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Doku über BRSO-Chefdirigent "Simon Rattle – Vom Glück des Dirigierens"

Simon Rattle ist einer der berühmtesten Dirigenten der Welt und Chef vom BR-Chor und BRSO. Eine neue Doku über ihn feiert jetzt Premiere beim DOK.fest in München. Regisseur Benedikt Schulte spricht im Interview über die berührendsten Momente beim Dreh.

BR-KLASSIK: Man spürt in dieser Doku den Wunsch von Simon Rattle, grundsätzlich ungefiltert und emotional an die Musik heranzugehen. Ich verstehe das so, als sollten wir alle mehr Mut dazu haben, uns einfach auf Musik einzulassen. Können Sie das bestätigen?

Benedikt Schulte: Das kann ich definitiv bestätigen. Wobei ich gar nicht weiß, ob so viel Mut dazugehört. Sich darauf einzulassen, sich vielleicht auch zu öffnen, einfach mal reinfallen zu lassen, da kann man sehr viel mitnehmen, wenn man sich beispielsweise mal einer Mahler-Symphonie aussetzt. Sie nimmt einen ja wirklich mit auf eine lange Reise durch Höhen und Tiefen emotionaler Natur. Das ist schon wirklich ein Erlebnis, nach dem man vielleicht nicht mehr ganz derselbe ist.

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SIMON! The Joy of Conducting | Trailer

Film über Weltklasse-Dirigent

BR-KLASSIK: Andererseits sagt das aber auch einer, der als Kind immer schon Musik im Kopf gehabt hat, wie er auch in der Doku sagt. Für den ist es wahrscheinlich noch einfacher, oder?

Benedikt Schulte: Ja, für ihn ist das wie die Luft zum Atmen. Aber das ist eben seine große Kunst, dass er es schafft, aus dieser professionellen Musiker-Bubble herauszutreten und die Leute einzuladen. Er spricht eigentlich mit seinem ganzen Sein eine Geste der Einladung an uns alle aus, Musik zu erleben.

Wie probt man mit einem neuen Orchester?

BR-KLASSIK: Eine ganz spannende Sache ist die Frage: Wie verhält sich Simon Rattle, wenn er zum ersten Mal vor einem Orchester steht?

Filmstill aus der Doku "Simon Rattle - Vom Glück des Dirigierens" | Bildquelle: Daniel Assmann KickFilm GmbH In der Doku wird der Musiker und Mensch Simon Rattle näher beleuchtet. | Bildquelle: Daniel Assmann KickFilm GmbH Benedikt Schulte: Soweit ich das mitbekommen habe bei den Proben und Konzerten, die wir begleiten durften, war es schon so, dass er das Orchester erstmal spielen lässt. Sich anhört: Was kommt da heute eigentlich? Und dann fangen wir an zu arbeiten. Er hat ja eine schöne Geschichte im Film erzählt. Ich glaube, da verrate ich jetzt nicht zu viel, wenn man da schon mal ein Beispiel nennt. Er war damals neu bei den Berliner Philharmonikern und wusste, da muss ich jetzt erstmal ankommen und erstmal zuhören. Er hat die Musiker:innen erstmal spielen lassen und nichts weiter gesagt als "Guten Morgen".

Regisseur Benedikt Schulte

BR-KLASSIK: War Rattle immer schon dieser Mensch mit dieser ungeheuren Gelassenheit, mit dieser Ruhe? Er scheint ja nie nervös zu sein. War er auch schon so, als er mit Mitte 20 Chef in Birmingham wurde?

Regisseur Benedikt Schulte | Bildquelle: Astrid Ackermann Benedikt Schulte, Regisseur der neuen Doku | Bildquelle: Astrid Ackermann Benedikt Schulte: Als er Chef in Birmingham wurde, das war 1980, da war ich noch nicht auf der Welt. Aber ich bin mir sicher, dass er schon immer eine recht klare Vorstellung hatte von dem, was er wollte. Und Nervosität kann ich mir auch nicht groß vorstellen. Aber man sieht schon auch, dass sich was verändert hat in puncto Gelassenheit. Man sieht es sogar in seinem Gesicht, würde ich sagen. Ich denke, dass sich ein junger Dirigent noch viel mehr vor seinem Orchester durchsetzen muss, um seine Klangvorstellungen zu verwirklichen. Heute mit 70 Jahren als Chef des BRSO bringen ihm die Musiker von sich aus alles, was sie geben wollen und wissen auch, was er braucht. Und das ist ein fast wortloses, gegenseitiges Sich-Verstehen.

Ich mag an Simon Rattle diese Zugewandtheit.
Benedikt Schulte, Regisseur der Doku

BR-KLASSIK: Was fasziniert Sie am meisten an Simon Rattle, an seiner Persönlichkeit?

Benedikt Schulte: Ich mag an ihm diese Zugewandtheit. Er stellt sofort eine Verbindung her und man hat sofort ein Gespräch, was interessant und offen ist. Und ich bin mir bewusst, dass er sehr viel mehr TV-Erfahrung hat als ich. Er hat ja schon sehr viele TV-Produktionen gemacht, viele Filme produziert. Aber er ist so großzügig, einen das nicht spüren zu lassen. Ich glaube schon, dass es manchmal Momente gibt, wo er schon schneller weiß als ich, was die nächste Frage von mir sein wird. Aber das lässt er mich nicht spüren, sondern gibt einem immer das Gefühl, diese Frage jetzt zum ersten Mal zu beantworten und gerade aus dem Moment etwas zu schöpfen.

Berührende Gespräche vor der Kamera

BR-KLASSIK: Was war Ihr schönster Moment beim Dreh?

Imogen Cooper in der Doku "Simon Rattle - Vom Glück des Dirigierens" | Bildquelle: Daniel Assmann KickFilm GmbH Imogen Cooper spricht in der Doku über Simon Rattle. | Bildquelle: Daniel Assmann KickFilm GmbH Benedikt Schulte: Wir haben auch viele Weggefährten von Simon Rattle interviewt und getroffen. Und da gab es einfach auch sehr schöne und berührende Gespräche, die auch die gegenseitige Wertschätzung sehr gut zeigen. Wie zum Beispiel mit der Pianistin Imogen Cooper in London, einer alten Freundin und musikalischen Partnerin von ihm. Das war ein sehr tiefes und interessantes Gespräch, von dem jetzt leider nicht mehr viel im Film drin ist. Aber trotzdem, das war eine sehr schöne Begegnung.

Premiere beim DOK.fest in München

"Simon Rattle – Vom Glück des Dirigierens"

Buch und Regie: Benedikt Schulte
Redaktion: Peter Rieckhoff (BR), Sylvia Griss (BR /ARTE)
Produktion: Kick Film GmbH in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk, in Zusammenarbeit mit Arte, C-Major Entertainment

Freitag, 16. Mai, 18 Uhr, Amerikahaus
Sonntag, 18. Mai, 18 Uhr, City 2

Sendung: "Allegro" am 15. Mai 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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