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David Garrett im Interview Klassik für alle

Kammermusik statt Crossover: Stargeiger David Garrett kommt nach Franken und spielt mit seinem Trio auf der Banzer Klosterwiese u.a. Werke von Bach und Schumann. Statt großer Show also intimes Musizieren - für Garrett eine Herzenssache.

David Garrett | Bildquelle: Christoph Köstlin

Bildquelle: Christoph Köstlin

BR-KLASSIK: David Garrett, Sie spielen am Sonntag auf der Klosterwiese in Bad Staffelstein vor dem Kloster Banz. Kennen Sie das Kloster? Das ist ja ein sehr schöner Ort...

David Garrett: Nein, ich habe da persönlich noch keine Erfahrung mit und freue mich allerdings auf jedes Konzert dieses Jahr, gerade nach so vielen Jahren der Entbehrung. Ich bin auch in diesem gesamten Jahr wirklich sehr, sehr froh und stolz, so viele Konzerte spielen zu dürfen.

BR-KLASSIK: Normalerweise treten Sie ja in Stadien mit einer großen Show auf. Jetzt spielen Sie auf einer Wiese vor dem Kloster. Wie fühlt sich der Perspektivwechsel für Sie an?

David Garrett: Oh, das hört sich ja ganz merkwürdig an, so ein bisschen von ganz oben nach ganz unten. Wir sind ja jetzt auch mit einem ganz anderen Programm unterwegs. Ich spiele die größeren Arenen immer gerne mit Crossover, und da haben wir auch eine ganz andere Show. Wir haben Tänzer, wir haben Orchester, wir haben Pyro, wir haben das ganze volle Brett. Jetzt sind wir mit einem Klassik-Programm unterwegs.

Auf dem Programm: Stücke, die jeder schon mal gehört hat

BR-KLASSIK: Welche Stücke passen in diesen Kontext?

David Garrett: Es sind wunderschöne klassische Stücke. Stücke, die jeder schon mal gehört hat, auch wenn man sich vielleicht mit der Musik nicht so auseinandersetzt. Da ist für alle was mit dabei. Und dementsprechend freue ich mich natürlich auch über das Outdoor-Venue.

BR-KLASSIK: Auf dem dazugehörigen Album "Iconic" haben Sie Arrangements für Geige und Orchester von ganz bekannten Stücken wie Schumanns "Träumerei" oder Vivaldis "Winter" aufgenommen. Was hat Sie daran gereizt, jetzt auch wirklich so ganz klassische Arrangements zu spielen?

David Garrett: Ach, das ist ja etwas, was mich mein Leben lang reizt. Ich bin ja mit der Klassik aufgewachsen und habe ja in dem Sinne auch immer jedes Jahr eine Klassik-Tour gespielt. Und jetzt war es halt auch wieder soweit. Aber das ist natürlich auf der anderen Seite auch ein Klassikprogramm, was sehr zugänglich ist, was sehr abwechslungsreich ist und was auch für eine Tour fantastisch funktioniert.

Diese Musik habe ich als Kind als Inspirationsquelle auch benutzt, um mich als Musiker weiterzuentwickeln.
David Garrett

BR-KLASSIK: Wie haben Sie denn die Stücke ausgewählt für dieses Album auch und jetzt auch für das Konzert?

David Garrett: Das ist so eine Herzenssache. Aber natürlich muss erstmal der Rahmen eines Projekts da sein, man muss ungefähr wissen in welche Richtung geht es? In diesem Fall war es angelehnt an die großen Alben der großen Geiger der frühen 20er-Jahre. Diese CDs oder Platten habe ich als Kind als Inspirationsquelle auch benutzt, um mich als Musiker weiterzuentwickeln und halt auch immer am Ball dranzubleiben, immer zu arbeiten. Das war für mich die größte Inspiration.

Kammermusik statt Crossover

BR-KLASSIK: Sie haben das auf dem Album mit einem Orchesterarrangement aufgenommen. Live wird es jetzt noch intimer. Sie treten im Trio mit Gitarre und Bass auf. Wie ist das auf der Bühne?

David Garrett: Ach, ich glaube, die Spannung, die gibt es ja schon von der Musik her, von der Konzentration. Es ist ja auch ein Ensemble, mit dem wir uns jetzt auch sehr lange eingespielt haben. Wir haben auch sehr gut geprobt.

Die Gitarre ist eigentlich der Ursprung des Duos.
David Garrett

BR-KLASSIK: Aber Crossover gibt es ja gar nicht mehr. Die Gitarre, die da dabei sein wird, ist also auch keine E-Gitarre?

David Garrett: Nein, das ist alles ganz rein klassisches Programm. Das einzige, ich habe natürlich die Arrangements wieder in die Hand genommen.

BR-KLASSIK: Wobei die Gitarre an sich natürlich jetzt kein klassisches Kammermusik-Instrument ist für diese Besetzung ist.

David Garrett: Oh ja, da möchte ich aber vehement widersprechen. Natürlich ist irgendwann das Klavier bei den Violinsonaten eher in den Vordergrund getreten, aber die klassische Gitarre hatte davor eigentlich diesen Part übernommen. Es gibt unglaublich viel Repertoire für klassische Gitarre und Streichinstrumente. Selbst Paganini hat, ich würde sagen, fast 50, 60 Sonaten, für Gitarre und Geige geschrieben. Da gibt es ganz, ganz viel Material. Das ist nicht so präsent und war ein Stück weit auch vor der Ära des Klaviers. Aber die die Gitarre ist eigentlich der Ursprung des Duos.

BR-KLASSIK: Sie haben letztes Jahr, nachdem Sie eine Guarneri-Geige erstanden haben, angekündigt, sich für ein Jahr voll auf die Klassik zu konzentrieren. Sehnen Sie sich schon wieder nach einem Schlagzeug auf der Bühne?

David Garrett: Ich sehne mich nie nach irgendetwas, wenn ich mit einem Programm unterwegs bin. Also da sind Leidenschaft und auch Herzblut wirklich in in dem Moment, in dem, was heute und morgen gespielt wird.

BR-KLASSIK: Aber so ganz zurück in den klassischen Konzertsaal mit Orchester und beispielsweise Beethovens Violinkonzert, zieht es Sie dahin? Irgendwann mal wieder...

David Garrett | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Hendrik Schmidt Bildquelle: dpa-Bildfunk/Hendrik Schmidt David Garrett: Ja, klar, natürlich. Ich hatte mit der Deutschen Grammophon über verschiedene Projekte gesprochen, unter anderem auch über Violinkonzerte. Das war aber dann gewünscht, etwas kürzere Stücke zu machen. Jetzt ist es nun mal so, wie es ist. Und ich finde, wir sollten uns da auch nicht beschweren. Wir haben Nummer-Eins-Klassikalbum, seit vielen, vielen Monaten da oben. Ich glaube, alle Parteien haben da viel richtiggemacht. Allerdings natürlich, Violinkonzerte, Kammermusik… Ich bin ja noch nicht so alt, da ist noch viel Zeit.

David Garrett live

Am Sonntag, 9. Juli, tritt David Garrett live im Trio mit Gitarre und Kontrabass auf der Klosterwiese Bad Staffelstein vor Kloster Banz auf.

Sendung: "Allegro" am 7. Juli 2023 um 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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