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In Südafrika wurde sie geboren, studiert hat sie in New York. Zum Star wurde sie in München: Die Sopranistin Golda Schultz begann ihre Karriere am Opernstudio der Bayerischen Staatsoper – und schaffte es in kürzester Zeit auf die großen Bühnen in Salzburg, Wien, Paris. Bayerin ist sie geblieben: Golda Schultz lebt in Augsburg. Auf ihrem neuen Album hat sie Arien und Szenen von Mozart aufgenommen. Der Titel macht neugierig: "Mozart, you drive me crazy!" Unser Kritiker Bernhard Neuhoff ist jedenfalls ganz verrückt danach.

Bildquelle: Alpha

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Mozart war ein Verwandlungskünstler. Natürlich war er kein Schauspieler, aber er hatte eine ähnliche Gabe: Mozart konnte sich in extrem unterschiedliche Menschen verwandeln. Nicht, indem er sich verkleidete, sondern indem er Musik erfand, die ausgedachte Charaktere zu wirklichen Menschen machte. Ausgedacht hat sie sich sein bester Autor, Lorenzo da Ponte. Aber erst durch Mozart wurden sie lebendig. Wie kein anderer Opernkomponist hatte er die Fähigkeit, mit seinen Figuren zu verschmelzen. Vorurteilslos, rückhaltlos. Seine Musik ist böse wie Osmin, verliebt wie Donna Elvira, gut drauf wie Susanna, melancholisch wie die Gräfin. Mozarts Opernfiguren sind so komplex und launisch wie ein Individuum, aber auch so natürlich und unverwechselbar. Als hätten sie ein Eigenleben außerhalb der Bühne. Klar, das ist eine Illusion, und damit sie in unseren Köpfen zu Wirklichkeit wird, braucht es großartige Sängerinnen und Darsteller. Golda Schultz ist eine.

Opernfiguren werden förmlich greifbar

Auf ihrem neuen Album verwandelt sie sich, indem sie Mozart singt. Und bringt extrem unterschiedliche Menschen miteinander ins Gespräch. Denn Mozarts dramatische Kunst lebt aus dem Dialog, der Konfrontation, dem, was sich zwischen Menschen ereignet: Liebe, Hass, Trauer, Humor. Golda Schultz hat deshalb eine ganze Gruppe exzellenter Sängerinnen und Sänger zusammengetrommelt. Ihr neues Mozart-Album versammelt nicht nur Arien, sondern auch Szenen, Duette und Ensembles. Und so gelingt auf dieser Aufnahme etwas, was sich normalerweise nur auf der Bühne ereignet: Die Figuren aus Mozarts besten Opern, den Da-Ponte-Opern "Figaro", "Don Giovanni" und "Così fan tutte", scheinen im Raum zu stehen und einander zu begegnen. Und dabei begegnen sie uns.

Stimmliche Virtuosität in verschiedenen Rollen

Der Clou dabei: Anders als auf der Bühne kann sich Golda Schultz den großen Spaß machen, sich in unterschiedliche Rollen der gleichen Oper zu verwandeln. In Gegenspielerinnen und Kontrastfiguren, in die melancholische Gräfin und die blendend gelaunte Susanna, in die kämpferische Donna Anna und die am Boden zerstörte Donna Elvira. Und dabei zeigt sie, was für eine enorme Bandbreite sie drauf hat. Stimmlich, in Klangfarbe, Beweglichkeit und Registern, aber auch emotional. Gelassen, selbstbewusst, eine junge Frau, die völlig mit sich im Reinen ist: Das ist Golda Schultz als Susanna. Überdreht, traumatisiert, hin und hergerissen zwischen Hass und erotischer Faszination: Das ist Golda Schultz als Donna Anna. Die eine liedhaft und schlicht gesungen, die andere extrem virtuos. 

Nahezu unheimliche Verwandlungskunst

Unter den nicht weniger als sieben Sängerinnen und Sängern, die sich um Golda Schultz zusammenfinden, ragt der Tenor Amitai Pati heraus. In allen Nummern dieses wunderbaren Albums steht Dirigent Antonello Manacorda am Pult der schlank und beweglich spielenden Kammerakademie Potsdam. Er ist ein umsichtiger und hellwacher Regisseur dieser permanenten Metamorphosen. "Mozart, you drive me crazy!" – mit diesem augenzwinkernden Titel hat Golda Schultz ihr Album auf einen witzigen Nenner gebracht: Mozarts Verwandlungskunst ist schwindelerregend, manchmal geradezu unheimlich. Und sie macht süchtig. Jedenfalls, wenn sie so souverän beherrscht wird wie von Golda Schultz.

Sendung: "Piazza" am 20. April 2024 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK