BR-KLASSIK

Inhalt

Eímear Noone bei Game on Symphony Mit dem Rundfunkorchester ins nächste Level

Die Zeiten von Synthi-Gezupfe und nerdigen Kleinstgruppen sind längst vorbei. Die Musik zu Computerspielen ist sinfonisch-komplex und begeistert eine riesige Fangemeinde. Die irische Dirigentin und Komponistin Eímear Noone ist ein Star der Szene und jetzt in München.

Eimear Noone bei den Proben zur Oscarverleihung 2020  | Bildquelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com | AMPAS

Bildquelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com | AMPAS

BR-KLASSIK: Sie sind in einem kleinen irischen Dorf aufgewachsen. Wie sind Sie denn zum ersten Mal mit Musik in Berührung gekommen? 

Eímear Noone: Ich bin zwar in einem kleinen Dorf aufgewachsen, aber wir hatten einen Komponisten im Ort. Musik hat mich also von Anfang an immer begleitet. Das sag ich manchmal im Spaß, weil immer wenn wir den Fußball auf dem Schulhof weggeschossen haben, hat ihn der Komponist auf der anderen Straßenseite aufgehoben und zurückgeschossen. Aber er schrieb traditionelle irische Musik. Meine eigene große Liebe war aber das Orchester, das ich mit sieben Jahren kennengelernt habe. Und das ist seither mein Leben. 

BR-KLASSIK: Welche Komponisten haben Sie denn besonders beeindruckt? 

Eímear Noone: Ich war besessen von Mozart. Besonders von seinem Requiem. Wenn es ein Stück gibt, das der Grund dafür ist, dass ich Musikerin bin, dann ist es das. Ich konnte es nicht glauben. Ich dachte, wenn es das gibt, dann muss ich irgendwie ein Teil davon sein. Und dann Beethoven. Ich habe als Kind die Beethoven-Sonaten gespielt. Ich habe das alles geliebt; Sturm und Drang und Beethoven und das Drama, es war einfach fantastisch.  

BR-KLASSIK: Können Sie sich noch an den Moment erinnern, in dem Sie sich entschieden haben, Dirigentin zu werden? 

Eímear Noone: Ja, ich war ungefähr sieben Jahre alt und habe im Fernsehen einen Dirigenten gesehen. Und das Orchester sah so lebendig und so pulsierend aus, das weiß ich noch. Ich erinnere mich, dass ich dachte, ‘Oh ja, das will ich auch machen’.   

BR-KLASSIK: Ein besonders großer Moment war 2020, als Sie als erste Frau bei den Oscars dirigiert haben, und zwar alle fünf nominierten Filmsoundtracks. Wie hat sich das angefühlt? 

Eímear Noone: Viele Journalisten haben mich gefragt, ob ich nervös sein werde. Was sie nicht wussten, war, dass ich mit den meisten im Orchester schon meine ganze Karriere lang zusammengearbeitet hatte. Ich wusste also, wenn ich Unterstützung brauche, kann ich mich an meine Freunde wenden. Aber es war eine so schöne Erfahrung. Alle um mich herum haben mich unterstützt, und die beiden Produzenten haben beschlossen, dass es endlich an der Zeit war, eine Frau bei der Oscar-Verleihung im Orchestergraben zu haben. Und so konnte ich an diesem Event teilhaben. Das war wirklich ein großer Spaß.  

BR-KLASSIK: Sie komponieren ja auch selbst, haben den Soundtrack zu "World of Warcraft" geschrieben. Wenn Sie sich entscheiden müssten, was Ihnen am meisten Spaß macht, wäre es Musik zu komponieren oder sie live zu dirigieren?   

Eímear Noone: Das sind fast zwei verschiedene Persönlichkeiten, zwei verschiedene Menschen. Die Komponsitin ist diejenige, die jeden Tag eine schwarze Jogginghose und ein T-Shirt trägt und sitzen muss – das ist meine eine Persona. Aber eine Sache, die wirklich schwer zu definieren ist und mit der ich immer noch Schwierigkeiten habe, ist, wenn man seine eigene Musik mit einem Orchester dirigiert. Das ist irgendwie seltsam aber auch wunderschön. Ich denke immer daran, wer spielt und wie es gespielt wird, und stelle mir vor, wie sich die Bögen bewegen. Das sage ich nicht nur so, das tue ich wirklich, denn ich habe selbst in Orchestern gespielt. Es ist auch sehr verletzlich. Man lernt dich auf einer ganz anderen Ebene kennen, wenn du deine eigene Musik mit dem Orchester aufführst. Und hier in München sind sie einfach wunderbar. Ich bin sehr dankbar, dass sie ihr Talent zur Verfügung stellen, um das auszudrücken, was ich geschrieben habe.  

Sendung: Leporello am 01. Feburar ab 16:05 Uhr

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

Mehr zum Thema

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player