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Leipzig, 4. Oktober 1835: Das Gewandhaus ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle Augenpaare richten sich auf einen jungen Mann mit dunklem Lockenkopf, der sich den Weg zur Bühne bahnt. Als Felix Mendelssohn Bartholdy vor das Orchester tritt, bricht die Menge in Jubel aus. "Es flogen ihm hundert Herzen zu im ersten Augenblicke", schreibt Robert Schumann später. Er sitzt ebenfalls im Publikum, um mitzuerleben, wie Mendelssohn sein erstes Konzert als neuer Kapellmeister des Gewandhausorchesters gibt.

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Mendelssohn ist erst 26 Jahre alt und nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Er hat nicht nur alle Proben selbst geleitet, sondern schwingt auch im Konzert den Taktstock. Und das ist eine kleine Sensation. Denn bisher war es Aufgabe des Konzertmeisters, das Orchester bei solchen Aufführungen zu leiten. Mendelssohn aber hatte schon bei den Vertragsverhandlungen um dieses Vorrecht gebeten – und zwar, "… damit ich zum Orchester in einem bestimmten Verhältnis stehe und meine Wünsche beim Einstudiren nicht blos privatim sondern officiell äußern könnte."

Sechs Monate in Leipzig

Die neue Stelle ist für Mendelssohn ein Traum: Sechs Monate ist er an Leipzig gebunden, sechs Monate bleiben ihm zum Reisen und Komponieren. Voller Freude schreibt er nach dem Konzert an seine Eltern: "Ich kann Euch gar nicht sagen, wie zufrieden ich mit diesem Anfang bin. Die Leute scheinen mir und meiner Musik recht zugethan und freundlich. Das Orchester ist sehr gut, und ich denke, in einem halben Jahre soll es noch besser werden."

Mendelssohn hebt das Niveau in Leipzig

In den kommenden Jahren wird Mendelssohn das Gewandhausorchester auf ein Niveau von internationaler Bedeutung bringen. Neben einer neuen Konzertreihe mit historischem Repertoire setzt er auch Schwerpunkte in der neuen Musik. Als Mendelssohn im Alter von 38 Jahren unerwartet stirbt, hinterlässt er eine große Lücke im Leipziger Musikleben.

Sendung: "Allegro" am 04. Oktober 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK