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Was heute geschah – 5. Mai 1801 Joseph Haydn setzt sein erstes Testament auf

Wien, 5. Mai 1801. Joseph Haydn setzt sein erstes Testament auf. Nicht etwa, weil er den Tod auf leisen Sohlen heranschleichen hört. Nein, dieses erste Testament ist vor allem eine Reaktion auf ein in hirnverbrannter Leidenschaft gegebenes Versprechen. Joseph Haydn gab es der Sängerin Loisa Polzelli.

Joseph Haydn | Bildquelle: Wikimedia Commons

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Der mittlerweile 69 Jahre alte Joseph Haydn ist nämlich immer noch in die Sängerin Polzelli verliebt. Begonnen hat diese Geschichte schon vor über 20 Jahren am Hof Esterhazy. Damals waren sie jedoch in ihrer jeweiligen Ehe angekettet, eine Beziehung also ausgeschlossen. Kein Grund für die Polzelli, von Haydn nicht trotzdem üppige Geldgeschenke anzunehmen. Als die verhassten Ehepartner der beiden tot sind, ändert sich die äußere Situation grundlegend. "Teure Polzelli, vielleicht wird jetzt der Zeitpunkt kommen, den wir uns so oft herbei gewünscht haben." So fasst es der Komponist in Worte.

Erpresste Rente

Die Polzelli wünscht aber gar nicht mehr, sich endlich Haydn in die Arme zu werfen. Sie erpresst von Haydn am Todestag seiner Frau ein Schriftstück, das ihr, im Falle von Haydns Ablebens, eine stattliche Rente von 300 Gulden pro Monat sichert. Haydn willigt ein. Vielleicht ist das ja der Weg zur Vermählung, hofft er im Stillen und schreibt ihr: "Ich schätze und liebe dich wie am ersten Tag und bin immer betrübt, wenn ich nicht im Stande bin, mehr für dich zu tun!"

Die Arie "Fra un dolce deliro" aus Haydns Oper "L'isola disabbittata" – wahrscheinlich komponiert für die Polzelli

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Haydn: L'isola disabitata / Part 1 - Fra un dolce deliro | Bildquelle: Patricia Petibon - Topic (via YouTube)

Haydn: L'isola disabitata / Part 1 - Fra un dolce deliro

Neue Konditionen

Loisa Polzelli will aber gar nicht "mehr" und erst recht nicht mehr die große Liebe! Und da schwant es Haydn, dass er hier gewaltig geschröpft wird. Schnurstracks setzt er ein Testament auf, mit neuen Konditionen für die Sängerin Loisa Polzelli: "Der Polzelli sind 6 Wochen lang 100 Gulden auszuzahlen, außerdem jährlich 150 Gulden auf Lebensdauer, die andere Anweisung erkläre ich für Null und nichtig. Soll sie mit dem Vermächtnis zufrieden sein!"

Nur noch eine Jahresrente

Der Kontakt zu ihr brach kurz nach dem Testament von 1801 mehr oder weniger ab. Die Polzelli heiratete einen nicht sehr wohlhabenden Sänger und im endgültigen Testament von Haydn wurde sie "nur noch" mit einer Jahresrente von 150 Gulden berücksichtigt.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 5. Mai 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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