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26. September 1957 – Die "West Side Story" wird uraufgeführt Appell für Toleranz

26. September 1957, New York, Broadway. Leonard Bernsteins Musical "West Side Story" geht zum ersten Mal über die Bühne. Als Plädoyer für Verständnis und Toleranz, so sah Bernstein seine "Romeo und Julia"-Version. Ganze acht Jahre sollte es von der Idee bis zum fertigen Musical dauern – von der "East Side Story" bis zur "West Side Story".

Rita Moreno (M) in einer Szene aus dem Film "West Side Story" nach dem gleichnamigen Musical von Leonard Bernstein aus dem Jahr 1961. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Bereits 1949 gab es die ersten Gespräche. Der Choreograph und Tänzer Jerome Robbins bot Leonard Bernstein einen Stoff an, der auf Shakespeares Tragödie "Romeo und Julia" basieren sollte. Bernstein erinnert sich: "Eine moderne Version von 'Romeo und Julia' sollte es werden, es spielt in den Slums, den Elendsvierteln einer großen Stadt. Das Oster- wie das jüdische Pessach-Fest werden gefeiert, Hassausbrüche zwischen Juden und Christen. Die einen stellen die Capulets Shakespeares dar, die anderen die Montagues."

Der Arbeitstitel: "East Side Story"

Leonard Bernstein ist begeistert von dem Stoff. Jerome Robbins schlägt als Texter Arthur Laurent vor, später wird auch Stephen Sondheim miteinbezogen. Doch so schnell wie die Idee aufgetaucht ist, so schnell wird sie auch wieder auf Eis gelegt. Der vielbeschäftige Bernstein findet nicht genug Zeit.

Auf einmal habe ich alles sehr lebendig vor Augen. Ich spüre Rhythmen und ahne sogar schon die Form.
Leonard Bernstein über die West Side Story

Leonard Bernstein | Bildquelle: picture-alliance/dpa Leonard Bernstein | Bildquelle: picture-alliance/dpa Acht Jahre sollte es dauern von der Idee bis zum fertigen Musical. 1955 erfolgte der zweite Anlauf: "Wir sind noch immer von der 'Romeo'-Idee begeistert. Nur haben wir das ganze christlich-jüdische Problem aufgegeben: Es erscheint uns plötzlich altmodisch. Stattdessen ist uns etwas eingefallen, das meinem Gefühl nach den Nagel auf den Kopf trifft. Zwei Jugend-Banden, die eine kämpferische Puertoricaner, die andere selbst ernannte 'echte' Amerikaner. Auf einmal habe ich alles sehr lebendig vor Augen. Ich spüre Rhythmen und ahne sogar schon die Form."

Mit der "West Side Story" zum Erfolg

In den nächsten beiden Jahren wird an dem Musical mit Hochdruck und natürlich diversen Krisen gearbeitet. "West Side Story" sollte die amerikanische Theater-Landschaft verändern. Eine Show, die Gewalt, Jugendgangs und Rassenvorurteile thematisierte und nicht mit einem Happy End, sondern mit dem Tod der Hauptdarsteller endete. Ein Musical, das Musik, Tanz und Text zu einem Ganzen verwob, das war eine Offenbarung für das Publikum.

An out and out plea for racial tolerance.
 Leonard Bernstein über die West Side Story

Noch mehr Erfolg als das Musical hatte die Verfilmung von 1961. Dafür gab es gleich zehn Oscars. Für Leonard Bernstein aber stand etwas anderes im Vordergrund. Über sein Exemplar von Shakespeares "Romeo und Julia" schrieb er: "An out and out plea for racial tolerance." – Ein eindringlicher Appell für mehr Toleranz.

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Leonard Bernstein - Symphonic Dances from "West Side Story" | Bildquelle: takatantan 2910 (via YouTube)

Leonard Bernstein - Symphonic Dances from "West Side Story"

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Sendung: "Allegro" am 26. September 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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