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Album der Woche – Yo-Yo Ma Schostakowitschs Cellokonzerte

Seit 2014 ist Andris Nelsons beim Boston Symphony Orchestra Chefdirigent. Gleich in seiner ersten Saison hat Nelsons mit einem Schostakowitsch-Zyklus begonnen, der jetzt zum 50. Todestag des Komponisten bei der Deutschen Grammophon komplett vorliegt. Für die beiden Cellokonzerte von Schostakowitsch konnte Nelsons den bald 70-jährigen Starcellisten Yo-Yo Ma gewinnen – ein Volltreffer, meint BR-KLASSIK-Redakteur Fridemann Leipold.

CD_Cover Schostakowitschs Cellokonzerte mit Yo-Yo Ma und Andris Nelsons | Bildquelle: DGG

Bildquelle: DGG

Ein "Allegretto im Stil eines lustigen Marsches" schwebte Dmitrij Schostakowitsch als Kopfsatz seines ersten Cellokonzerts von 1959 vor. Schon hier beweist der amerikanische Cellist Yo-Yo Ma seine Klasse – mit federnder Energie und knackiger Artikulation. Aber: Was ist schon wirklich lustig bei Schostakowitsch? Bald verdichtet sich das tänzelnde Anfangsmotiv zur grellen Farce, und der famose Solohornist des Boston Symphony Orchestra schmettert dem Cellisten dasselbe Motiv noch einmal um die Ohren – jetzt aber trotzig.

Einfluss jüdischer Volksmusik

Im langsamen Satz findet Schostakowitsch, der geniale Melodiker, umso lyrischere Töne. In diesen herzzerreißenden Klagegesängen spürt Yo-Yo Ma den Einflüssen jüdischer Volksmusik sensibel nach.

Schlagzeug als Dialogpartner

Auch das zweite Cellokonzert von 1966 ist in enger Zusammenarbeit mit Mstislav Rostropowitsch entstanden und diesem gewidmet. Hat Schostakowitsch dem Cello im ersten Werk ein Horn als Dialogpartner beigesellt, so ist es im zweiten Konzert das Schlagzeug. Durch heftige Akzente entsteht immer wieder der Eindruck, der Tod würde zum Tanz aufspielen.

Durch gewitzte Glissando-Schlenker unterstreicht Yo-Yo Ma den sarkastischen Charakter im doppelbödigen Mittelsatz des zweiten Konzerts – ein diabolisches Scherzo, typisch für Schostakowitsch.

Yo-Yo Ma spielt mit glühender Intensität

Mit atemberaubender Souveränität meistert Yo-Yo Ma alle virtuosen Klippen in diesen beiden Cellokonzerten, die er mit höchster Gestaltungskraft und glühender Intensität durchlebt. Und was Andris Nelsons aus seinem Boston Symphony Orchestra an klanglicher Brillanz und rhythmischer Schärfe herausholt, macht ihn – wie seinen Lehrer Mariss Jansons – zu einem großen Schostakowitsch-Dirigenten.

Infos zum Album

"Schostakowitsch – The Cello Concertos"

Dmitrij Schostakowitsch:
Cellokonzert Nr. 1 Es-Dur op. 107
Cellokonzert Nr. 2 G-Dur op. 126

Yo-Yo Ma, Violoncello
Boston Symphony Orchestra
Leitung: Andris Nelsons

Label: Deutsche Grammophon

Sendung: "Piazza" am 10. Mai 2025 um 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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