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Sopranistin Emma Kirkby Auf Spurensuche in der Renaissance

Die klare kristalline Stimme, die so gut zur Musik der Renaissance-Zeit passt, ist das Markenzeichen von Sopranistin Emma Kirkby. Bei ihrem Konzert in München interpretiert sie nun Werke von Thomas Campion, einem Tausendsassa der Renaissance.

Sopranistin Emma Kirkby sitzt vor grauem Hintergrund | Bildquelle: Miguel Barreto

Bildquelle: Miguel Barreto

BR-KLASSIK: Frau Kirkby, nach einem fulminanten Krönungswochenende wollen wir erstmal wissen: Haben Sie Anteil genommen an der Krönung von König Charles und an der historischen Aufführungspraxis dieser Zeremonie?  

Emma Kirkby: Oh ja, der König hat sich sehr seriös gezeigt — er sah fast ein bisschen unglücklich aus. Aber ich glaube, das liegt daran, dass er das alles so ernst genommen hat. Aber ich muss zugeben, am meisten hat mich die Musik begeistert! Sie war einfach fantastisch und das war für uns alle sehr wichtig, weil wir momentan dafür kämpfen müssen, dass Musik genug Unterstützung bekommt. Damit haben sie ganz klar gezeigt, dass in England musikalisch Unglaubliches passiert und es war wundervoll zuzuhören, von altem Repertoire bis hin zu zeitgenössischen Stücken. Ich glaube, wenn Du etwas so groß aufziehst, musst Du es auch genau so gut machen.  

Emma Kirkby und das Ensemble Phoenix Munich

Das Konzert mit Werken von Thomas Campion findet am Sonntag, den 14. Mai 2023, um 15.00 Uhr im Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz statt.

Damals ein Schock: Singen ohne Vibrato

 BR-KLASSIK: Sie sind selbst die Tochter eines Marine-Offiziers, Sie haben in Oxford Alt-Philologie studiert. Ich schätze mal, dass an Traditionen ihr Herz hängt. Aber was hat Sie eigentlich zum Singen gebracht?

Ensemble Phoenix | Bildquelle: ensemble-phoenix Musikalische Begleiter von Sopranistin Emma Kirkby: Das Ensemble Phoenix aus München | Bildquelle: ensemble-phoenix Emma Kirkby: Nun, ich denke eine Stimme ist in gewisser Weise ein Zufall. Wir alle lieben es zu singen. Und manche Stimmen funktionieren in verschiedenen Kontexten besser als andere. Ich habe mich nie hauptsächlich als Sängerin gesehen, aber ich liebe Singen einfach. An der Universität lernte ich zuerst alte Instrumente wie die Laute kennen und Menschen, die mit Klängen experimentierten, wie sie die Komponisten ihrer Zeit gehört haben – Leute wie William Byrd, Claudio Monteverdi oder John Dowland. Das war für mich als Amateurin sehr aufregend und ich fand es natürlich super, dass ich mit meiner Stimme genau zu der Zeit da war, als eine Stimme gesucht wurde, die zu diesen verschiedenen Klängen passt.  

 BR-KLASSIK: Singen ohne Vibrato mit einer ganz kristallinen Stime, klar und gerade geführt — das wurde zu ihrem Markenzeichen. Ganz anders als zur damaligen Zeit üblich. War das anfangs ein Kampf, sich mit diesem Stil durchzusetzen? 

Emma Kirkby: Es kam mir gar nicht in den Sinn darüber nachzudenken, ob es richtig oder falsch war, ich habe es einfach so gemacht. Vielleicht hatte ich auch das Glück, hauptsächlich in Räumen mit sehr schöner Akustik zu arbeiten: in den Colleges mit ihren Speisesälen und Kapellen mit den schönen Holzverkleidungen und Stein. In solcher Akustik zu singen, macht sowieso wahnsinnig viel Freude, das hat mir also sehr geholfen. Und ob es ein Kampf war? Nein, nicht für mich. Manchmal gab es natürlich schon recht wütende Reaktionen. Die Leute waren oft ziemlich schockiert, vor allem, wenn sie dachten, dass man von ihnen erwarte, dass sie ihren Gesangsstil auch ändern sollten. Ich denke, es kommt auf den Kontext an. Ein Stil passt an einem Ort perfekt, ein anderer besser an einem anderen, aber es gibt Platz für alle Resonanzen.  

Es gibt Platz für alle Resonanzen
Sopranistin Emma Kirkby

Auf Spurensuche mit dem Ensemble Phoenix Munich

 BR-KLASSIK: Gemeinsam mit dem Ensemble Phoenix Munich unter Joel Frederiksen präsentieren Sie jetzt Songs von Thomas Campion, ein Tausendsassa der Renaissance könnte man sagen. Er war Arzt, er war Dichter und Komponist. Er hat allein fünf Bücher mit etwa 100 empfinsamen Lautenlieder zu eigenen Texten herausgegeben. Was macht diese Lieder aus?   

Emma Kirkby: Es sind sehr schöne Gedichte und viele dieser wunderbaren Texte wurden erst sehr viel später – zum Teil sogar erst im 20. Jahrhundert – von Komponisten sehr gekonnt vertont. Ich finde es besonders schön, dass wir fünf Sängerinnen und Sänger sind. Ich denke, dass das eine große Hilfe sein wird, denn jedes Lied ist sehr kurz und mit den fünf verschiedenen Stimmen wird deutlich, dass diese Gedichte von ganz verschiedenen Menschen gesungen werden können.  

Sendung: "Leporello" am 9. Mai 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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