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Was heute geschah – 10. Dezember 1910 Puccinis Oper "La fanciulla del West" wird uraufgeführt

New York, Metropolitan Opera, 10. Dezember 1910. Giacomo Puccinis neue Oper wird uraufgeführt: "La fanciulla del West / Das Mädchen aus dem Goldenen Westen". Neu bei Puccini: Die Oper spielt unter Cowboys und Goldgräbern – und es gibt keine Sterbeszene! Dem amerikanischen Publikum gefällt das Werk trotzdem – oder gerade deswegen?

Puccini – "La fanciulla del West", Szene aus der Erstinszenierung der Oper, New York 1910, Reklameplakat | Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Die Sendung zum Anhören

Bild: Puccini – "La fanciulla del West", Reklameplakat zur Erstinszenierung, New York 1910

Zum letzten Mal in Amerika: Puccini kommt mit dem Dampfer "George Washington" zu den Endproben seiner neuen Oper an der MET. Sein Sohn Antonio und Tito Ricordi, der Sohn des befreundeten Verlegers Giulio, begleiten ihn. In seiner Eigenschaft als Regisseur benimmt Tito sich derart rüpelhaft, dass Puccini ihm die Freundschaft kündigt. Aber: Nicht weniger als 55 Vorhänge gibt es für "La Fanciulla del West" am Premierenabend des 10. Dezember – der Triumph beschert der MET eine beträchtliche Geldsumme. Das lindert Puccinis Ärger über den Dirigenten Arturo Toscanini, der Retuschen an der Oper für angemessen hält. Was den Komponisten begeistert: die Sängerbesetzung! Darunter befindet sich eine Legende namens – Enrico Caruso.

Nicht Caruso, aber Jonas Kaufmann singt hier in "La fanciulla del West"

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La fanciulla del West Puccini - Jonas Kaufmann/Nina Stemme | Bildquelle: Operaguide ru (via YouTube)

La fanciulla del West Puccini - Jonas Kaufmann/Nina Stemme

Puccinis beste Oper?

Für die Entstehung des "Mädchens aus dem Goldenen Westen" war Puccinis Londoner Muse Sybil Seligman bedeutsam. Ihr gegenüber bezeichnet der Komponist seine neue Oper als seine beste überhaupt. Der Mann, der sich durch Manon und Mimì, Tosca und Butterfly als Anwalt eines mediterran weiblich klingenden Eros etabliert hat, als Beschwörer einer durch die Nähe zum Tod definierten spezifisch italienischen Femminilità – diesmal verzichtet er sogar auf seine Spezialität: Sterbeszenen!

Happy End wie im Western

Die Bühnenhandlung zeigt die Heldin Minnie, wie sie ihren wegen Goldraubs festgenommenen Geliebten vor der Lynchjustiz rettet. Dem Happy End der Oper ist ein Erlösungsgedanke in profaner Ausprägung eingraviert: der Sieg des Guten über das Böse. Man fühlt sich hier fast wie in einem Film-Western.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 10. Dezember 2020 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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