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Münchner Opernfestspiele Konstantin Krimmel debütiert als Don Giovanni

Zwischen den Proben zu "Don Giovanni" hat der Bariton Konstantin Krimmel den Weg ins BR-KLASSIK-Studio gefunden. Am 27. Juni feiert eine Neuinszenierung von Mozarts Oper Premiere an der Bayerischen Staatsoper. Die erste Premiere der diesjährigen Münchner Opernfestspiele. Und Krimmel gibt sein Debüt in der Titelrolle.

Bariton Konstantin Krimmel | Bildquelle: Florian Huber

Bildquelle: Florian Huber

BR-KLASSIK: Konstantin, so kurz vor der Premiere – Ihr probt fast jeden Tag, wie sehr begleitet dich diese Rolle im Alltag, im Schlaf, in deinen Gedanken? 

Konstantin Krimmel: Mittlerweile schon sehr, ja. Vor allem auch, weil es eine spezielle Idee der Inszenierung ist. Don Giovanni ist besessen von einer Frau. Und zwar von keiner Geringeren als Persephone. Und die hat ihr halbes Jahr auf der Erde und möchte jetzt dieses halbe Jahr genießen. Ganz zufällig trifft sie auf Don Giovanni und schlüpft quasi in ihn hinein, um mal auszuprobieren, wie das so ist. Das hat natürlich Konsequenzen für das Stück. Und somit bin ich eigentlich jetzt seit mittlerweile vier Wochen jeden Tag damit beschäftigt. Ich frage auch Kolleginnen und Freundinnen, ob sie sich vorstellen können, wie es ist, als Frau in einem Männerkörper. Und da kommen ganz spannende Antworten.  

Radio-Tipp

BR-KLASSIK überträgt die Premiere von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Don Giovanni" live aus der Bayerischen Staatsoper: am 27. Juni 2025 ab 19:00 Uhr.

BR-KLASSIK: Don Giovanni singt: "Wer ich bin, wirst du nicht wissen." Trifft das dann jetzt auch auf dich im normalen Leben zu? Du weißt gar nicht mehr, wer du wirklich bist.  

Konstantin Krimmel: Ich komme mir an manchen Tagen schon sehr schizophren vor, weil immer mal wieder auch Wechsel stattfinden. Dann schlüpft sie wieder raus und dann ist er wieder er. Aber er ist halt auch so ein bisschen verwirrt und weiß nicht so ganz genau. Und das muss natürlich auch alles irgendwie so realistisch wie möglich gespielt werden und auch gesungen werden. Auch die Stimme muss sich so ein bisschen daran anpassen. Also es ist auf jeden Fall eine sehr aufregende und anstrengende Probenarbeit.  

 BR-KLASSIK: Das heißt, du singst auch etwas weiblicher?  

Konstantin Krimmel: Ich bemühe mich. Ich bemühe mich da so viele verschiedene Farben einzubauen, wie ich kann.  

An die Grenzen des Charakters gehen

BR-KLASSIK: Die Proben, das ist so ein Moment zum Ausprobieren, um an die Grenzen des Charakters zu gehen, die Rolle auszuloten. Schaffst du es denn, so ein Endlevel schon in den Proben zu erreichen oder passiert das dann wirklich erst in den Aufführungen?  

Konstantin Krimmel: Es gab schon Tage, wo ich oder auch mit den Kollegen und Kolleginnen zusammen, wir einfach die Idee des Regisseurs dann doch zumindest für einen Moment sehr gut umsetzen konnten. Aber im Großen und Ganzen ist es dann doch ein immer wieder Ausprobieren, und schlussendlich ist es auch tatsächlich nicht zu unterschätzen, es kommt eine wahnsinnige Energie vom Publikum auf die Bühne. Wenn es dann wirklich darauf ankommt, dann kommt das Adrenalin dazu, und dann kann ich dann doch so ein, zwei Level nochmal mehr dazugeben und erreiche ein bisschen mehr, als wenn ich weiß, okay, jetzt probiere ich das mal aus und dann kann ich es danach nochmal probieren.  

BR-KLASSIK: Am 27. Juni ist die Premiere von "Don Giovanni". Auf der Webseite der Bayerischen Staatsoper steht dazu unter anderem dieser große Titel "Der Mount Everest der Opernliteratur". Wie siehst du denn das? Ist "Don Giovanni" der Mount Everest ?  

Konstantin Krimmel: Es ist das auf jeden Fall in der Epoche, also der klassischen Epoche, und vielleicht kann ihn zu den Opern der Opern zählen. Das, was Mozart da geschrieben und komponiert hat, die Relationen der verschiedenen Tonarten, dass er verschiedenen Charakteren bestimmte Tonarten gibt und auch bestimmte Stücke manchmal sogar gleich lässt, einfach nur dann die parallele Moll-Tonart verwendet. Das ist so unglaublich raffiniert und genial, dass es erschreckend ist, dass Mozart sowas schreiben konnte in dem Alter. Und es ist wahrscheinlich auch mit die bekannteste Oper, von der doch irgendwie jeder zumindest so ansatzweise die Geschichte im Kopf hat. Und dann auf einer Bühne wie der Bayerischen Staatsoper zu stehen und diese Rolle zu verkörpern, da ist schon ein gewisser Druck dahinter. Aber ich freue mich sehr, ich danke der Oper sehr für das Vertrauen und hoffe, dass ich dem gerecht werde.  

Vorfreude und Nervosität

BR-KLASSIK: Ich fasse zusammen: Du bist nervös.  

Konstantin Krimmel: Ja, so ein bisschen schon. Ich freue mich auch sehr drauf. Aber es ist doch was sehr, sehr Besonderes. Zum ersten Mal auf dieser Bühne mit dem "Don Giovanni" – das ist schon was sehr Großes.  

BR-KLASSIK: Jetzt seid ihr schon weit vorangeschritten, aber ich habe in einem anderen Interview gehört, dass du dir auch gerne mal die Noten und den Text unter das Kopfkissen legst, so wie bei der Zahnfee. Hast du es dieses Mal auch gemacht und hat es geholfen?  

Konstantin Krimmel: Am Anfang auf jeden Fall, sodass nachts irgendwie die Noten in meinen Kopf reinfließen. Eine richtige Vorzeige-Arie in dem Sinne hat der "Don Giovanni" eigentlich gar nicht. Und so richtig stimmlich etwas zu zeigen, das geht so mäßig, weil es eigentlich nur von vorne bis hinten aus einem Guss ist. Dann gibt es beispielsweise dieses wahnsinnig schöne Lied, diese Canzonetta, die er singt, wo ich immer wieder finde, dass man daran eigentlich hören kann, ob jemand singen kann oder nicht. Aber es ist sehr viel Rezitativ, sehr viel Text, sehr viel Gespräch. Wir hatten ganz tolle Sprachcoaches, die uns da sehr geholfen haben. Ich bin sehr dankbar, denn die Italiener sind doch sehr penibel bei ihren Doppelkonsonanten. Und ich möchte es natürlich einfach so gut wie möglich machen.  

BR-KLASSIK: Was brauchst du denn noch in so einer intensiven Zeit, kurz vor der Premiere, um das gut zu überstehen? Also auch für den Körper, für den Geist?  

Konstantin Krimmel: Genug Schlaf. Denn tatsächlich geht während so einer Probenphase nebenher gar nicht viel. Ich bin fast den ganzen Tag in der Oper, morgens bis mittags ist Probe, dann am Nachmittag wieder und abends nochmal. Die Erholung dazwischen – und auch einfach mal wieder den Kopf freizukriegen – das ist sehr essenziell. Ansonsten versuche ich, wenn das Wetter gut ist, einfach rauszugehen, vielleicht in die Berge und da irgendwie auf andere Gedanken zu kommen, neue Ideen und neue Impressionen zu sammeln – und dann den nächsten Tag wieder so frisch wie möglich zu starten.  

Das Gespräch führte Annekatrin Hentschel.

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