Festakt im Herkulessaal: Am Samstag wurden in München die Preise der Ernst von Siemens-Musikstiftung vergeben. Hauptpreisträger Sir Simon Rattle hat schon eine sehr konkrete Idee, wie er sein Preisgeld investiert.
Bildquelle: picture alliance/dpa | Peter Kneffel
Samstagabend, Foyer des Münchner Herkulessaals. Es ist viel los, der Saal ist voll. Und die Laune ist gut. Hier scheint die Kulturwelt in Ordnung. Mit so einem so potenten Partner wie der Siemens-Musikstiftung muss man sich schließlich keine Sorgen machen, oder? In insgesamt 34 Ländern ist die Stiftung aktiv, fördert dort vor allem die zeitgenössische Musik. Aber ob das reicht?
Die Stiftungsratsvorsitzende Tabea Zimmermann ist sich da nicht so sicher. Man sei insgesamt in einer "schwierigen Situation", sagt die Bratschistin. Die Politik zöge sich aus der Finanzierung nämlich immer weiter zurück. Da tue die Stiftung umso mehr Not. Ein seltener kritischer Ton auf dieser Preisverleihung. Ansonsten lässt man sich die Stimmung nicht vermiesen.
Hier gehts zum Programm des BR-Symphonieorchesters in der Saison 2025/26.
Simon Rattle dirigiert eine Gruppe von Musikerinnen und Musikern aus seinem BR-Symphonieorchester, inzwischen ja ein vertrautes Bild. Für die Preisverleihung hat er sich Musik von Schönberg ausgesucht, Lieblingskompositionen, die Rattle schon als Teenager im Liverpool der Siebziger geliebt hat.
Ganz so lang kennt ihn der Opernsänger Sir Willard White nicht. Aber doch so lange, dass er jetzt die Laudatio auf Rattle hält. Was Rattle so besonders mache, so White, das sei seine Fähigkeit, seine ganze Person, all sein Denken am Pult auf die Musikerinnen und Musikern zu übertragen. Das Ergebnis sei magisch.
Aktuell läuft eine Doku über Sir Simon Rattle beim Münchner DOK.fest. Mehr Infos finden Sie hier.
Viel will der so geehrte Pultstar darauf nicht sagen. Aber ein paar Worte werden es dann doch. Es sei eine große Ehre, in einer Reihe mit so viel tollen Musikerinnen und Musikern zu stehen, sagt Rattle in seiner Dankesrede. Bis 1973 reicht die Liste der Musikpreisträgerinnen und -träger zurück. Komponisten wie Leonard Bernstein zählen dazu, Instrumentalistinnen wie die erwähnte Tabea Zimmermann und natürlich auch der Dirigent Mariss Jansons, dessen Nachfolger Rattle seit 2023 am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunk ist.
Ich finde, er passt in diese Zeit.
Für Ilona Schmiel, Intendantin des Tonhalle Orchesters Zürich und Vorsitzende des siebenköpfigen Kuratoriums, das über die Preise entscheidet, ist er Aktuell genau der richtige. "Ich finde, er passt in diese Zeit", sagt sie. "Es jetzt besonders wichtig, dass man jemanden auszeichnet, der viele Brücken schlägt. Der tatsächlich, mit einem riesigen Repertoire, von der zeitgenössischen Musik bis hin zur Klassik ganz Vieles verbindet."
Die Siemens-Förderpreise gehen an Komponistinnen und Komponisten sowie Ensembles aus den USA, Frankreich, Norwegen und Thailand. Was sie mit ihrem Preisgeld anfangen, ist noch unklar. Hauptpreisträger Simon Rattle jedenfalls setzt das seine ein, um mit Musikern seines Orchesters ein Ensemble für historische Aufführungspraxis zu gründen. Neue Wege – für das BRSO und seinen 70-jährigen Chef.
Sendung: "Allegro" am 19. Mai ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)