BR-KLASSIK

FESTSPIELZEIT BBC Proms

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Ein ganz besonderes Klassik-Event gab es im Rahmen der BBC Proms am 16. Juli in der Londoner Royal Albert Hall: Der 46-jährige Finne Pekka Kuusisto leitete die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen in einer unkonventionellen Interpretation der Ersten Sinfonie von Beethoven und spielte die Solovioline in den "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi. Aber Kuusisto wäre nicht der originelle Kopf, der er ist, wenn er den Continuo-Part in Vivaldis Hits wie üblich einfach nur vom Cembalo hätte untermalen lassen. Stattdessen hatte Kuusisto dafür den jungen schwedischen Cister-Spieler Ale Carr engagiert, einen eingefleischten Folk-Musiker, der auf seiner historischen Langhalslaute bei Barockmusik noch nie in einer traditionellen Continuo-Gruppe mitgewirkt hatte. Das Ergebnis war ein Feuerwerk an Improvisations-Kunst mit Einlagen aus Beethovens Siebter Sinfonie, aus "The lark ascending" von Ralph Vaughan Williams oder aus schwedischen, finnischen und österreichischen Volksweisen. Ein Fest für die Bremer Musikanten und fürs Londoner Publikum, das der begnadete Animateur Kuusisto nicht nur zu einem Überraschungscoup in Beethovens Erster, sondern vor allem in der umwerfenden Zugabe zum Mitsingen anstiftete. Passend zu den Naturstimmungen in Vivaldis "Jahreszeiten" setzte Kuusisto ein lautmalerisches Streicherstück der schwedischen Komponsitin Andrea Tarrodi an den Anfang seines reizvollen Programms: Zu "Birds of Paradise" hatte sich Tarrodi von einer Episode aus der BBC "Planet Earth"-Dokuserie mit dem legendären Richard Attenborough als Erzähler inspirieren lassen - das Proms-Publikum konnte sich denn auch an paradiesischen Vogelgesängen erfreuen.