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Was heute geschah – 3. Mai 1840 Wagner bietet sich Meyerbeer als "Sclave" an

Paris, 3. Mai 1840: Richard Wagner bietet sich Giacomo Meyerbeer als "Sclave" an. Wagner ist in einer ausgesprochen misslichen Lage. In Paris will er groß im Operngeschäft rauskommen - und ist doch nur ein Niemand aus der deutschen Provinz. Helfen soll ihm dabei der Meister der französischen Grand Opéra: Giacomo Meyerbeer. Der Große hat sich tatsächlich des Niemands angenommen. Meyerbeer schreibt für Wagner einen Empfehlungsbrief nach dem anderen, öffnet ihm Türen – und hilft sogar mit Geld aus.

Richard Wagner. Porträt von 1842 | Bildquelle: picture alliance/Mary Evans Picture Library

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Dummerweise werden die Türen, die Meyerbeer öffnet, von anderen Leuten wieder zugeschlagen. Es will nicht recht vorangehen, und Wagner ist pleite. Was also tun? Ob der mächtige Meyerbeer womöglich einen Handlanger braucht?

Wagner, die Sklavennatur?

"Ich muß Ihr Sclave werden, um Nahrung und Kraft zur Arbeit zu erhalten", ist sich Wagner nicht zu fein, an den großen Komponisten zu schreiben. "Ich werde ein treuer, redlicher Sclave sein, denn ich gestehe offen, daß ich Sclaven-Natur in mir habe. Mir ist unendlich wohl, wenn ich mich rücksichtslos hingeben kann. Kaufen Sie mich darum, mein Herr, Sie machen keinen ganz unwerthen Kauf."

Viel Geld in die Rue du Helder

Ob das zieht? Immerhin ist Meyerbeer Millionär. Vielleicht wäre es geschickter, ihn direkt um eine hübsche Summe anzugehen! "Ein fünf und zwanzig hundert Franken werden mir in den nächsten Winter helfen", schreibt Wagner. "Wollen Sie sie mir leihen?" Wagner hat Geliehenes noch nie zurückgezahlt. Und wohin soll Meyerbeer das Geld schicken? Kein Problem: "Ich wohne jetzt: 24 rue du Helder."

Verleumdung des Gönners

Der Komponist Giacomo Meyerbeer | Bildquelle: picture alliance/Heritage-Images Der von Wagner angeschnorrte Meyerbeer | Bildquelle: picture alliance/Heritage-Images Einen Monat später entschuldigt sich Wagner bei Meyerbeer – ebenfalls brieflich – für die Bettelei und seinen Ton. Unter Freunden hat er eh längst ganz andere Töne angeschlagen. Da nennt er Meyerbeer einen "Hans-Narr" und Nichtskönner. Ganz privat natürlich. Unter der Hand: "Daß Sie aber nicht auf ihn schimpfen. Er ist mein Protektor."
Später, als die Not vorüber ist und sich bei ihm ebenfalls der Erfolg eingestellt hat, wird Wagner seinen Gönner auch in der Öffentlichkeit verleumden und schlechtmachen. Meyerbeer selbst hat zu dieser erstaunlichen "Emanzipation seines Sclaven" vornehm geschwiegen.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 3. Mai 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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