Sol Gabetta spielt das erste Cellokonzert von Dmitri Schostakowitsch seit ihrer Jugend und vergleicht das Werk mit einem wilden Pferd. Mittlerweile hat sie es gezähmt und spielt es auf Torunee mit der Staatskapelle Dresden. BR-KLASSIK hat sie verraten, wie sich Interpretation und Beziehung über die Jahre verändert haben.
Bildquelle: © Julia Wesely
Dvořák, Saint-Saëns oder Schumann? So wahnsinnig viel Auswahl haben Cellistinnen und Cellisten an wirklich bekannten Kompositionen nicht, wenn sie als Solist mit Orchester auftreten wollen. Im Vergleich zu Klavier- oder Violinkonzerten sind Cellokonzerte rar. Da bietet sich Dmitri Schostakowitsch im Jahr seines 50.Todestages gleich doppelt an: Immerhin hat er gleich zwei Cello-Konzerte geschrieben. Das erste, uraufgeführt im Jahr 1959, ist dabei das bekanntere und gehört uneingeschränkt zum Kanon für dieses Instrument; und wird so oft zum lebenslangen Begleiter für Cellistinnen und Cellisten.
"Ich glaube, es gibt fast jedes Jahr sicher zwei, drei Einladungen zu Orchestern, mit denen ich Schostakowitsch-Konzerte spiele", berichtet etwa die Weltklasse-Cellistin Sol Gabetta im Interview mit BR-KLASSIK. Sie kennt Schostakowitschs erstes Cello-Konzert dabei seit ihrer Jugend als Interpretin: "Ich war sehr, sehr jung, als ich es das erste Mal gespielt habe", erzählt sie. So 15 oder 16 Jahre alt sei sie gewesen als sie damit ihre ersten großen Wettbewerbe spielte, erzählt sie und vergleicht das Konzert mit einem Pferd, dass sie "batailliert" habe. So etwas prägt.
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Doch Schostakowitsch als Komponist ist Sol Gabetta noch aus einem anderen Grund nah: Sie studierte unter anderen bei Ivan Monighetti, der einer der letzten Schüler Mstislaw Rostropowitsch war für den Schostakowitsch wiederum besagtes Cello-Konzert komponiert hatte.
Also Grund genug für Sol Gabetta im Schostakowitsch-Jahr 2025 damit auf Tour zu gehen. Auch, weil das Konzert schon so lange Teil von Gabetta Repertoire ist: "Das ist sehr interessant, wie meine persönlichen Farben in diesem Konzert gewonnen haben", berichtet sie. Das jetzt zu hören, sei auch ein Beispiel dafür, wie sie grundsätzlich versuche, sich ihr Repertoire anzueignen. Wichtig dabei: Nicht immer eine Kopie ihrer alten Interpretationen spielen, sondern dem Stück durch die wachsende Lebenserfahrung und Musikerfahrung auch mehr Leben, mehr Konturen, mehr Visionen zu verschaffen.
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D. Shostakovich - Cello Concerto No. 1 in E-flat major, Opus 107 (Live)
Ähnliches beobachtet die Musikerin auch, wenn sie Tournee-Konzerte mit Gastauftritten vergleicht. Im zweiten Fall kommt sie für zwei oder drei Konzerte quasi zu Besuch zum Orchester, nach ein paar Proben wird das Konzert gespielt, danach ist es vorbei. Anders ist es, wenn sie – wie jetzt – mit der Staatskapelle Dresden unter Tugan Sokhiev auf Tournee geht: "Auf einer Tournee wächst man zusammen, man merkt, wie zwischen den Musikerinnen und Musikern eine Kommunikation entsteht."
BR-KLASSIK überträgt das Konzert mit Sol Gabetta und der Sächsischen Staatskapelle am 19. Mai, 20:03 Uhr, aus der Semperoper Dresden live im Radio.
Am 25. Mai, 20 Uhr, gastieren Orchester und Solistin in der Münchner Isarphilharmonie.
Sendung: "Allegro" am 15. Mai 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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