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Ausstellung im Wiener Arnold Schönberg-Center Wie Schönberg auf zwölf Töne kam

Vor 100 Jahren erdachte Arnold Schönberg sein erstes Zwölftonwerk. Diesem Jubiläum widmet das Wiener Arnold Schönberg-Center eine eigene Ausstellung. Überraschende Erkenntnis: Seine Zwölftonmethode erlaubte dem Komponisten, wieder an die Tradition anzudocken.

Der Komponist Arnold Schönberg (1874-1951) beim Dirigieren des Rundfunk Sinfonie Orchesters Berlin.  | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Auch wenn Arnold Schönberg der vielleicht größte Revolutionär der Musik des 20. Jahrhunderts war, so war er doch auch ein Traditionalist. Zeitlebens hat er sich mit der Musik der Vergangenheit auseinandergesetzt, schätzte etwa Brahms ganz besonders. Die Verbindung zur Tradition im Werk von Schönberg will auch die Wiener Ausstellung zur Zwölftonmusik von Schönberg demonstrieren. Denn Schönberg empfand sich selbst als Teil dieser Tradition und das gilt auch für seine Zwölftonwerke. Sein erstes ist ausgerechnet eine Suite – eine musikalische Gattung aus der Barockmusik.

Schaffensrausch nach der Entwicklung der Zwölftonmethode

Schon 1910 habe sich Schönberg von der Tonalität verabschiedet, erklärt Eike Feß, der Kurator der Ausstellung, im Interview. "Das hat einen wahren Schaffensrausch bei ihm ausgelöst und es entstanden zahlreiche, unglaublich expressive Werke. Später hat er aber gesagt, dass mit dieser großen Freiheit auch ein Verlustverlust einherging. Die traditionellen Formen, die ganz eng mit der Tonalität verbunden waren, konnten in einer freitonalen Ton-Sprache einfach nicht mehr verwendet werden, das widersprach sich. Und mit der Zwölftonmethode fand er eine Möglichkeit, einer modernen Tonsprache wieder eine neue Ordnung zu verleihen. Und man kann tatsächlich sehen, dass er nach der Formulierung der Zwölftonmethode 1923 wieder einen Schaffensrausch hatte."

Die Ausstellung zeigt anschaulich durch Manuskripte, erklärende Texte und Video-Animationen den Prozess der Entwicklung der Zwölftonmusik anhand von Werken, die dafür Vorstufen bilden, wie etwa die Serenade op. 24 von 1920. Hier arbeitete Schönberg bereits mit einer Tonreihe aus 14 Tönen und der Umkehrung einzelner melodischer Figuren. Intuitiv nennt Feß diese Annäherung Schönbergs an seine spätere Methode. "Die Ausstellung soll aber auch zeigen, wie er die Methode bis zu seinem Lebensende weiterentwickelte und durchaus konstruktiv immer neue Varianten erfand, die aber immer aus einem genuinen musikalischen Bedürfnis, aus einer melodischen oder harmonischen Idee, aus einem musikalischen Gedanken heraus geboren wurden."

Ausstellung zeigt zahlreiche Selbstporträts von Schönberg

Gemälde von Arnold Schönberg | Bildquelle: Wikimedia Commons Selbstporträt von Schönberg aus dem Jahr 1908 | Bildquelle: Wikimedia Commons Neben den Zwölftonwerken Schönbergs – in Form von Partituren und in klingenden Beispielen, Fotos und Briefen – gibt es in der Ausstellung auch allerhand von Schönberg selbst gebastelte Hilfsmittel für die Reihenbildung, die ein bisschen wie Rechenschieber aussehen. Und es gibt zahlreiche Bilder von Schönberg. Der Komponist, der auch Maler war, fertigte in zwei Phasen seines Lebens verstärkt Selbstbildnisse an: einmal um 1908 bis 1910 herum, als er die tonale Bindung der Musik hinter sich ließ – und dann eben um 1920 herum, als er die Zwölftonmusik entwickelte. Diese Selbstbildnisse dienten ihm offenbar als Selbstvergewisserung auf dem Weg in neue musikalische Sphären.

Info

Die Ausstellung "Komposition mit 12 Tönen. Schönbergs Neuordnung der Musik" ist ab dem 15. März 2023 im Wiener Schönberg-Center zu sehen. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 15. März 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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