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Was heute geschah – 30. Oktober 1849 Frédéric Chopins Beerdigung

Paris, 30. Oktober 1849. Die Musikwelt nimmt Abschied von Frédéric Chopin. Es ist ein strahlender Herbstmorgen. Aus allen Richtungen strömen schwarz gekleidete Menschen auf den Platz vor der Kirche La Madeleine. Die gesamte Fassade ist mit Bahnen aus schwarzem Samt drapiert. Darauf glitzern in Silberstickerei dutzendfach die Initialen des Komponisten in der Sonne.

Gemälde von Eugene Delacroix (1838) | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Sendung zum Anhören

Die pompöse Trauerfeier ist ein Ereignis für die gesellschaftliche Elite und entspricht nicht gerade der Devise, die Chopin seinen Schülern zu predigen pflegte: "Die Krönung des Erreichbaren ist die Einfachheit". Für die Zeremonie in der Kirche sind schwarz geränderte Eintrittskarten vergeben worden. Viele Bekannte und Freunde des Komponisten gehen leer aus. Dafür ist unter den fast 4.000 Trauergästen das halbe hundert europäischer Gräfinnen, die – glaubt man dem Dichter Turgenjew – behaupteten, Chopin sei in den frühen Morgenstunden des 17. Oktober in ihren Armen gestorben. Er sei der romantischsten aller Krankheiten erlegen, der Schwindsucht.

Frauen singen hinterm schwarzen Vorhang

Büste des Komponisten Frédéric Chopin, Valldemossa, Mallorca | Bildquelle: picture alliance/imageBROKER Büste des Komponisten Frédéric Chopin, Valldemossa, Mallorca | Bildquelle: picture alliance/imageBROKER Chopins letzter Musikwunsch für das Begräbnis bringt die Organisatoren in die Bredouille: Mozarts Requiem. Dafür sind Sängerinnen notwendig. Frauen aber haben in der Madeleine noch nie singen dürfen. Endlich einigt man sich auf einen Kompromiss. Mozarts Requiem – aber die Damen singen für die Trauergäste unsichtbar, hinter einem schwarzen Vorhang. Seine letzte Ruhestätte findet Chopin, der französische Pole, im Friedhof Père Lachaise, unweit der Kollegen Bellini und Cherubini.

Gedächtnismesse in Warschau

Sein Herz, so hat er verfügt, wird einbalsamiert und nach Warschau in die Heiligkreuzkirche gebracht. Am 1. Jahrestag seines Todes enthüllt man nach einer Gedächtnismesse an Chopins Grab eine trauernde Muse mit zerbrochener Lyra, die sich über das in Marmor gehauene Profil des Komponisten beugt. Vergeblich versucht der polnische Delegierte, eine Rede zu halten. Der Schmerz übermannt ihn nach wenigen Sätzen.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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