Markgräfin Wilhelmine war ein Glücksfall für Bayreuth. Was die preußische Prinzessin zu Lebzeiten aus der damaligen Provinzstadt machte, ist bis heute in aller Pracht sichtbar: Gärten, Schlösser und ein Opernhaus von Weltruhm.
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Eigentlich sollte Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen Königin von England werden. Doch das englische Königshaus zögerte zu lange und ihr Vater, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm der Erste, verheiratete sie 1731 mit Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth. Kurz darauf verließ sie Berlin, betrat als neue Markgräfin das Bayreuther Schloss – und war entsetzt. "Wilhelmine schreibt davon, dass alles voller Spinnweben war, dass es zieht, dass die Wandbespannungen zerschlissen waren, also alles sehr vernachlässigt war", erzählt die Bayreuther Museumspädagogin Kornelia Weiß.
Das Alte Schloss beherbergt heute das Finanzamt. Nichts deutet mehr auf die Frau hin, die 22-jährig und schwanger hier ankam. Als Wilhelmine 26 Jahre später starb, wurde sie in der Schlosskirche direkt neben dem Schloss zu Grabe getragen. Bayreuth wandelte sich in diesem Vierteljahrhundert unter ihren Händen in eine Perle, die sich mit Höfen in ganz Europa messen konnte.
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Büste der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth | Bildquelle: picture-alliance/dpa "Wilhelmine war ein extremer Glücksfall für Bayreuth", so Kornelia Weiß. "Sie hatte auch Glück mit ihrem Mann Friedrich, der ihre Interessen geteilt hat, der sie unterstützt hat und ihr hier in Bayreuth ganz viele Möglichkeiten gegeben hat." Friedrich schenkte seiner Frau den Hofgarten Eremitage, in den sie später ein Schloss mit dem berühmten mosaikbesetzten Sonnentempel baute. Die als künftige Königin erzogene Prinzessin hatte in Berlin Instrumente und Französisch gelernt, gemalt und komponiert, zum Beispiel die Oper "Argenore".
Friedrich übertrug seiner Frau 1737 die Leitung des provinziellen Bayreuther Hoftheaters und der Hofmusik. "Sie hat durchgegriffen, hat neue Musiker nach Bayreuth geholt, und damit ist dann erst dieser ganze Wandel eingetreten", sagt Weiß. Wilhelmine gab viel Geld aus, um einen repräsentativen Hof zu errichten. Dazu gehörten auch zwei Ruinentheater in der Eremitage und im Felsengarten Sanspareil bei Wonsees. "Erstmal hat es Wilhelmine geschafft, ihre Interessen punktuell zusammenzuführen: Literatur, Theater und die Antike. Diese Felsentheater wirken so, als ob es ganz alte Bauten wären."
Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth | Bildquelle: picture-alliance/dpa Noch heute umweht der antike Charme die Ruinentheater, auf denen noch immer jeden Sommer Schauspieler agieren. Doch nichts von Wilhelmines Erbe ist so atemberaubend wie das Markgräfliche Opernhaus, das sie für die Hochzeit ihrer einzigen Tochter erbauen ließ. Im Wilhelmine-Museum im Neuen Schloss steht ein Modell davon, mit dem barocken Innenausbau aus bemaltem Holz. Es zeigt auch die Bühne und Bühnentechnik im Originalzustand. Ein Blick in die Vergangenheit, bedauert Kornelia Weiß: "Die gesamte Bühnentechnik ist zerstört, aber hier hat man den Versuch gemacht, wie es damals ausgesehen hat."
Das Neue Schloss in Bayreuth mit dem Wilhelmine-Museum wurde auch von der Markgräfin gebaut. Denn 1753 brannte ihre erste, ungeliebte Residenz nieder. Das war Wilhelmine ganz recht – einen Steinwurf entfernt ließ sie in nur vier Jahren ein neues Schloss errichten.
Bis heute ist Bayreuth Wilhelmine-Stadt – das Erbe der Markgräfin lockt jährlich tausende Besucher an. Auch Richard Wagner prüfte, ob er seine Opern im Markgräflichen Opernhaus aufführen könnte, doch es entsprach nicht seinen Vorstellungen. Findige Stadtväter boten ihm aber ein Grundstück auf dem Grünen Hügel an. Der Rest ist Geschichte.
Sendung: "Allegro" am 26. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 27.November, 13:16 Uhr
Klaus Thiel
Wilhelmine in Bayreuth
Hier wird allerdings unterschlagen, dass sie diesen unglaublichen Erfolg mit privatem Leid bezahlen musste !
SO glücklich war ihre Ehe jedenfalls nicht - ihrem Lieblingsbruder Friedrich hat sie sich da gern und schonungslos offenbart.
Mit Hans Hermann von Katte, der ihren Eltern nicht gut genug war, hätte sie es eindeutig besser gehabt.