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Sarré Musikakademie München Jugendmusical "Generation jetzt" - Premiere im FAT CAT

Musik ist ein starkes Ausdrucksmittel. Musik heilt und Musik hilft. Etwa den Kindern und Jugendlichen an der Sarré-Musikakademie in München: Sie haben gemeinsam ein Musical entwickelt, selbst geschrieben und komponiert. "Generation Jetzt" nennen sie es selbstbewusst und bringen all die Themen auf die Bühne, die sie gerade beschäftigen. Ein Probenbesuch.

Kindermusical "Generation Jetzt" München 2023 | Bildquelle: Connie Gerharz

Bildquelle: Connie Gerharz

Es wurrlt im Proberaum. Im Gasteig, der ja während der Sanierungspause zwischengenutzt wird und jetzt Fat Cat heißt, steht die erste Durchlaufprobe an von "Generation Jetzt". Schnell werden die letzten Stücke Pizza verdrückt, noch Haare geflochten und letzten Anweisungen zugehört. Alle sind höchst motiviert, betonen den Spaß, den sie haben, wie schön es ist, hier neue Freunde zu finden. Und die Herausforderung, die es bedeutet, sich selbst vor einem Publikum beweisen zu können. 

80 Jugendliche auf der Bühne

"Starke Kids", so heißt die Reihe, bei der sich Kinder und Jugendliche musikalisch mit dem auseinandersetzen, was sie beschäftigt. 2014 hat die Musikerin und Musikpädagogin Verena Sarré in ihrer Musikakademie mit dem Projekt begonnen. Die Akademie versteht sich als Ausbildungsstätte für junge Sängerinnen, Schauspieler und Tänzer. Nun sind rund 80 Menschen zwischen acht und 23 Jahren wieder mit einem eigenen Stück auf der Bühne; zum ersten Mal seit der Pandemie wieder ein Musical.  Es nennt sich: "Generation Jetzt".

Die Idee des Stücks: Eine Talkshow

Kindermusical "Generation Jetzt", Starke Kids, München 2023 | Bildquelle: Sarré Musikakademie Bildquelle: Sarré Musikakademie Der Handlungsrahmen des Stücks ist eine Talkshow. Die Gäste: eine Erziehungswissenschaftlerin, ein Vertreter der Queeren Community, eine Instagram-Sportler-Schönheit, ein Klimaaktivist, sehr wütend, der eine Tirade auf die Erwachsenen, auf die Boomer vom Stapel lässt. Und genau so einer ist auch dabei: Dr. Reißnagel, BWLer, Firmeninhaber und Vorzeige-Boomer. Letzter Gast: Kai-Julius, der genervte, gestresste Jugendliche. Ein Vertreter der "Generation Jetzt". Die Songauswahl, zum Beispiel Songs aus den Disney Filmen "Frozen" oder "Aladdin", die Texte und die Dramaturgie, all das haben die Kinder miteinander entwickelt, erzählt der 17-jährige David, der den Boomer spielt: "Wir haben uns an einen Tisch gesetzt, auch in den Ferien, und zusammen geschrieben und es quasi im Kopf durchgespielt und improvisiert", erklärt er. Das Endergebnis sei ausschließlich in dieser Arbeitsweise entstanden.

Ich bin sehr beeindruckt von dem, was sie so draufhaben, wie reflektiert die schon sind.
Julia Riegel

Für Regisseurin Julia Riegel ist diese Stückentwicklung und Umsetzung eine ganz besondere Arbeit, schließlich gab es am Anfang noch gar kein Stück. Die Texte der Jugendlichen habe sie nur noch ein wenig geglättet. Sie gibt zu, so eine prozessorientierte Arbeit sei ein bisschen zäher. Doch: "Ich bin sehr beeindruckt von dem, was sie so draufhaben, wie reflektiert die schon sind", sagt sie über die Jugendlichen, die sie als politisch und gesellschaftlich höchst interessiert erlebt habe. Das spiegelt sich auch im Inhalt des Stücks. Im ersten Teil geht es um die Klimakrise, die drohende Umweltzerstörung und Plastik im Meer. Themen für die sich auch die Acht- bis Elfjährigen schon voll engagieren.

Nach Lockdown zum ersten Mal auf der Bühne

So gibt es schon bei der Probe einige Momente, die unter die Haut gehen, obwohl noch Wesentliches fehlt: Kostüme, Bühnenlicht, Mikros und überhaupt eine Bühne. Ziemlich professionell aber sind diese jungen Leute. Zum ersten Mal stehen sie seit Corona wieder mit einem Stück auf der Bühne und auch Pandemie, Lockdown und die Einschränkungen während dieser Zeit sind Themen, die sie bis heute bewegen.

Bewegt die Jugendlichen: Mental Health

Laut einer europäischen Studie, die das Bundesgesundheitsministerium in einem Bericht zitiert, gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen Depressionen bei Kindern und Jugendlichen und den coronabedingten Restriktionen und Schulschließungen. Das habe man auch in der Akademie gespürt, erklärt Regisseurin Julia Riegel. Das Thema "Mental Health" hätten die Jugendlichen als erstes benannt. Die Theaterarbeit damit sei auch eine Art Befreiung, da merke Riegel auch, "wie schön das ist, dass wir ein Medium haben und einen Beruf, wo wir Teil dieser Befreiung sein dürfen und somit auch Teil der Therapie".

Neurologisch heilsam

Singen und Tanzen ist neurologisch ähnlich heilsam, wie Empathie zu spüren. Die bunte Truppe, mit allen Hautfarben und Frisuren und Styles besteht aus wirklich starken Kids. Ein Drittel der Teilnehmenden bekommt Fördergelder, um in der Akademie mitmachen zu können, das ist Gründerin Verena Sarré wichtig, ohne die Stiftungen ließe sich das alles nicht realisieren. Ansonsten aber überlässt sie das Wort lieber den Jungen, denn die wollen gehört werden.

Sendung: Allegro am 10. Oktober 2023 ab 06:05 Uhr

Kommentare (1)

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Freitag, 13.Oktober, 07:22 Uhr

S.K.

Reingehen!

Einfach unglaublich, dass sich diese Truppe immer wieder neu erfindet. innerhalb 5 min zu Tränen gerührt sowie schallend gelacht. Riesen-Talente dabei. Wunderbar!

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