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Filmtipp: "Sterben" Familiendrama mit Lars Eidinger als Dirigent

Lars Eidinger ist großartig: In Matthias Glasners Film "Sterben" spielt er an der Seite von Corinna Harfouch einen Dirigenten, der mit den Zumutungen des Lebens konfrontiert wird. Ein subtiles, manchmal auch komisches Meisterwerk.

Szene aus dem Film "Sterben" mit Lars Eidinger, Regie: Matthias Glasner | Bildquelle: Senator Film / Wild Bunch Germany

Bildquelle: Senator Film / Wild Bunch Germany

"Ich ruf dich morgen oder übermorgen an, dann machen wir was aus", sagt Tom Lunies, gespielt von Lars Eidinger. Der Dirigent will nicht zu seinen Eltern fahren, aber als der Vater im Sterben liegt, muss er. "Ich freu‘ mich immer, wenn du kommst", lügt ihm seine Mutter schief lächelnd ins Gesicht, um anschließend sein Leben zu demontieren. Kein Wunschkind, ein Unfall sei er gewesen. Und sie habe ihn, als er klein war, wohl auch mal "fallengelassen" oder vielleicht auch "runtergeworfen", sie könne sich nicht mehr so genau erinnern. Schier atemraubend ist dieser Dialog zwischen Mutter und Sohn. Corinna Harfouch serviert ihre Ungeheuerlichkeiten mit brüchiger Stimme und wie nebenbei – und Lars Eidingers Gesicht wechselt unmerklich von ungläubigem Erstaunen zu bodenlosem Entsetzen. Und dann sagt er das Schlimmste, was man zu seiner Mutter sagen kann: "Ich ertrag es einfach nicht, mit dir Kontakt zu haben."

Symphonie eines Familienfiaskos

Szene aus dem Film "Sterben" mit Lars Eidinger, Regie: Matthias Glasner | Bildquelle: Senator Film / Wild Bunch Germany Corinna Harfouch und Lars Eidinger in "Sterben". | Bildquelle: Senator Film / Wild Bunch Germany Tom fährt nach Berlin zurück – um dort eine weitere Baustelle zu beackern: Sein überreizter und von Selbstzweifeln gequälter Komponistenfreund Bernard hadert kurz vor der Uraufführung mit seinem neuen Stück, legt sich mit Orchester, Dirigent und Solistin an und bringt das Dilemma der neuen Musik auf den Punkt: "Man muss als Künstler den ganzen Kram so vereinfachen, dass ihn irgendjemand versteht. Oder du bist authentisch – und niemand versteht dich. Und du landest in der Klapse." Die Uraufführung – gedreht in der Berliner Philharmonie mit live spielendem Orchester und gefülltem Saal – wird zum Fiasko. Die Vorstellung wirft ein weiteres Schlaglicht auf Toms Familie: Seine Schwester sitzt im Publikum und reagiert auf Toms Anwesenheit mit einem grauenvollen Hustenanfall.

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STERBEN Trailer German Deutsch (2024) Lars Eidinger, Corinna Harfouch | Bildquelle: KinoCheck (via YouTube)

STERBEN Trailer German Deutsch (2024) Lars Eidinger, Corinna Harfouch

Behutsam komponiertes Meisterwerk

"Sterben" ist ein trotz seiner Wucht behutsam komponiertes, sehr musikalisches und mit einer Reihe von witzigen Szenen garniertes Meisterwerk. Der Film erzählt von Siechtum und Lebenslügen, von kaputten Familienstrukturen und völlig aus der Spur laufenden Biografien – und von einem Musiker, der unfreiwillig ständig zwischen die Fronten gerät. An Heiligabend wird Tom zu seinem Komponistenfreund Bernard gerufen; und der stellt ihn selbstsüchtig vor ein unlösbares Dilemma. Tom findet seinen Frieden erst wieder, als seine Schwester aus seinem Leben verschwindet und es mit dem Sterben der anderen vorbei ist.

"Sterben" von Matthias Glasner

Mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Anna Bederke, Ronald Zehrfeld, Hans Uwe Bauer, Robert Gwisdek und anderen

Regie: Matthias Glasner
Länge: 180min
Produktionsjahr: 2024
FSK 16
Kinostart: 25.04.2024

Sendung: "Leporello" am 25. April 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Montag, 29.April, 14:00 Uhr

Marita Breiter

„Sterben“

Ein wahres Meisterwerk! Unbedingt anschauen!

Montag, 29.April, 10:54 Uhr

Eva Walhöfer

Sterben

ja, der Film ist lang, und anstrengend, und jede Sekunde der Konzentration wert. Ein Meisterwerk in Bildführung, Dialog und atemberaubenden schauspielerischen Leistungen.

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