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Haydns "Abschiedssymphonie" Mendelssohn rettet das Werk

Leipzig, 22. Februar 1838. Felix Mendelssohn Bartholdy dirigiert im Gewandhaus. Und die Musiker gehen. Einer nach dem anderen stehen sie auf und verlassen ihre Pulte. Irgendwann sind sie dann alle weg. Und das Publikum applaudiert. Nicht weil alle weg sind, sondern weil es so schön war, wie sie gegangen sind. Jeder an seiner Stelle – so wie Joseph Haydn es 1772 in seiner "Abschiedssymphonie" komponiert hat, knapp 50 Jahre zuvor auf Schloss Esterháza in Ungarn.

Das Manuskript von Joseph Haydns "Abschiedssymphonie" (erste Seite) | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

Bildquelle: picture-alliance / akg-images

(Bild: Das Manuskript von Joseph Haydns "Abschiedssymphonie", erste Seite)

Kurzer Rückblick: Joseph Haydn ist Hofkomponist bei Fürst Esterházy, und der mag keine Kinder. Und die Mütter dazu will er auch nicht um sich haben, schon gar nicht auf seinem Sommersitz. Deshalb sind nur die Musiker seiner Hofkapelle geduldet. Den ganzen Sommer lang. Der Fürst genießt die Kultur, und die Musiker haben Heimweh und Sehnsucht nach ihren Familien. Aber das interessiert den Fürsten nicht. Der Sommer wird Herbst, und der Fürst genießt die Kultur. Es wird kälter, und der Fürst genießt die Kultur. Haydn komponiert ein neues Werk nach dem anderen …

Die Musik wird dünner – und der Fürst versteht

Irgendwann bittet das Orchester Haydn um Hilfe. Und die kommt umgehend: Das Orchester spielt ein neues Werk. Nur diesmal steht im letzten Satz der Symphonie alle paar Takte ein Musiker auf, packt sein Instrument ein, löscht die Pultlampe und verlässt die Bühne. Die Musik wird immer dünner. Ob Fürst Esterházy immer noch genießt, ist die Frage. Auf jeden Fall versteht er. Laut Überlieferung lässt er sein Orchester am nächsten Tag ziehen.

So klingt er und so sieht er aus – der Abschied

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Haydn: Symphony No. 45, "Farewell" IV Finale: Presto, Adagio | Bildquelle: Mercury Chamber Orchestra (via YouTube)

Haydn: Symphony No. 45, "Farewell" IV Finale: Presto, Adagio

Das Publikum jubelt

So charmant dieser Geniestreich Joseph Haydns auch war, er gerät nach Haydns Tod in Vergessenheit. Und da kommt Felix Mendelssohn-Bartholdy ins Spiel und beschließt sein Konzertprogramm im Leipziger Gewandhaus am 22. Februar 1838 mit Haydns melancholischer "Abschiedssymphonie". Das Publikum ist begeistert – vor allem aber ist es berührt von diesem ebenso emotionalen wie drängenden Wunsch nach Abschiednehmen.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 22. Februar 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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