BR-KLASSIK

Inhalt

Streit bei den Bayreuther Festspielen? Offene Zukunft

Die Festspiele sind vorbei, Ruhe kehrt auf dem Grünen Hügel aber nicht ein: Georg von Waldenfels, Chef des Verwaltungsrats, spricht sich ausdrücklich für Christian Thielemann aus, dessen Verhältnis zu Katharina Wagner als schwierig gilt. Und dann ist da noch diese Sache mit den Brillen. Bahnt sich in Bayreuth ein Machtkampf an?

Festspielhaus Bayreuth | Bildquelle: BR

Bildquelle: BR

Diplomatisch sind fast alle Antworten, die Georg von Waldenfels im Gespräch mit BR-KLASSIK gibt. Nur einmal wird er sehr deutlich. Nämlich als es um die Vermutung geht, dass er nicht glücklich ist mit der Distanz, die zwischen Katharina Wagner und Christian Thielemann herrscht. "Da haben Sie recht, ja!"

Waldenfels ist vor allem Musikfan

Dass Waldenfels, der ja nicht nur Chef des Verwaltungsrats ist, sondern auch Vorsitzender des einflussreichen Freundeskreises, ein Bewunderer von Christian Thielemann ist, ist nichts neues. Das wiederholt er auch gegenüber BR-KLASSIK. Er sei nun mal in erster Linie ein Musikfan. Auch wenn er den diesjährigen "Ring" von Valentin Schwarz ausdrücklich nicht als Flop bezeichnen möchte - dem Szenischen steht er offensichtlich skeptischer gegenüber.

Mit dieser Haltung ist er in Bayreuth sicher nicht allein. Festspielleiterin Katharina Wagner steht allerdings für etwas anderes: für Regietheater, für szenische Experimente. Und dafür, dass Thielemann im nächsten Sommer Bayreuth fern bleiben wird. Wie Waldenfels das sieht? "Das ist eine Entscheidung von Katharina Wagner", so der Verwaltungsratschef salomonisch. Schließlich sei Wagner für die künstlerischen Belange zuständig.

VR-Brillen: Mischt sich der Verwaltungsrat in künstlerische Belange ein?

Der Ausbau der B2 bei Hof ist ein Stück näher gerückt. Grundstückseigentümer und Ex-Minister Georg von Waldenfels ist nun doch verkaufsbereit. | Bildquelle: BR Georg von Waldenfels, Chef des Verwaltungsrats und Vorsitzender des Vereins der Freunde der Bayreuther Festspiele | Bildquelle: BR Doch gerade in diesem Punkt scheint es Kompetenzstreitigkeiten zu geben. Nach Berichten der WELT hat Waldenfels die Finanzierung von etwa 500 VR-Brillen gestoppt, die für die 3D-Inszenierung des "Parsifal" im kommenden Jahr benötigt werden. Um künstlerische Fragen gehe es hier jedoch gar nicht, betont Waldenfels gegenüber BR-KLASSIK. "Die Finanzierung muss gesichert sein. Und solang die nicht gesichert ist, können wir als Gesellschaft nicht sagen: Wir sind dafür." Einen Konflikt sieht Waldenfels hier nicht.

Ewig wird sich diese Zurückhaltung nicht durchhalten lassen. Spätestens im Herbst des kommenden Jahres muss eine Entscheidung her. Wagners Vertrag läuft nur noch bis 2025. Ob es mit der Komponisten-Urenkelin weitergeht, ist offen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat bereits verkündet, dass es aus ihrer Sicht nicht zwingend sei, dass ein Familienmitglied den Chefposten am Grünen Hügel bekleide.

"Alles offen": Waldenfels zur Zukunft von Katharina Wagner

Das sieht Waldenfels anders. Es habe schon "einen großen Charme", dass die Wagnerfamilie in Bayreuth noch immer eine so große Rolle spiele. Darüber hinaus habe Katharina in den letzten Jahren bewiesen, dass sie den Job ausfülle. Also ein deutliches Pro für eine Verlängerung von Wagner? Ein klares Bekenntnis zur momentanen Festspielleiterin kommt dem Verwaltungsratschef dann doch nicht über die Lippen. Es sei "alles offen", sagt er. Das dürfte die Diskussionen nicht gerade einbremsen.

Sendung: "Allegro" am 7. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (6)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Samstag, 10.September, 20:37 Uhr

Felix Kugel

Mit Christian Thielemann etwas gemeinsam

Mit Christian Thielemann habe ich zwei Dinge gemeinsam.
(1) Im kommenden Jahr werden wir beide nicht in Bayreuth sein.
(2) Sollte Christian Thielemann im übernächsten Jahr wieder dabei sein, dann komme ich auch wieder.
Ohne Christian Thielemann sind die Festspiele noch nicht einmal die Hälfte wert.
Wie kann man einen so erfahrenen Mann, der den Graben, die Akkustik des Hauses und die Musik in- und auswendig kennt, zuhause lassen ? Das ist mir schleierhaft.

Samstag, 10.September, 10:04 Uhr

Gufo

Offene Zukunft

Streicht sämtliche öffentlichen Subventionen und überlasst es dem zahlenden Publikum, wohin der Weg führen soll: Zur Priorisierung der herrlichen Musik Wagners oder Inszenierungen, die verstehe ,wer wolle und die zuweilen eher das Ego der Regisseure streicheln als das des zahlenden Gastes.

Donnerstag, 08.September, 13:20 Uhr

Paul

Teil 3

Angesichts der Verhunzung des Stoffes durch Valentin Schwarz in diesem Jahr, der selbst vor einem Eingriff in die Grundsubstanz des Stückes nicht zurückschreckte, mag man sich folgende Frage stellen:

Würden Tolkien-Fans es akzeptieren, wenn in einer Verfilmung der titelgebende Ring fehlt und man diesen als Bastard des Bilbo Beutlin "umdeuted"?

Und eigentlich ist Sauron nur das Opfer einer frühkindlichen Traumatisierung durch Gandalf, der obendrein noch ein Kinderschänder ist...

Würden Tolkienfans Geld dafür ausgeben, um sich solch einen Schwachsinn anzusehen? Die Frage stellen, heißt dieselbe zu beantworten! Wagnerfans pilgern jedoch unverdrossen nach Bayreuth (dem Vernehmen nach nicht mehr so zahlreich wie früher, alle über einen Kamm scheren, wäre also unfair).

Fazit: Das Narrativ vom stockkonservativen Wagnerianer ist wie so viele Narrative falsch, und von Waldenfels mag als Beispiel dienen.

Donnerstag, 08.September, 13:07 Uhr

Paul

Teil 2

Seit Jahrzehnten (in Bayreuth spätestens seit der Kupfer/Barenboim-Inszenierung) haben es die Wagnerianer hingenommen (von rituellen Buhstürmen abgesehen), dass nicht die im Textbuch beschriebenen Umwelten auf der Bühne abgebildet werden, sondern irgendwelche neuzeitliche Trash-Szenarien. Eigentlich ist es egal, ob Walhall eine Pommesbude, ein Puff, eine Tankstelle etc. ist, Hauptsache irgendwie trashig. Die kreative Leistung des Regisseurs ist hierbei denkbar gering, man stilisiert sich aber nichtsdestotrotz als bilderstürmendes Orginalgenie.

Selbst der des Konservatismus unverdächtige Norman Mailer beschwerte sich angesichts eines Besuches des Flimm-Ringes, dass Domingo und Maier ihre Liebesschwüre vor einer Müllhalde absonderten.

Die Frage nun: Würden Tolkien-Fans es bei einer Verfilmung akzeptieren, dass sich die Gefährten in einer Pommesbude sammeln und den Ring schlussendlich in einem Gully entsorgen? Natürlich nicht! Tolkien-Fans haben also mehr Rückgrat als Wagnerianer.

Donnerstag, 08.September, 13:01 Uhr

Paul

Wagner-Fans vs. Tolkien Fans Teil 1

Da es ja bekanntlich gewisse inhaltliche Parallelen zwischen Wagners "Der Ring der Nibelungen" und Tolkiens "Der Herr der Ringe" gibt, ist es vielleicht mal ganz instruktiv, zu vergleichen wie "konservativ" die Wagneranhänger sind (angeblich so ziemlich das Konservativste und Verstockteste, was man auf der Erden finden kann, glaubt man den "mutigen" Regietheater-Enthusiasten des Feuilletons) im Vergleich zu den Tolkien-Fans.

Donnerstag, 08.September, 00:21 Uhr

Paul

Elend des Pseudo-Konservatismus

Das also ist der von Regietheater-Enthusiasten quasi als erzreaktionäre Vogelscheuche hingestellte von Waldenfels: Das Szenenische, das Wagner (wie eigentlich jedem Opernkomponisten, aber hier sogar vielleicht noch ein bisschen mehr) nachweislich sehr wichtig war, ist ihm völlig egal. Unglaublich!

Er gibt dem unheilvollen Wirken der Urenkelin eine carte blanche, und entschuldigt sogar den wirklich unterirdisch schlechten "Ring" von Valentin Schwarz.

Wie auch in anderen Lebensbereichen gewinnt man auch hier den Eindruck, dass alle Diskussionen ein abgekartetes Spiel sind und die sogenannten "Konservativen" absichtlich schwach und imkompetent sind, so dass die Agenden immer weiter voranschreiten.

Mehrere Jahrzehnte sinnenstellende, trashige Inszenierungen, die vom Publikum regelmäßig ausgebuht werden, schreiten so immer weiter voran. Eine echte Erneuerungs scheint ausgeschlossen,

    AV-Player