BR-KLASSIK

Per aspera ad astra - durch Widrigkeiten zu den Sternen. Wie nur wenige Musiker wählte Nikolaus Harnoncourt diesen Weg, um seine musikalischen Visionen verwirklichen zu können. Aus der persönlichen Sicht Harnoncourts erfährt man in diesem Buch, was diese Widrigkeiten waren und wie Harnoncourt mit ihnen fertig wurde.

Wie verhält es sich mit einem guten Buch? Man fängt an zu lesen, und dann mag man nicht mehr aufhören. So ging es mir mit "Wir sind eine Entdeckergemeinschaft", herausgegeben von Alice Harnoncourt aus Texten des 2016 verstorbenen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt. Es ist das persönlichste, direkteste der Harnoncourt-Bücher, die ich bisher gelesen habe. Alice war Harnoncourts erste Ehefrau und sie blieb es sein Leben lang. Sie war seine Lebens- und künstlerische Gefährtin, die engste Vertraute, Betreuerin und Managerin. In diesem Buch hat sie die persönlichsten Aufzeichnungen ihres Mannes versammelt, die er zu seiner und der künstlerischen Laufbahn ihres Ensembles "Concentus Musicus Wien" niedergeschrieben hat.

Ein wundervoller Lesestoff, denn Harnoncourt war als Autor ebenso anregend und im besten Sinne unterhaltsam wie als Musiker. Er war ein scharfsinniger Beobachter und ein witziger Formulierer. Es geht los mit den Studierenden an der Wiener Akademie, wie sie mit fremdartigen Instrumenten experimentieren und ihnen ungeahnte Klänge entlocken. Harnoncourt erzählt aus der Praxis der Orchestercellisten und seinem Verhältnis zu Herbert von Karajan. Dann nimmt er den Leser mit zu den Abenteuern und Reisen, die die Musiker des "Concentus" erleben durften, auch mussten. Hinreißend Harnoncourts beißend-kritische Betrachtung eines Konzertes mit Bachs Matthäus-Passion unter Karl Richter im Wiener Musikverein.

Ich finde das Buch ein großartiges Weihnachtsbuch, weil es der Musik gilt und dafür ungemein farbig und humorvoll ins pralle Leben greift.