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BR-Chor und Peter Dijkstra Friede auf Erden - Chormusik der Hoffnung

"Friede auf Erden", so heißt ein berühmtes Werk von Arnold Schönberg - und das ist auch das Motto beim 5. Abonnementkonzert des BR-Chors am 13. Mai im Münchner Prinzregententheater. Unter der Leitung von Peter Dijkstra erklingt "Chormusik der Hoffnung" aus vier Jahrhunderten. Erstmals zu hören: das "Miserere mei" der slowenischen Komponistin Nana Forte.

Peter Dijkstra | Bildquelle: Astrid Ackermann

Bildquelle: Astrid Ackermann

Der BR-Chor gibt ein Friedenskonzert

Interview mit Peter Dijkstra

BR-KLASSIK: Das Konzert heißt "Friede auf Erden", auf dem Programm stehen Stücke, die auf Krieg und Krankheit reagieren. Woher kam der Wunsch, dieses Thema zu setzen? Wollten Sie wirklich musikalisch Stellung beziehen?

Peter Dijkstra: Ich habe selbst sehr stark das Bedürfnis gehabt, das, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, aufzuarbeiten. Für die Künstler war es eine richtig schwierige Zeit, und ich denke, dass Musik dabei eine wichtige Rolle spielt und auch die Texte, die vertont werden. Daraus ein Programm zusammenzusetzen, ist eine große Herausforderung, weil es natürlich ein spezifisches Thema ist. Aber ich habe tolle Musik über viele Jahrhunderte gefunden, die sich zum einen auf Seuchen beziehen, aber auch auf andere Krisensituationen, die wir ja jetzt gerade in der Welt aktuell erleben.

Informationen zum Konzert

"Friede auf Erden" am 13. Mai 2023 um 20 Uhr im Prinzregententheater München. BR-KLASSIK überträgt live im Radio.

Vielseitiges Programm

BR-KLASSIK: Sie haben einmal gesagt, dass es Ihnen wichtig ist, den Chor in seiner Vielseitigkeit herauszufordern. Das ist in diesem Konzert wirklich der Fall: Das Programm erstreckt sich über 500 Jahre. Das älteste Stück ist von 1497, das neueste ein Auftragswerk. Und neben 'Stars' wie Schönberg und Bernstein ist auch der hierzulande weniger bekannte Komponist Jan Pieterszoon Sweelinck dabei. Wie ist es zu dieser Zusammenstellung gekommen?

Peter Dijkstra: Es war mir sehr wichtig, dass wir unserem Publikum, das ich unglaublich liebe und schätze und das ich auch als ein Publikum kennengelernt habe, welches sich gerne herausfordern lässt, genau das bieten: Herausforderungen, aber auch bekannte Werke. Zum Beispiel bei den Chichester Psalms von Bernstein. Wenn man die kennt und gerne hören möchte, dass man dann denkt: 'Oh ja, da gehe ich jetzt hin. Das möchte ich unbedingt hören!' Allerdings spielen wir sie dann nicht in der großen Orchesterfassung, sondern in der Fassung für Orgel, Harfe, Solist und Chor, also einer sehr verschlankten, sehr, sehr schönen Fassung. Aber es ist nicht nur wichtig, dass man tolle Musik aufführt, sondern dass man sich auch auf aktuelle Situationen bezieht. Und Chormusik, sprachbezogene Musik ist prädestiniert dafür. Gute Musik kann und wird die Texte dann noch auf ein höreres Niveau ziehen.

Es ist eine besondere Qualität, wenn Komponisten es schaffen, mit relativ wenig viel zu sagen.
Peter Dijkstra, künstlerischer Leiter des BR-Chors

Klang und Inhalt sind gleichermaßen wichtig

BR-KLASSIK: Wie ist es denn in der Probenarbeit? Das ist ein Thema – Krieg, Krankheit, die Sehnsucht nach Frieden, die Sehnsucht nach Harmonie –, was sehr persönlich ist und Gesang ist auch sehr persönlich. Entsteht da eine bestimmte Atmosphäre im Chor?

Chor des Bayerischen Rundfunks | Bildquelle: BR-Chor / Astrid Ackermann Die Themen des Programms lassen auch im Chor eine bestimmte Atmosphäre entstehen und geben Raum für Gespräche. | Bildquelle: BR-Chor / Astrid Ackermann Peter Dijkstra: Das ist eigentlich genau das, worauf wir immer abzielen: Dass wir miteinander in Verbindung stehen als Chor, aber darüber hinaus auch mit der Musik und den Inhalten der Musik. Wir arbeiten in der Probe natürlich viel am, sagen wir mal, 'Zusammensingen' – die Musik ist manchmal richtig anspruchsvoll und kompliziert, auch das neue Werk von Nana Forte, was fantastisch ist, ein unglaublich schönes Werk und sehr nah am Text – aber ich versuche immer, diese Kombination zu schaffen, klanglich zu arbeiten und trotzdem auch in die Tiefe zu gehen und mit dem Text zu arbeiten, weil ich finde, dass der Chorklang letztendlich immer auch den Inhalten entsprechen soll.

Klicktipp

Zum Thema "Der perfekte Chorklang" war Peter Dijkstra Gast beim BR-KLASSIK-Podcast "Kosmos Musik" mit Suzanna Randall. Die Folge können Sie hier in voller Länge anhören.

BR-KLASSIK: Ich könnte mir vorstellen, wenn man sich mit diesen Themen so intensiv beschäftigt und in gewisser Weise auch das Herz öffnen muss, um so etwas richtig singen zu können, dass man in den Proben darüber spricht. Entstehen da Gespräche unter den Chormitgliedern?

Peter Dijkstra: Auf jeden Fall! Ich weiß, dass es im Chor in diesen letzten Jahren ein großes Thema war. Der Chor musste natürlich auch auf Abstand singen, wir konnten nicht mehr in der großen Besetzung auftreten, sondern entweder im Stammchor oder sogar mit noch weniger. Ich habe das Gefühl, dass es jetzt in dieser Zeit wichtig ist, das aufzuarbeiten. Das ist auch das, was ich persönlich in der jetzigen Gesellschaft gerne sehen würde: Dass man da noch mehr darüber spricht und nicht sagt: 'Okay, das haben wir abgehakt. Jetzt geht es aber weiter.'

Auftragswerke beim BR-Chor

BR-KLASSIK: Sie haben das Auftragswerk erwähnt, "Miserere mei" von Nana Forte. Wie läuft das denn mit diesen Auftragswerken? Dürfen Sie sich eine bestimmte Anzahl pro Spielzeit wünschen?

Peter Dijkstra: Dafür gibt es natürlich einen Topf im BR und zusätzlich haben wir manchmal quasi als Extrawurst vom Freundeskreis des Chores auch schon finanzielle Mittel bekommen. Aber wir sehen das auch als einen wichtigen Auftrag. Ich kenne natürlich viele Komponisten und Komponistinnen, und mit Nana Forte habe ich mehrmals zusammengearbeitet und Uraufführungen von ihren Werken geleitet. Ich finde, dass sie einen unglaublich guten Draht zum Chorklang hat. Sie hat auch ein sehr schönes Gespür für Sprache und für das, was mit relativ einfachen Mitteln für gute Chöre umsetzbar ist. Und das ist relativ selten. Oftmals hat man das Gefühl, dass Komponisten sehr viele Informationen brauchen, bis sie irgendetwas wirklich auf den Punkt bringen. Ich finde, es ist eine besondere Qualität, wenn Komponisten es schaffen, mit relativ wenig viel zu sagen.

BR-KLASSIK: Was glauben Sie, was das Konzert auslösen kann? Haben Sie einen Wunsch, was die Leute mitnehmen sollen, wenn sie rauskommen?

Peter Dijkstra: Viele Texte, die wir singen, sind Psalmen, und Psalmtexte sind für mich sehr wichtig. Ich lese sie immer gerne, es sind sehr persönliche Texte. Und auch wenn sie 2500 Jahre alt sind, sind sie immer noch aktuell und geben mir Trost. Das ist eigentlich das, was ich mir erhoffe: Dass wir mit unserer Musik, mit dem Chor und seinem wunderbaren Klang und und auch den emotionalen Inhalten unserem Publikum etwas davon mitgeben können.

Sendung: "Allegro" am 11. Mai 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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