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29. Juli 1817 – Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin brennt ab Ballett der fliegenden Perücke

Berlin, 29. Juli 1817: Das Schauspielhaus am Berliner Gendarmenmarkt gerät in Brand. Augenzeuge war der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann, dessen Oper "Undine" in diesem Haus uraufgeführt wurde. Der gesamte Kostümfundus des Hauses wurde zerstört, inklusive Tausender Perücken, die sich in der heißen Luft davonmachten. Eine davon wurde von der Polizei unsanft vom Himmel geholt ...

Karikatur: Ein Gardejaeger schiesst auf Unzelmanns brennende Peruecke). Federzeichnung von E.T.A.Hoffmann (1776 -1822) Aus einem Brief an Adolph Wagner, 25.November 1817. | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

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29. Juli 1827: Was heute geschah – zum Anhören

(Bild: "Der Brand des Berliner Schauspielhauses am 29. Juli 1817". Federzeichnung von E.T.A.Hoffmann)

In der Taubenstraße, in einem dreistöckigen Eckhaus, wohnt E.T.A. Hoffmann. Hoffmann ist glücklich. Er ist jetzt Kammergerichtsrat, mit festem Gehalt, und dann sind da auch noch die vierzehn Aufführungen seiner Oper "Undine" am Langhans'schen Theater, mit sehr großem Erfolg. Vom Fenster aus kann Hoffmann den Gendarmenplatz sehen und das Theater. Es sind wenige Schritte bloß, er hat es nicht weit. Aber auch das Feuer, das an dem Tag im Schauspielhaus ausbricht, hat es nicht weit zu ihm.

Gerettete Möbel

E.T.A. Hoffmann | Bildquelle: picture-alliance/dpa E.T.A. Hoffmann | Bildquelle: picture-alliance/dpa Hoffmann schildert hinterher alles brieflich einem Freund: "Ich saß gerade am Schreibtisch, als meine Frau etwas erblaßt eintrat und sagte: Mein Gott, das Theater brennt! Als Feuerarbeiter an meine Tür schlugen, hatten wir mit Hilfe der Köchin schon Gardinen, Betten und die mehrsten Möbel in die hinteren, der Gefahr weniger ausgesetzten Zimmer getragen. Wo sie vorerst stehen blieben, da ich nur im letzten Moment alles heraustragen wollte. In den vorderen Zimmern sprangen sämtliche Fensterscheiben und die Ölfarbe tröpfelte von der Hitze herab. Nur beständiges Gießen bewirkte, daß das Holzwerk nicht vom Feuer anging." Dass Hoffmann aber so klug war und die Möbel nicht gleich unten auf die Straße gestellt hat, macht sich bezahlt: "Meinen Nachbarn, die zu eilig forttragen ließen, wurde vieles gestohlen. Mir gar nichts."

Perücke oder Meteor?

Glück haben aber nicht bloß Hoffmann und sein Mobiliar, sondern auch diejenigen, die Geld und Wechsel auf der Bank liegen haben. Es stand nämlich im Theater auch die Perückenkammer in Flammen, in glühend heißer Luft stiegen fünftausend große Perücken wie Fesselballone in die Höhe, besonders eine, mit einem sehr langen Zopf, die, wie Hoffmann es beschrieb, "wie ein bedrohliches feuriges Meteor über dem Bankgebäude schwebte" und dort stehenblieb und einfach nicht weiterfliegen wollte.

Letztes Kapitel für "Undine"

Doch es kam Rettung, wie Hoffmann beschreibt, und zwar "durch einen kouragösen Gardejäger, der, als mehrere Schlauchspritzen vergeblich nach der in die Höhe steigenden Perücke gerichtet wurden, besagtes Ungetüm vom Dach aus durch einen wohlgezielten Büchsenschuß herabschoß. Zischend und brausend sank es nieder: – in den Pißwinkel der Schonertschen Weinhauses. – Hierauf stiegen sofort die Staatspapiere. – Ist das nicht Stoff zum Epos? ..."

Das ist es in der Tat. Die Bühnenbilder zur "Undine" übrigens sind ebenfalls alle mit verbrannt. Hoffmanns Oper ist danach nicht wiederaufgenommen worden.

Was heute geschah

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