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Premiere an der Bayerischen Staatsoper Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk"

Nach über 15 Jahren kommt Harry Kupfer zurück an die Bayerische Staatsoper und setzt Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" neu in Szene. Das Werk war 1993 zum ersten - und bisher einzigen - Mal am Münchner Nationaltheater zu erleben. Knapp ein viertel Jahrhundert später zeigt nun also der 81-Jährige Altmeister des Regietheaters seine Sicht auf das skandalträchtige Werk. Am 28. November war Premiere.

Szene aus "Lady Macbeth von Mzensk" | Bildquelle: Bayerische Staatsoper/W.Hösl

Bildquelle: Bayerische Staatsoper/W.Hösl

Erzählt wird in Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" vom Versuch einer Selbstverwirklichung, die im Verbrechen endet. Die junge, aus armen Verhältnissen stammende Katerina Ismailowa wurde unglücklich mit dem reichen Provinzkaufmann Sinowi verheiratet. Drangsaliert von ihrem Schwiegervater, beginnt sie während einer längeren Abwesenheit ihres Ehemannes eine Affäre mit dem neuen Knecht Sergej, einem bekannten Schürzenjäger. Die Bilanz am Ende der Oper: vier Tote.

Altmeister Harry Kupfer inszeniert

1988 inszenierte Regisseur Harry Kupfer die "Lady Macbeth" erstmals in Köln. 28 Jahre später hat er sich nun für München ein zweites Mal mit dieser Oper auseinandergesetzt. Das Stück enthält viel Gesellschaftskritik und war eine verschlüsselte Antwort von Schostakowitsch auf die sowjetrussische Ideologie der Unterdrückung der Sexualität im Interesse des Staates.

Mich hat diese Musik umgehauen.
Regisseur Harry Kupfer

Noch zu Zeiten von DDR und Sowjetunion erlebte Kupfer in Moskau Schostakowitschs Oper, damals in der vom Komponisten in den 60er-Jahren angefertigten revidierten Fassung, die nach der Hauptfigur Katerina Ismailowa benannt ist: "Da waren bestimmte Dinge herausgestrichen und gemildert. Das konnte ich damals nicht beurteilen, weil es keinen Klavierauszug gab, wo ich das hätte vergleichen können. Aber mich hat diese Musik umgehauen!"

Für seine Münchner Inszenierung hat Kupfer die Handlung in die vorrevolutionäre Zeit verlegt: Er siedelt sie in einer heruntergekommenen Fabrikhalle an, die den Untergang der alten Gesellschaft wiederspiegelt. Für ihn gehört dieses Stück in die Despoten-Zeit des Zarentums. Denn die Despotie habe sich damals von oben nach unten bis in die kleinste Zelle der Familie fortgesetzt.

"Urböseste Fassung" mit üblen Flüchen

Auch Generalmusikdirektor Kirill Petrenko beschäftigt sich zum zweiten Mal intensiv mit dieser Oper. 1999 gab er mit der "Lady" sein Debüt in Meiningen. Damals war er so alt wie Schostakowitsch, als dieser 26-jährig die Oper schrieb. Gespielt wird in München die ursprüngliche, rohere Fassung - nach Petrenkos Aussage die "urböseste Fassung", die nur so von übelsten Flüchen strotzt. Für Dirigent Petrenko ist Schostakowitschs Musik ein polystilistischer Schmelztiegel, in dem von romantischer Oper nach Art von Tschaikowskys "Pique Dame" bis zur Zwölftonmusik alles zusammengewürfelt ist.

Rollendebüt für Anja Kampe

Die Sopranistin Anja Kampe singt die Rolle der Katerina Ismailowa zum ersten Mal. Die größte Herausforderung liegt für sie dabei in der musikalische Brandbreite dieser langen und facettenreichen Titelpartie. Für ihr Empfinden hat Schostakowitsch eine perfekte und eindringliche Musik geschrieben, der man sich eigentlich nur hingeben muss. Doch erst jetzt wagt sie sich an diese Partie. Denn um die Rolle der Katerina Ismailowa glaubwürdig umsetzen zu können - dazu gehört für Anja Kampe auf alle Fälle eine gewisse Lebenserfahrung.

Ich glaube, mit 20 kann man so eine Rolle nicht singen - selbst, wenn das stimmtechnisch möglich wäre.
Anja Kampe

"Lady Macbeth von Mzensk" an der Bayerischen Staatsoper

Premiere von Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" ist am Montag, 28. November 2016, um 19.00 Uhr. Weitere Informationen, alle Termine sowie Tickets unter staatsoper.de

BR-KLASSIK überträgt die Premiere live, bereits ab 18.30 Uhr erwartet Sie Annika Täuschel aus dem Foyer der Bayerischen Staatsoper mit Informationen und Gesprächen zur Inszenierung. Eine Premierenkritik sendet BR-KLASSIK am Dienstag, 29. November, ab 6.05 Uhr in seinem Morgenmagazin Allegro - zu lesen natürlich auch hier auf br-klassik.de.

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