BR-KLASSIK

Inhalt

8. August 1916 – Torakusu Yamaha stirbt Vom Harmonium zum Weltkonzern

Tokio, 8. August 1916 – Der Erfinder, Instrumentenbauer und Großindustrielle Torakusu Yamaha stirbt. Elektronische Orgeln, Autoteile und Roboter. Einbauküchen, Golfschläger und Saxophone. Konzertflügel, Formel-1-Rennwagen, Geigen, Grammophone, CD-Spieler, Lautsprecher, Gitarren, Computerchips, Musikschulen, Ton-Studios und Hotels. All diese Dinge tragen den Namen von Torakusu Yamaha, dem Sohn eines Samurais von niederem Rang aus der japanischen Provinz Kii.

Tastatur und Logo der Firma Yamaha , Internationale Funkausstellung IFA, 2017, Berlin | Bildquelle: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Bildquelle: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Das Kalenderblatt zum Anhören

Begonnen hat das alles mit einem kaputten Harmonium. Torakusu war schon als Kind fasziniert von allem Technischen, von Naturwissenschaften und den Gerätschaften aus dem Westen, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ihren Weg nach Japan fanden. Nachdem er bei einem Engländer das Uhrmacherhandwerk erlernt hatte, machte er sich in Hamamatsu, einer damals noch sehr kleinen Fischergemeinde, selbstständig – er stellte medizinische Gerätschaften her und reparierte sie auch. Nebenher kutschierte er den Chef des Krankenhauses mit der Rikscha durch die Gegend. Als das aus dem Westen importierte Harmonium der örtlichen Schule kaputtging, war Torakusu Yamaha der einzige, der das Instrument reparieren konnte. Und das brachte ihn auf eine Idee.

Das erste in Japan gebaute Harmonium

Zwei Monate lang tüftelte Torakusu mit einem Kollegen an einem eigenen Instrument, finanzielle Unterstützung gab es vom Krankenhaus-Direktor. Und als das Harmonium fertig war, machte sich Torakusu mit dem Instrument auf dem Rücken zu Fuß auf nach Tokio, um das erste in Japan gebaute Harmonium den dortigen Professoren vorzustellen.

Die Geburtsstunde eines Weltkonzerns

Yamahas Erstling war ein krachender Misserfolg, zwar solide gebaut, aber, so das Urteil des Musikschul-Direktors, wegen der verkorksten Stimmung des Instruments völlig nutzlos. Torakusu nahm Unterricht in westlicher Musik an der Tokioter Musikakademie, und nach einem mehrwöchigen Schnellstudium baute er ein zweites Harmonium. Dieses Mal war das Lob groß – dieses Instrument könne die aus dem Westen importierten leicht ersetzen. Es war die Geburtsstunde eines Weltkonzerns.

Mehrere tausend Geigen jährlich

Schon bald baut die Nippon Gakki Company mehrere hundert Harmonien pro Jahr, im Jahr 1900 kommt das erste japanische Klavier auf den Markt, bald darauf der erste Flügel. Dazu produziert die Yamaha Corporation, wie das Unternehmen nun heißt, mehrere tausend Geigen jährlich. Motorräder kommen erst viele, viele Jahre nach dem Tod von Torakusu Yamaha dazu, die Fahrzeugsparte ist inzwischen ein eigenständiger Konzern. Ein neues Harmonium bekommt man bei Yamaha übrigens nicht mehr – allerdings können die Synthesizer des Unternehmens bei Bedarf eines imitieren. Und das sogar in zahllosen unterschiedlichen Stimmungen.

Ein Yamaha-Harmonium in Bild und Ton

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Ricercare on a Yamaha reed foot pump organ | Bildquelle: Artis Wodehouse (via YouTube)

Ricercare on a Yamaha reed foot pump organ

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 08. August 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player