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27. April 1878 – Tschaikowsky fädelt seine Scheidung ein Ende einer Verzweiflungsheirat

Kamenka 27. April 1878. Peter Tschaikowsky will sich scheiden lassen. Schleunigst und diskret. Verheiratet ist er noch nicht einmal ein Jahr. Getrennt leben Antonina Iwanowna Miljukova und Pjotr Iljitsch Tschaikowsky im Grunde schon seit der Hochzeitsnacht.

Peter Tschaikowsky mit seiner Frau Antonina, Foto 1877 | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

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Tschaikowsky hat Antonina sicher nicht aus Verliebtheit geheiratet, auch nicht aus Vernunft. Sondern aus purer Verzweiflung. Um die Gerüchte über seine Homosexualität mit einem Trauschein weg zu wedeln. Dass das nicht so einfach geht, wird Tschaikowsky vor allem bewusst, als er bemerkt, was für einen langweiligen Klotz er sich mit Antonina ans Bein gebunden hat. Sie plappert wie ein Papagei.

Ständig wiederholt sie mir unzählige Geschichten über Männer, die in sie verliebt sind! In ihrem Kopf und in ihrem Herzen herrscht absolute Leere!
Peter Tschaikowsky über seine Frau

Produktivität trotz Seelenstress

Kurz nach der Hochzeit begeht Tschaikowsky einen Selbstmordversuch. Dann reist er einige Monate herum, erhält von seiner Gönnerin Nadeshda von Meck eine Apanage. Trotz oder wegen des Seelenstresses ist Tschaikowsky enorm produktiv, komponiert seine 4. Symphonie, die Oper "Die Jungfrau von Orleans", das Violinkonzert. Für seinen inneren Frieden muss er nur noch diese "gewisse Person" abschütteln wie einen Blutegel. Dafür spannt Tschaikowsky seinen Bruder Anatol ein. Der klärt das Bürokratische. "Der Prozess findet in Petersburg statt. Er wird nicht schwer sein, aber immerhin drei bis vier Monate dauern".

Musik, die von Tschaikowskys Seelenzustand erzählt: die 4. Symphonie

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Symphony No. 4 / Pyotr Tchaikovsky  / Vasily Petrenko / Oslo Philharmonic | Bildquelle: Oslo Philharmonic (via YouTube)

Symphony No. 4 / Pyotr Tchaikovsky / Vasily Petrenko / Oslo Philharmonic

Gebraucht wird: Geld

Die eigentliche Initiative der Scheidung muss von Tschaikowskys Frau ausgehen. Und um die zu gewinnen, braucht es: Geld. Was Tschaikowsky nicht hat. An jenem 27. April aber klärt sich hoffentlich auch das. Nadeshda von Meck will ihm helfen: "Ich habe Ihre Frau von Anfang an gehasst, weil sie nichts zu Ihrem Glück beigetragen hat", schreibt die Gönnerin. "Aber ich hätte sie noch tausend Mal mehr gehasst, wenn sie Ihnen Glück gebracht hätte."

Frau von Meck streckt Geld vor

Frau von Meck ist es, die das Geld diskret vorstreckt. Und Tschaikowsky ist es, der die gesamte Verwandtschaft belügt und behauptet, das Geld komme von der "Russischen Musikgesellschaft". "Sogar die mir nahestehenden Menschen werden nicht erfahren, wem ich Freiheit und Ruhe werde zu verdanken haben!"

Zur Scheidung der Ehe zwischen Peter Tschaikowsky und Antonina Miljukova wird es aber trotz aller geklärten Angelegenheiten aus bisher nicht bekannten Gründen nie kommen.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 27. April 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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