den Adel. Angestellt war er schließlich beim Prinzen von Wales.

Eifersucht beendet Musiker-Freundschaft

Zu Gast in Wien wurde Bridgetower auch auf dem Kontinent schnell zur Sensation. Sein "extravagantes Spiel", wie es dokumentiert wurde, erregte viel Aufmerksamkeit. Er lernte Fürsten und Mäzene kennen, vergnügte sich in Kaffeehäusern und musizierte mit Beethoven. Doch die Freundschaft währte nicht lang. Der Streit um eine von Beethoven verehrte Dame führte wohl dazu, dass der Komponist seine Sonate nicht George Bridgetower zuschrieb, sondern dem Franzosen Rodolphe Kreutzer. Auch er war in Wien bereits bekannt, doch die Sonate war ihm viel zu schwer und außerdem ja schon uraufgeführt. So hat der Geiger Rodolphe Kreutzer die berühmte nach ihm benannte Kreutzer-Sonate nie selbst aufgeführt. Wie irreführend Werktitel doch sein können.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 24. Mai 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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