Ein Mega-Talent: Der 1996 in München geborene Bassist Nils Kugelmann gewann dieses Jahr den begehrten Europäischen Nachwuchspreis der Jazzwoche Burghausen und bestätigt mit seinem soeben erschienenen Debüt-Album "Stormy Beauty" seine Ausnahme-Klasse als Bandleader, Instrumentalist und Komponist ungewöhnlich eingängiger und raffinierter Stücke. Für BR-Klassik das Jazz-Album des Monats.
Bildquelle: Nils Kugelmann/ Act
Die Poesie der Feinstrukturen
"Stormy Beauty" Der Münchner Bassist Nils Kugelmann
Was für ein lyrischer und poetischer Anfang. Töne, die wie kleine Glaskugeln sacht eine Treppe herunter zu kullern scheinen. Und sofort fasziniert ihre schillernde Bewegung, die nie genau gleich bleibt und offenbar immer weiter geht. "About the Moment of Beginning", heißt das erste Stück dieses Albums. Schon der Titel des Stücks ist fein und poetisch. Und es ist ein auf Anhieb fesselnder Einstieg in dieses Album: "Stormy Beauty" vom Trio des Bassisten Nils Kugelmann. Als "aktuellen Senkrechtstarter der deutschen Jazzszene" hat eine Zeitung diesen jungen Münchner Musiker unlängst bezeichnet – und schön ist es, wenn ein Senkrechtstart musikalisch so raffiniert und geistvoll ist wie dieser.
Faszinierend, wie viel in den Stücken dieses Albums – zum Beispiel dem sich sofort ins Gemüt bohrenden Titelstück "Stormy Beauty" - in wenigen Sekunden passiert: an reaktionsschneller Interaktion, an witzigen, ja sogar vorwitzigen immer neuen Details. Spannend, die vielen Stimmungswechsel Ton für Ton zu verfolgen. Meisterhaft spielen diese drei Musiker zusammen. Neben Bassist Nils Kugelmann der Bassist Luca Zambito, ebenfalls noch in seinen Zwanzigern, und der Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber, Jahrgang 1992. Alle drei sind herausragende Musiker der Münchner Szene, die auch mit dem Europäischen Nachwuchspreis auf der Jazzwoche Burghausen 2023 auf sich aufhorchen ließen (den erkrankten Pianisten Luca Zambito vertrat hier der Gitarrist Philipp Schiepek).
Bildquelle: © Ralf Dombrowksy
52. Jazzwoche Burghausen
Nils Kugelmann Trio
Auch mal ein Bass-Solo Nils Kugelmanns gibt es, in augenzwinkernder Virtuosität. Doch die Hauptrolle dieses Leaders ist ganz offenbar diejenige des lustvollen Partners der anderen: ein Musiker, der Impulse gibt, Räume schafft und offenbar die Gabe hat, andere zu funkelnden Leistungen zu inspirieren. Das tut er nicht zuletzt durch seine Kompositionen: Hinreißend schön sind seine Stücke. Sie bieten einen Hörgenuss, der sich sofort erschließt, auch wenn die Kompositionen nun wirklich nicht einfach sind. Es gibt darin viele vertrackte Details, die der Band enorme Wachsamkeit und eine in jedem Augenblick punktgenaue technische Beherrschung der Instrumente abverlangt.
Nie aber wird dabei eine Passage zum Muskelspiel: Alles steht im Dienst der Stücke und ihrer zwingenden Atmosphäre. Besonders schönes Beispiel: das instrumentale Liebeslied „Song for a Golden Blossom“. Magisch: Töne als zarte, zaghafte Annäherung und als Ausdruck innig-bewegter Faszination. Jazz, der sinnlich, emotional und hochintelligent zugleich ist. Musik zum ständig staunenden Genießen – von drei Musikern, die man unbedingt weiter im Blick und im Ohr behalten sollte: Luca Zambito, Klavier, Sebastian Wolfgruber, Schlagzeug – und Nils Kugelmann, Bass – und Komposition. Große junge Meister raffinierter Schönheiten.
"Stormy Beauty"
Nils Kugelmann Trio
Nils Kugelmann, Kontrabass und Kompositionen; Luca Zambito, Klavier; Sebastian Wolfgruber, Schlagzeug.
ACT 9684-2 (LC 07644)
Sendung: Leporello, 09. Juli, 16:05 Uhr, BR-KLASSIK