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Kritik – "Das Rheingold" bei den Bayreuther Festspielen Alles nicht so furchtbar?

Die Kritiken des vergangenen Jahres und der Sturm der Entrüstung beim Festspielpublikum nach dem Abschluss des ersten "Rings" in der Inszenierung von Valentin Schwarz haben Wirkung gezeigt. Muss man denn nun besonders wagemutig sein, um sich erneut in diesen Bayreuther Ring zu wagen? Diesmal dirigiert der junge Finne Pietari Inkinen – Regisseur Valentin Schwarz hat versprochen, in der Inszenierung nachzuschärfen, um Unklarheiten zu beseitigen. "Das Rheingold" am 26. Juli machte den Auftakt zu den diesjährigen Aufführungen der Tetralogie.

Szenenbild "Rheingold"-Inszenierung Bayreuth 2023 | Bildquelle: ©Enrico Nawrath

Bildquelle: ©Enrico Nawrath

Was bestimmt unser Wesen, die Art wie wir leben, zu was wir werden? Richard Wagners "Ring des Nibelungen" ist eine Abrechnung mit menschlichen Ambitionen und Abgründen, beschreibt den Untergang einer Welt – der der Götter. Insofern hat der geseufzte Kommentar meines Sitznachbarn "Katastrophe" am Schluss des "Rheingolds" absolut seine Berechtigung. Wobei man das nun wirklich nicht auf alle Aspekte der diesjährigen Bayreuther Festspielpremiere beziehen darf.

"Das Rheingold" anhören

BR-KLASSIK hat die Wiederaufnahme der Wagner-Oper "Das Rheingold" am 26. Juli aus dem Bayreuther Festspielhaus übertragen. Hier können Sie den kompletten Mitschnitt anhören.

Ein Kind als Schatz

Dem Furchtbarsten ins Auge zu blicken braucht viel Mut, aber was ist dieses Furchtbarste? Für Eltern ist es die Vorstellung, dass ihrem Kind etwas zustößt, für manche Wagnerianer mag es tatsächlich eine neue "Ring-"Erzählung wie die von Valentin Schwarz sein, der gerne selbst dazu dichtet: Ein Kind als Schatz, der die Weltherrschaft bedeutet. Ein Junge, wohlgemerkt. Ich nenne ihn heute gerne Reinhold, denn dann macht die Wagnersche Wortspielerei mehr Spaß.

Die Inszenierung in Bildern

Beeindruckendes Sängerensemble

Dieser Junge ist anders, er ist aggressiv, sondert sich ab und ist auch nicht blond und adrett gekleidet, wie die anderen Kinder im Hause Wotan. Den schnappt sich Alberich und will ihn zum Killer erziehen. Goldkind Reinhold soll Schluss machen mit der verhassten Sippe seines Zwillingsbruders. Ja, Alberich und Wotan sind bei Valentin Schwarz Zwillingsbrüder, die sich schon zum Vorspiel als Föten bis aufs Blut bekämpfen – daher auch Wotans Augenverletzung. Tomasz Konieczny als Göttervater und Olafur Sigurdarson als Alberich sind sich auch stimmlich ebenbürtig und beide wirklich beeindruckend in ihrer Darstellung. Auch Jens-Erik Aasbø als Fasolt reiht sich ein in die prächtige Bass-Parade dieser Premiere.

Nüchtern und stringent

Den Vorabend seiner "Ring"-Erzählung zeichnet Valentin Schwarz in klaren Szenen mit eindeutig charakterisierten Figuren stringent, wenn auch nüchtern. Keine Zaubereien und Verwandlungen im Kinderhort Nibelheim, sondern offene Gewalt vor Kinderaugen und durch Kinderhand zum Gruseln. Nur die Gouvernante Erda, schön strahlend gesungen von Okka von der Damerau, hat etwas Liebe zu bieten, ansonsten herrscht emotionale Kälte.

Wagner-Power am Pult macht Hoffnung auf mehr

Bei Entführung, Umerziehung und der Verkauf von Kindern ist es kein Wunder, dass Liebesgöttin Freia das alles nur weggetreten unter Drogen aushält, aber Bayreuth-Debütantin Hailey Clark ist stimmlich absolut präsent. Auch ansonsten lässt ein hohes sängerisches Niveau und das unaufgeregt-nüchterne, akkurat-durchsichtige Dirigat von Pietari Inkinen mit gelegentlichen Wagner-Power-Ausbrüchen auf die Walküre hoffen. Vielleicht ist ja doch alles gar nicht so furchtbar?

Sendung: "Allegro" am 27. Juli 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (10)

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Freitag, 28.Juli, 16:37 Uhr

Fred Keller

RHEINGOLD

seit 1960 interessiert mich oper, das erste Ring erlebniss war wien festwochen 1960 unter karajan, dann der wieland/böhm Ring, seither unzählige rine und einzelaufführungen weltweit. dieses rheingold war aber der absolute tiefpunkt, beginnend mit dem langweiligen unentschlossenen dirigat des neulings. Jordan wird das übernehmen. - die sänger eine schande, wo sind die sprachlehrer und korrepetitoren die einst ensembles schmiedeten. selten so ein kauderwelsch gehört, nach dem schlampig,faden Loge Monolog bin ich ausgestiegen. wer da von den Postern Weltklasse hörte, soll einen HNO aufsuchen und sich die drei Ks einziehen: Keilbert, Kna und Karajan.
ärgerlich! nix für ungut.

Donnerstag, 27.Juli, 22:05 Uhr

Arnd Kästner

Walküre 27.7.2023

Zu Beginn der Walküre überrascht ein klarer ausdifferenziertet Klang und gut verständliche Stimmen (das erwünschte "deutsche Belcanto")...
Dann erscheint Wotan (der vielgelobte T.Konieczny) und presst und brabbelt absolut unverständliches Zeug.
Zum abgewöhnen..

Insgesamt: bitte gebt in Bayreuth einmal den gesamten Ring an Hartmut Haenchen oder Thielemann! Der achtet dann auch auf die Sprache

Donnerstag, 27.Juli, 19:40 Uhr

Klingsor

Wotan

Ich habe schon Dutzende Wotan Sänger-Darsteller erlebt. Diesmal Rheingold nur im Radio gehört … nein nur die ersten 30 Minuten.
Dann konnte ich die gequetschten Töne von Tomasz Konieczny Nicht mehr hören. Die erste Phrase „Der Wonnen seliger Saal…….“. hörte sich an als wenn ein Jazz-Sänger mit seiner rauchigen Stimme nach den richtigen Tönen sucht. Widerlich! Und die Aussprache und Artikulation! Der Mann ist eine Schande für jede/n der/ die genau wie er Österreichische/r Kammersänger/in ist. Da könnte man besser den alten John Tomlinson hinstellen. So kann der das mit 76 noch locker.

Donnerstag, 27.Juli, 17:55 Uhr

Bruno Fischer , Fellen im Spessart

Ring

Seit 1987 fahre ich nun regeslmäßig zu den Festspielen, heuer nicht.
Ich hab noch vom Ring 2022 die Nase voll, alle großen Ringszenen fanden einfach nicht statt.
Ich war mit meinem Sohn dort und wir haben immerhin weit über 2.000 € für den Mist bezahlt.
Diesem Ring hilft nichts egal was sich Herr Schwarz noch einfallen lässt. Ich hoffe er wird mangesl Interesse schon eher weider eingestampft!

Donnerstag, 27.Juli, 16:57 Uhr

Trappe

Besonderheit? Tempi passati!

Das, was Bayreuth zu bieten hat, findet man letztlich in jeder Stadt, die den Ring aufführt. Es ist nicht mehr jene Besonderheit, musikalische Weltansprüche und der Musik untergeordnete Regie in Bayreuth vereint zu finden. Warum also soll man sich bitte der Mühe unterziehen, um dann viel Geld (Hotel/Essen/überteuerte Karten) dort auszugeben. Andere Städte wie u.a. Berlin, München oder Zürich bieten tagsüber zudem höherwertigere kulturelle Sehenswürdigkeiten.
- Die Besonderheit Bayreuths ist unter der Herrin Katharina Wagner verloren gegangen.

Und besinnt sich bei jeder Kritik Jochen Kaisers, der einfach neben seines ÜBERragenden musikalischen Verständnisses auch die Aufführungen insgesamt richtig einzuordnen vermochte. Er hatte einfach Ahnung.

Donnerstag, 27.Juli, 13:14 Uhr

Herby Neubacher

Katzengold Bayreuth

War Ramsch ist Ramsch und bleibt Ramsch. Und hat mit Wagner nichts zu schaffen.

Donnerstag, 27.Juli, 12:47 Uhr

Fred Keller

BR Rheingold Übertragung

Selten habe ich, seit 1960, so ein belangloses Rheingold erlebt, bin nach dem Loge Monolog einfach ausgestiegen. Es reichte mir. Sowas von oberflächlicher Artikulation und musikalischer Langweile muss man erst finden. Wo sind denn die Korrepetitoren die mit dem Ensemble arbeiten, wenns der Dirigent nicht bringt. Bayreuth verkommt leider auch musikalisch.

Donnerstag, 27.Juli, 10:30 Uhr

Dr.Oswald Neumann

Rheingold Bayreuth 2023

Dieser Kommentar trifft ins Schwarz (-e).
Vielleicht hätte Schwarz nur das Rheingold inszenieren sollen. Das zumindest war dieses Jahr szenisch und musikalisch Weltklasse. Totgesagte leben eben doch länger.

Donnerstag, 27.Juli, 10:26 Uhr

Dr. Oswald Neumann

Rheingold

Eine hervorragende Würdigung des Bayreuther Rheingold 2023. Falls der Rest nicht so gut wird, Rheingold 2023 zumindest ist schlüssig und musikalisch überzeugend in diesem Jahr.

Donnerstag, 27.Juli, 09:14 Uhr

Gufo

Rheingold

Eine doch etwas einfache Auseinandersetzung mit der Darbietung der Sänger und des Orchesters unter dem Dirigat von Inkinen.

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