BR-KLASSIK

Inhalt

Zupfen und Schlagen Die wunderbare Klangwelt des Salterio

Im 18. Jahrhundert war das Salterio in Italien sehr beliebt. Der Klang des Instruments wurde als dolce conforto, als sanfter Tröster bezeichnet. So hat die Salterio-Virtuosin Franziska Fleischanderl ihr Ensemble genannt. Auch ihr zweites Album mit Salterio-Musik ist berückend schön.

CD-Cover: Salterio italiano | Bildquelle: © Christophorus

Bildquelle: © Christophorus

Der CD-Tipp zum Nachhören

Ist das eine Harfe? Nein, denn dazu ist der Klang zu brillant. Oder ein Clavichord? Dafür klingt es zu sonor. Ist es womöglich eine Mandoline? Auch nicht, der Klang viel runder. Ein Fortepiano vielleicht? Nein, denn hier hört man viel mehr Obertöne. Dann kann es nur noch eine Zither sein? Auch das nicht. Es ist ein Salterio. Ein italienisches Zupfinstrument, das im 18.Jahrhundert besonders bei Adligen en vogue war. Aber am Ende des Jahrhunderts verschwand es so plötzlich wieder, wie es gekommen war.

Musikwissenschaftlerin, Salterio-Erforscherin und Virtuosin

Franziska Fleischanderl, in Personalunion Musikwissenschaftlerin, Salterio-Erforscherin und Virtuosin auf diesem Instrument, spielt es gerade. Ihr Salterio stammt aus Rom und wurde im Jahr 1725 gebaut. Es besteht aus Holz, ist trapezförmig und reich verziert an den Kanten. Quer über den Holzkorpus mit zwei Schalllöchern sind mehrchörige Saiten gespannt. Bei dieser kontemplativen Sonate des Venezianers Fulgenzio Perotti, spielt Franziska Fleischanderl ihr Salterio mit lederbezogenen Holzschlägeln.

Pizzicato-Spiel

Neben diesem sogenannten battuto-Spiel mit Holzschlägeln, gibt es noch eine zweite Spieltechnik: das Zupfen der Saiten, das pizzicato-Spiel. Ein italienischer Traktat aus dem Jahr 1770, gibt zwar vor, dass die Saiten mit Plektren gezupft werden sollen, die an die Fingerkuppen gesteckt werden. Doch Franziska Fleischanderl entscheidet sich beim pizzicato-Spiel für ihre Fingernägel und Fingerkuppen. Das ermöglicht ihr ein viel breiteres Spektrum an Klangfarben, wie in dieser Salterio-Sonate des Römers Don Florido Ubaldi zu hören ist.

Sakralmusik im italienischen Opernstil

Doch egal, ob gezupft oder geschlagen. Am schönsten klingt es, wenn sich der mal silbern, mal golden schimmernde Klang des Salterios mit dem der menschlichen Stimme mischt. Dazu haben sich Franziska Fleischanderl und ihr kleines Ensemble Il Dolce Conforto mit der italienischen Mezzosopranistin Romina Basso verstärkt und zwei Kantaten des Bolognesers Giovanni Battista Martini und des Neapolitaners Girolamo Rossi eingespielt. Berührende Sakralmusik im italienischen Opernstil. Franziska Fleischanderl hat alle auf dieser CD versammelten Salterio-Werke in italienischen Archiven entdeckt und nicht nur widerbelebt, sondern ihnen neues Leben eingehaucht. Beseelte, wunderschöne Musik in ganz neuen Klangfarben. "Salterio italiano" ist ein Must-have für Freunde der Alten Musik.

Salterio italiano

Sonaten für Salterio von Fulgenzio Perotti, Florido Ubaldi und Vito Ugolino sowie Kantaten für Mezzosopran und Salterio von Giovanni Battista Martini und Girolamo Rossi

Franziska Fleischanderl (Salterio)
Romina Basso (Mezzosopran)
Il Dolce Conforto
Label: Christophorus

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 24. Juni 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

BR-KLASSIK empfiehlt

    AV-Player