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Zwei Jahre Ukraine-Krieg Geflüchtetes Mädchen bewahrt ihre Musikliebe

Am Samstag, den 24. Februar, jährt sich der russische Überfall auf die Ukraine zum zweiten Mal. Viele Menschen flüchteten aus dem Land. Unter ihnen war auch die 10-jährige Vira aus Kiew. Sie floh mit ihrem Cello nach Bayern.

07.09.2022, Ukraine, Charkiw: Ein Teddybär liegt auf einem Haufen Textilien während im Hintergrund Rettungskräfte an einem zerstörten Gebäude arbeiten, dass durch einen Raketenangriff des russischen Militärs schwer beschädigt wurde. Foto: David Ryder/ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bildquelle: dpa-Bildfunk/David Ryder

Bildquelle: dpa-Bildfunk/David Ryder

Vira ist zehn Jahre alt und spielt Violoncello, seitdem sie sieben ist. Das Mädchen sitzt neben ihrer Mutter am Küchentisch und übt auf dem Instrument. Mindestens eine halbe Stunde täglich. Heute feilt Vira an einer besonderen Spieltechnik, dem Vibrato. So unbeschwert wie jetzt konnte Vira nicht immer üben. Gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester floh sie 2022 aus der Ukraine in den Landkreis Regensburg. Dort fanden sie in einem Dorf eine kleine Wohnung. Doch das Cello wurde auf der holprigen Autofahrt so sehr beschädigt, dass es unbespielbar war.

Ich war sehr traurig, als mein Cello bei Fahrt aus der Ukraine kaputt gegangen ist.
Die 10-jährige Vira

Reparatur und Leihgabe

Dann aber kam Inna Jansky ins Spiel. Sie unterstützt in der Region Geflüchtete aus der Ukraine – zum Beispiel bei der Wohnungssuche oder bei Formularen und Anträgen. Sie hat Vira und ihre Mutter im Sommer 2022 kennengelernt. "Natürlich wollte ich gern helfen, weil Vira sehr talentiert ist und so gern Cello spielt." Also stellte sie einen Kontakt zu Geigenbauer Thomas Goldfuss in Regensburg her. Er begutachtete das Cello und wusste sofort: Da ist nicht nur der Wirbel gebrochen, sondern mehr kaputt. "Wir haben uns mit Handy und Übersetzungsprogramm verständigt", erinnert sich Thomas Goldfuss. Er hat das Instrument wieder hergerichtet. Zum einwandfreien Musizieren reichte das aber trotzdem nicht mehr. Deshalb gab ihr Thomas Goldfuss noch ein Cello als Leihgabe mit. "Wir mussten ihr einfach ein gutes Instrument geben. Damit es auch Spaß macht, weiter zu lernen und zu üben. Jetzt hat sie ihr eigenes Cello und das von uns."

Weiter Fahrtweg für das musikalische Hobby

Cello und Cellobogen | Bildquelle: picture alliance / ZB | Jens Kalaene Bildquelle: picture alliance / ZB | Jens Kalaene Mit dem geliehenen Cello spielt sie immer mittwochs in einer Musikschule in Regensburg, wo sie Unterricht bekommt. Um das sperrige Instrument nach der allgemeinen Schule zur Musiklehrerin zu bringen, nimmt Viras Mutter einige Strapazen auf sich. Die Familie wohnt nämlich sehr abgelegen im Regensburger Landkreis, hat kein Auto und ist auf Busse angewiesen. "Es ist unglaublich, wie stark der Wille ist, das zu machen. Die nehmen wirklich den ganzen Tag in Kauf für diese Fahrt, für diese halbe oder dreiviertel Stunde Musikunterricht", sagt Inna Jansky. Darum hält sie auch weiterhin Ausschau nach Wohnungen rund um Regensburg. Denn eine bessere Anbindung würde den Alltag der Familie erleichtern. Doch Vira ist jetzt erst mal froh, dass sie überhaupt wieder Cello spielen kann. "Ich spiele gerne Cello, weil es so einen schönen Klang hat. Und ich kann im Internet Noten suchen und moderne Lieder spielen." Zum Beispiel einen Walzer ihrer Lieblingskomponistin Olena Soloviova aus Odessa, der Partnerstadt Regensburgs.

Sendung: "Leporello" am 23. Februar ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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