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Was heute geschah – 19. März 1799 Haydns "Schöpfung" wird öffentlich uraufgeführt

Wien, 19. März 1799: Es ist ein frischer Frühlingstag. Ein scharfer Wind fegt über den Platz. Vor dem Burgtheater drängeln sich Menschen und belagern den Eingang. Dabei ist es erst vier Uhr Nachmittag. Noch drei Stunden bis zur Vorstellung.

Joseph Haydn | Bildquelle: Wikimedia Commons

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Joseph Haydn lächelt zufrieden. Alles läuft nach Plan. Nicht einmal die erhöhten Eintrittspreise können das Publikum abschrecken. Bald wird man ihn hier genauso feiern wie Händel in England. Ein großes Oratorium à la "Messias", das hat Haydn schreiben wollen. Als Stoff entschied er sich für die biblische Schöpfungsgeschichte.

Inoffizielle Aufführung schon 1798

"Ich war nie so fromm, als während der Zeit, da ich an der Schöpfung arbeitete", erinnerte sich Haydn. "Täglich fiel ich auf meine Knie nieder, und bat Gott, daß er mir Kraft zur glücklichen Ausführung dieses Werkes verleihen möchte." Bereits vor knapp einem Jahr hat der Komponist seine "Schöpfung" inoffiziell einem auserwählten Kreis vorgestellt – und danach noch ein paar Verbesserungen vorgenommen. Jetzt ist der große Moment da: die eigentliche Uraufführung.

Vögel, Pferde, Gewürm

180 Musiker drängen sich dicht an dicht auf der Bühne – zum Teil vor, zum Teil hinter Haydn. Die Spannung steigt. Dann gibt er den Einsatz. Es ist eine Musik, wie er sie noch nie geschrieben hat: Klänge, die beschreiben, wie das gleißende Sonnenlicht erstmals die Finsternis durchbricht. Das Publikum staunt, was es alles zu hören kriegt: Da rollen schäumende Meereswogen heran, Vögel zwitschern, am Boden kriecht das Gewürm, der Löwe brüllt und ein Pferd kommt mit fliegender Mähne angesprungen…

Der Beginn der "Schöpfung"

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Haydn: Schöpfung, Vorstellung des Chaos, Im Anfange schuf Gott, Und Gott sah das Licht, 1/13 | Bildquelle: Campus Cantabile Sinfonietta Potsdam (via YouTube)

Haydn: Schöpfung, Vorstellung des Chaos, Im Anfange schuf Gott, Und Gott sah das Licht, 1/13

Donnernder Applaus

"Zwischen den Abteilungen stürmische Applause; während jeder Abteilung war es dagegen still wie im Grabe", erinnert sich der schwedische Komponist Johan Fredrik Berwald. Nach dem Schlussakkord tobt das Publikum vor Begeisterung – auch die kaiserliche Familie. So, wie es sich Haydn erträumt hat. Wie beschreibt es Berwald? "Als es zu Ende war, wurde: 'Vater Haydn vor! Vater Haydn vor!‘ gerufen. Schließlich kam der Greis hervor, und wurde laut begrüßt: 'Es lebe Papa Haydn! Es lebe die Musik!‘"

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 19. März 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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