Nach international viel beachteten, 17 erfolgreichen Jahren als Ballettdirektor und Chefchoreograf verabschiedet sich Goyo Montero mit Hermann Hesses "Steppenwolf" vom Staatstheater Nürnberg. Hesses Roman wurde damit nicht nur erstmals als Tanzstück auf die Bühne gebracht. Der Film von ist zugleich die erste Ballettverfilmung des Stoffs. Das Ergebnis ist eine filmische Tiefenbohrung in die Psyche der gespaltenen Persönlichkeit des Romanprotagonisten Harry Haller und zugleich Monteros choreografisches Vermächtnis an seine erfolgreiche Nürnberger Ära.
Bildquelle: Staatstheater Nürnberg/Günter Distler
In Zusammenarbeit mit Goyo Montero entwickelte Filmregisseur Hans Hadulla ein immersives Stück, das die Zuschauerinnen und Zuschauer gezielt in das Geschehen auf der Bühne einbezieht. Die Kameraführung bleibt hautnah an den Tänzerinnen und Tänzern und ermöglicht intensive Momente großer Intimität. Die Figuren werden zu starken und zugleich zerbrechlichen archaischen Monumenten. Die Dichte und intime Nähe der Kameraführung führt zu einer geradezu sezierenden Charakterstudie Harry Hallers, dessen surreale und psychedelischen Charakterzüge zwischen Mensch und Wolf unmittelbar erlebbar werden und unter die Haut gehen.
Der Film "Steppenwolf" ist ab dem 20. Juni unter in der ARD Mediathek on demand verfügbar. ARD alpha strahlt den Film am 5. Oktober 2025, 21:45 Uhr aus.
Der Roman, ein Faust des frühen 20. Jahrhunderts und damit bestens geeignet, in eine performanceartige Tanz-Sprache umgesetzt zu werden, die sich an Joseph Beuys oder Marina Abramovic orientiert. In seiner Choreografie nach dem Roman "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse fragt Goyo Montero nach der inneren Zerrissenheit der Künstlerpersönlichkeit und deren Wirkung auf die Gesellschaft. Die Hauptpartie wird vom Tänzer Kade Cummings übernommen, inzwischen Solotänzer im Ballett in Stockholm.
Goyo Montero | Bildquelle: Staatstheater Nürnberg/Günter Distler
Einflüsse aus diesem speziellen künstlerischen Kosmos sind im gesamten Ausstattungskonzept und in der Filmsprache jederzeit präsent. Sie erstrecken sich über die Materialien, die das multifunktionale mobile Bühnenbild von Curt Allen Wilmer und Leticia Gañán auszeichnen bis hin zu den kunstvollen Masken und Kostümen, die Salvador Mateu Andujar für das Ensemble designt hat. Live-Aufnahmen sind Teil des künstlerischen Geschehens und machen im Verbund mit dem Videodesign von Álvaro Luna und dem raffinierten Lichtdesign von Martin Gebhardt das Publikum zu Mitspielenden. Die in der Inszenierung eingebauten Live-Aufnahmen integriert Filmregisseur Hans Hadulla in sein filmisches Konzept ineinander verschmelzender, surrealer Bildwelten: Entwaffnend, intim, ekstatisch, mitfühlend, verängstigt, wild, absurd. Wenn die Kameras den Tänzerinnen und Tänzern auf den Leib rückt, entsteht daraus ein filmischer Strudel, der die Zuschauer direkt mit in den Abgrund menschlicher Psyche reißt.
Musikalisch wird die Produktion von einer spannungsvollen Musikcollage aus zeitgenössischen wie historischen Werken der E- und U-Musik als Zuspielung unterlegt, in die sich eine Neukomposition des Kanadiers Owen Belton, dem langjährigen künstlerischen Partner von Goyo Montero einfügt. Beltons dramatische Soundlandschaften verstärken die absurden Gefühlswelten des gesellschaftlichen Outlaws Harry Haller. Sie ist die in Sounds gemeißelte akustische Skulptur des Romanprotagonisten.
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