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Was heute geschah – 21. April 1918 Prokofjews "Symphonie classique" wird uraufgeführt

St. Petersburg, 21. April 1918. Sergej Prokofjews Erste Symphonie, die "Symphonie classique", erlebt ihre Uraufführung. Ausgerechnet in dem Jahr, in dem Europa in den Flammen des Ersten Weltkriegs untergeht und Russland im Chaos der Revolutionen steckt, schreibt der Mittzwanziger Prokofjew eines der humorvollsten Werke des 20. Jahrhunderts. "Aus Übermut", sagt er, "und um die Philister zu ärgern".

Sergej Prokofjew | Bildquelle: Wikimedia Commons

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Erst geht sie so los, wie auch eine Haydn-Symphonie starten könnte: mit einem selbstbewussten Orchesterschlag. Dann aber missachtet Prokofjew lustvoll die Gepflogenheiten und rutscht munter von einer Tonart in die nächste. Ganz oben zwitschern die Geigen, im Keller rumort der Kontrabass, dazwischen hüpft das Fagott hin und her: Alle paar Sekunden setzt sich die Musik über die Regeln hinweg.

Immer wieder Überraschungen

Da artet ein zartes, graziöses Thema ins heillose Durcheinander aus, da setzen Geigen zu spät ein, Metren überlagern sich, in zwei Takten geht es schon mal durch drei verschiedene Tonarten – da spielt einer mit unseren Erwartungen und streut immer wieder Überraschungen ein. Und im letzten Satz gibt sich Prokowjew sogar die Regel, keine Mollakkorde zu schreiben. Wie wenn sich ein Kind vornimmt, nur auf bestimmte Steine zu treten… Und doch – das ist Prokofjews große Kunst hier – alles scheint ganz normal zu sein.

François Leleux dirigiert die "Symphonie classique"

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Prokofjew: 1. Sinfonie (»Symphonie classique«) ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ François Leleux | Bildquelle: hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony (via YouTube)

Prokofjew: 1. Sinfonie (»Symphonie classique«) ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ François Leleux

Wichtiger Gast bei der Uraufführung

Schade, dass so wenige das Stück hören. Die Uraufführung geht in den Wirren der Zeit fast vollkommen unter. Fast – ein Kommissar für Volksbildung hört zu. Es gefällt ihm. Er besucht Prokofjew im Künstlerzimmer. Lobt ihn. Und verschafft ihm großzügig eine Ausreisegenehmigung für eine kleine Tournee, so zur Inspiration. Und Prokofjew? Ergreift die Chance. Erst zehn Jahre später kehrt er, von Heimweh getrieben, wieder zurück in die nun schon von Stalin beherrschte Sowjetunion.

Aber so ausgelassen, so unbeschwert und übermütig wie in seiner Ersten Symphonie wird er nie wieder komponieren.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 21. April 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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