Bildquelle: Dario Acosta
Es ist nicht das erste Mal, dass Mariss Jansons mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ein Werk von Jörg Widmann aufführt. 2008 hoben die Musiker Widmanns mittlerweile vielgespielte Konzertouvertüre "Con brio" aus der Taufe - eines jener Auftragswerke, die den Beethoven-Zyklus von Jansons aus zeitgenössischer Perspektive kommentierten. Nun präsentiert Jansons ein weiteres Erfolgsstück des 44-jährigen Münchners, seinen "Trauermarsch" für Klavier und Orchester. Geschrieben hat Widmann dieses ungewöhnliche Klavierkonzert für den usbekisch-israelischen Tastenvirtuosen Yefim Bronfman, der wie bei der Berliner Uraufführung 2014 auch in München den anspruchsvollen Klavierpart übernimmt. Widmanns "Trauermarsch" ist ein raffiniertes Spiel mit der Tradition, das die Nähe von Brahms, Rachmaninow und vor allem Mahler sucht, aufgreift und bricht. Ekstatische Klangballungen und mystische Momente machen die emotionsgeladene Partitur zu einem packenden Hörerlebnis. Mit diesem attraktiven Stück Neuer Musik schlägt Jansons kühn einen Bogen zum langsamen Satz der "Großen C-Dur-Symphonie" von Franz Schubert, der gleichfalls von einem wehmütig schreitenden Duktus geprägt ist. Während Widmann die Vergangenheit reflektiert, stößt Schubert mit seinem grandiosen Wurf in die Zukunft vor und weist mit machtvollem Posaunenklang auf Bruckner voraus.