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Sonntag, 11.12.2022

19:15 bis 19:30 Uhr

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Bildquelle: BR/SWR/Werner Meyer

Schätze der Welt - Erbe der Menschheit

Bikini Atoll (Marshall Inseln) - Von der Vertreibung aus dem Paradies

Das Bikini-Atoll war so etwas wie ein Paradies. Das winzige Atoll in der Weite des Pazifischen Ozeans symbolisiert den Umgang der Menschen mit der Natur. Über Jahrhunderte hinweg ernährten sich die Bewohner von Bikini von dem was auf der Insel wuchs und was das Meer ihnen gab. Ihre Abgelegenheit bewahrte sie vor Eroberungen, bis 1946. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs siedelten die Amerikaner die Einwohner um, machten daraus eine Militärbasis und unternahmen zahreiche Atombombentests.

Mitwirkende

 
Redaktion Gábor Toldy
Das Bikini Atoll war so etwas wie ein Paradies. Das winzige Atoll in der Weite des Pazifischen Ozeans symbolisiert heute den Umgang der Menschen mit der Natur. Über Jahrhunderte hinweg ernährten sich die Bewohner von Bikini von dem was auf der Insel wuchs und was das Meer ihnen gab. Ihre Abgelegenheit bewahrte sie vor Eroberungen. Ende des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem benachbarten Atoll 8.000 Japaner getötet. Am nächsten Tag lief ein Kriegsschiff der US-Flotte Bikini an. 1946 versammelte US-Kommandant Wyatt die Bewohner und fragte, ob sie gewillt seien ihre Heimat vorübergehend zu verlassen, damit die amerikanische Armee Atombomben testen könne, "um diese enorme und zerstörerische Gewalt in etwas Gutes für die Menschheit zu verwandeln". Es war eine rhetorische Frage, die 167 Einwohner hatten keine Wahl. Ihre Heimat wurde zu einer amerikanischen Militärbasis. 77 ausgemusterte Kriegsschiffe wurden als Testziele für die "Operation Crossroads" verankert. Im Juli 1946 explodierten die ersten Atombomben auf dem Bikini Atoll. Bis 1958 wurden weitere 21 Wasserstoffbomben getestet. Die tödlichste davon war "Bravo". Ihre Vernichtungskraft war tausendmal stärker als die der Hiroshima Bombe. Die Explosion zerstörte drei kleine Inseln und hinterließ einen zwei Kilometer breiten Krater. Währenddessen wurden die Bikinianer von Insel zu Insel umgesetzt. Die Vertreibung endete auf Kili. Sie waren von Lebensmittellieferungen der Vereinigten Staaten abhängig. 1968 ordnete US-Präsident Johnson ihre Rückkehr an. Doch die Radioaktivität war zu hoch. Die Menschen mussten ihre Heimat ein zweites Mal verlassen. Heute leben viele Nachfahren der ursprünglichen Bewohner auf der Hauptinsel Majuro. Die Arbeitslosenquote liegt bei 40 Prozent, der Mindestlohn bei zwei Dollar die Stunde. Ein Treuhandfond zahlt jedem Nachkommen von Bikini jährlich 600 Dollar Kompensation. Doch der Verlust, den sie ertragen, ist damit nicht beglichen - die Sehnsucht nach ihrer Heimat nicht erloschen. Bikini, 2010 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt, ist heute vom Ansteigen des Meeresspiegels bedroht. "Als Weltkulturerbe soll Bikini Atoll uns alle an die Notwendigkeit von Frieden und die Abschaffung von Massenvernichtungswaffen ermahnen. Bikini wird dann das Versprechen einlösen, für das wir vor 65 Jahren unsere Heimat verlassen haben: zum Wohle der Menschheit und der Beendigung aller Weltkriege."

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